Die USA üben zur Zeit ziemlichen Druck auf den Irak aus. Was Iraki Normalverbraucher (dessen Heimat nunmal der Irak ist und der mit Saddam Hussein ja nicht einverstanden sein muss) wohl empfindet, wenn die letzte Supermacht ganz offen von einem Krieg gegen sein Land spricht, weil sein präsidialer Diktator der Familie Bush nicht passt?
Wie war das denn damals 1990/91, als der Irak zum neuen Erzfeind der USA wurde?
Am 1. August 1990 besetzte der Irak Kuwait.
Militärisch war das kein Problem, der Irak hatte damals eine der stärksten Armeen im Nahen Osten mit Kampfpanzern, sowjetischen und französischen Kampfflugzeugen und Luftabwehrraketenbasen.
Die Invasion wurde vom UNO-Sicherheitsrat einstimmig verurteilt. Die Sowjetunion und die USA (damals war George Bush Präsident, der Vater des US-Präsidenten George W. Bush) forderten gemeinsam den Rückzug der irakischen Truppen.
Das war das Pech oder der Fehler Saddam Husseins: Der Kalte Krieg war zu Ende und die Sowjetunion konnte nicht mehr den Gegenpol zur USA stellen. Damit brachen langgeübte Nachkriegstraditionen mit Stellvertreterkriegen weg. Und die Sowjetunion hatte sehr schnell die Position der USA bezüglich Kuwaits eingenommen.
Und Saddam sah sich durch den Ersten Golfkrieg gegen den Iran (siehe bei <a href="weltgeschichte.shtml" target="_blank"> Weltgeschichte in den W-Akten</a> ihm dass dann doch nicht durchgehen, zumal sich ja die weltpolitische Lage drastisch geändert hatte. Und die USA (besonders ihr Präsident George Bush) waren sich damals schon sehr bewusst, dass ohne Erdöl bei ihnen nichts geht. Und wenn das am Ende in der Hand eines Landes ist...
Übrigens glaubt George W. Bush im Jahre 2002 noch viel mehr, dass ohne Erdöl nichts geht. Er war ja mal im Ölgeschäft und seine Beraterin Condoleezza Rice ist eine ehemalige Managerin des Ölkonzerns Chevron. Nach ihr wurde sogar eine Tanker benannt)
Die Besetzung Kuwaits hatte noch andere Gründe: Für Bagdad verbesserte sich der Zugang zu Meer.
Der Irak hat nur zwei Häfen am Golf. Basra liegt 100 Kilometer stromaufwärts aber am andren Ufer ist der Iran und mit dem stand der Irak ja zuvor auf Kriegsfuß.
Der zweite Hafen ist Umm Qasr, der ist aber nur entlang der kuwaitischen Gewässer erreichbar.
Zudem kamen noch die 30 Milliarden Dollar Schulden des Landes aus dem Iran-Krieg dazu. Der Irak erwartete von seinen damaligen arabischen Verbündeten Hilfe dafür, dass er die Islamische Revolution aus dem Iran "gestoppt" hatte. Allerdings waren die Arabischen Staaten mit dieser Deutung der Geschichte nicht (mehr) einverstanden.
Saddam Hussein sah dies als Provokation und Verrat, zudem Kuwait auch noch die Ölpreise verdarb. Die Situation eskalierte, es wurde verhandelt, aber nicht zur Zufriedenheit des Iraks.
Also erfolgte nach einigen Grenzverletzungen am 1.August 1990 um 22:30h die Invasion Kuwaits.
Am 8. August kamen US-Truppen zum Schutze Saudi-Arabiens in den Nahen Osten.
Und Ende November 1990 wurde dem Irak ein Ultimatum gestellt: Bis am 15. Januar 1991 müsse Kuwait geräumt sein. Sonst würde die UNO Kuwait mit militärischer Gewalt befreien.
Da Saddam die Frist verstreichen ließ, bzw. die Existenz Israels mitverhandeln wollte kam es zu keiner Einigung.
In der Nacht zum 17. Januar 1991 begannen die Alliierten unter dem Oberkommando der USA mit Luftangriffen.
Es war die Stunde des Fernsehsenders CNN, der seinen Reporter Peter Arnet in Bagdad hatte und der Live-Bilder von den Angriffen bringen konnte.
Durch die Angriffe sollten auch die Basen der Scud-B Raketen Bagdads vernichtet werden. Allerdings gelang dies nicht und Saddam und feuerte Scud-Raketen auf Israel ab. Durch Patriot-Raketen konnten die Scuds z.T. noch in der Luft zerstört werden.
Die Sorge Israels war ein Gasangriff. Und Gasmasken erlebten eine hohe Nachfrage. Zwar erfolgte keine Gasangriff des Iraks auf Israel, aber es gab dennoch israelische Tote, da diese die Gasmasken in der Panik falsch angelegt hatten und dabei erstickten.
Bis zum 20. Februar wurden ca. 2000 Lufteinsätze pro Tag geflogen. U.a. wurden sogenannte "smart bombs" eingesetzt, die ihr Ziel (und nur dieses) trafen. Allerdings gab es auch die üblichen "stupid bombs, die ganz klassisch alles in Schutt und Asche legen was ihnen in den Weg kommt. Im Rückblick kann man nicht wirklich von einer "Chirurgischen Kriegführung" sprechen.
Jedenfalls hatte der Irak am Ende der Luftangriffe jegliche Lufthoheit und Flugabwehr verloren und die NATO leere Waffenlager. Die Gelegenheit für Waffenhersteller und eigentlich auch für die Sowjetunion ;-)
Am 23. Januar begann die alliierte Bodenoffensive mit 700.000 Mann. Die alliierten Truppen unter General Norman Schwarzkopf begannen ein Umfassungsmanöver und besetzten Kuwait-City.
Die irakischen Truppen setzten beim Rückzug kuwaitische Ölfelder in Brand und verursachten eine Umweltkatastrophe.
Die irakische Armee war den alliierten Streitkräften technisch vollkommen unterlegen. Die USA konnten ihre Spionagesatelliten einsetzen. Sie hatten, u.a. Apache-Hubschraubern,FLIR-Nachtsichtsensoren und lasergelenkten Hellfire-Raketen mit denen sie irakische Panzer aus 8 km Entfernung vernichten konnten. Auch GPS ist in der Wüste sehr hilfreich.
Grosse Teile der irakischen Armee wurden umgangen und die Alliierten standen kurz vor der Hauptstadt. Aber am 28 Februar 1991, kurz vor Bagdad, bekam der Norman Schwarzkopf den Stop-Befehl.
Mindestens 100.000 irakische Soldaten und ca 130 alliierte Soldaten starben. Allerdings ist noch eine hohe Zahl der US-Soldaten inzwischen am Golfkriegssyndrom (verursacht durch Uranhaltige Munition und durch irakisches Giftgas) erkrankt.
Die kurdische Minderheit im Norden und die schiitische Minderheit im Süden des Iraks versuchten die Schwäche der irakischen Armee zu nutzen, erhielten aber keine Unterstützung der der Alliierten und scheiterten.
Die Sache war für die USA aus strategischer und wirtschaftlicher Sicht erfolgreich.
Die Golfstaaten kauften all die neuen High-Tech-Waffen, die USA stationierte Truppen in der Golfregion, schön nahe am Öl.
Allerdings blieb Saddam Hussein im Amt, warum er damals "laufengelassen" wurde, darüber lässt sich nur spekulieren.