Almsommer am Hochgründeck. Die Fußwallfaht 2021 der Blindenpastoral Linz.

Nach fast genau 5 Jahren (02.07.2016) war es wieder so weit. Monika Aufreiter, Leiterin der Blindenpastoral in Linz, organisierte zusammen mit tatkräftiger Unterstützung von Alfons Aufreiter die Fußwallfahrt auf das Hochgründeck in St. Johann im Pongau (Salzburg).

Am Samstag, 10.07.2021 trafen sich 14 gutgelaunte Pilger beim Treffpunkt für Blinde und Sehbehinderte am Hauptbahnhof Linz. Sie fuhren mit dem Zug bis nach Salzburg und stiegen dort in die Zuggarnitur nach St. Johann um. Dort erwartete uns schon eine fünfköpfige Pilgergruppe aus der Steiermark (Graz und Leoben) die mit auf das Hochgründeck marschierte. Außerdem erwartete uns Robert und seine Freunde von der Bergrettung St. Johann im Pongau, die uns die 2 Tage kräftigst unterstützten.

Es ist die Fußwallfahrt 2016 auf das Hochgründeck noch allen in Erinnerung. Damals attackierte beim Abstieg eine Mutterkuh 5 Teilnehmer der Pilgergruppe und verletzte dem Blindensellsorger Franz.

Nachdem das Gepäck für das Heinrich Kiener Haus am Hochgründeck im Fahrzeug der Bergrettung verstaut war und sie uns einige Höhenmeter nach oben fuhren, konnte die Wanderung beginnen. Zwischen St. Johann im Pongau und den Heinrich Kiener Haus besteht doch ein Höhenunterschied von ungefähr 1.200 Meter.

Der Wettergott meinte es am Samstag sehr gut mit uns und wir hatten den ganzen Tag Sonnenschein. Die Strecke ist doch sehr anspruchsvoll. Aber auf dem Forststraßen und sschattenspendenden Waldpassagen war das Marschieren keine so große Anstrengung.

Außerdem wartete Robert immer bei Ausstiegen aus Waldpassagen auf die Gruppe um zu sehen, ob alles in Ordnung ist und ob vielleicht einige ein Stück des Weges fahren möchten.

Nachdem alle das Heinrich Kiener Haus am Hochgründeck, ein Grasberg, erreicht hatten war eine gemütliche Rast angesagt. Und man konnte die grandiose Aussicht auf 300 Berggipfel oder in die sehr tief untenliegenden Täler genießen.

Das Heinrich-Kienerhaus liegt auf 1.800 m Seehöhe umgeben von Almweiden auf dem Hochgründeck, das zu den am höchsten bewaldeten Bergen Europas und den schönsten Aussichtsbergen Österreichs zählt.

Es ist weithin bekannt für seinen überwältigenden Panoramarundblick. Über das Salzachtal mit Hochkönig ,Tennengebirge und Berchtesgadener Alpen, den Hohen Tauern mit dem Großglockner,dem Dachsteingebirge bis zu den Kärntner Gipfeln erfasst das Auge über dreihundert Bergspitzen.

Ein besonderes Erlebnis sind hier die Sonnenauf und -untergänge.

Jetzt hieß es auch Abschied nehmen vom Komfort von zu Hause. Jetzt war kaltes Wasser zum Waschen, Stockbetten und ökologisches Plumsklo, ohne Herzerl in der Tür, angesagt. Schließlich waren wir ja eine Pilgergruppe und 2 Tage Schlichtheit sollte uns nicht schaden. .

Das Heinrich Kiener Haus zählt zu den ökologischsten Häusern in den Alpen.

Der Strom wird nicht, wie zumeist auf Schutzhütten üblich, von einem Stromaggregat, sondern mittels Solaranlagen, Fotovoltaikanlagen und einem Windkraftwerk gewonnen. Der so erzeugte Strom wird in Batterien gespeichert. Somit ist auch in Schlechtwetterzeiten die Hütte stets bestens versorgt.

Mittels Solarluftkollektoren wird das Haus stets mit Frischluft versorgt. Im Winter wird so die Hütte vor starkem Ausfrieren geschützt, im Sommer das Raumklima in Gaststube und Küche verbessert.

Im Dachboden befindet sich ein 500-Liter-Hygienepuffer, der für hygienisches Heißwasser sorgt. Eine weitere Energiequelle ist der Küchenheizungsherd. Die überschüssige Wärme, die beim Arbeiten in der Küche entsteht, wird in den Puffer gespeist. Erreicht der Puffer die Höchsttemperatur, so geht die Wärme in den Heizkreislauf. So sind auch die Zimmer und Lager stets beheizt.

Eine bahnbrechende Erfindung des Hüttenwirtes sind die „Komposttoiletten“ in der Hütte und zusätzlich im Freien. Die Komposttoilette ist eine Toilettenanlage, die sich im Haus befindet und in der auch Küchenabfälle mitkompostiert werden können. Die Rotte, die in der Anlage entsteht, wird als Dünger für die Forstkulturen verwendet und als Schutz für die Bäume vor Verbiss von Schafen und Wild. Außerdem entwickelte der Wirt eine „Grauwasseranlage“, in der die Abwässer aus Küche und Waschraum in sieben Stufen gereinigt werden.

Später versammelten sich alle beim Gipfelkreuz (1.827 m) und der Blindenseelsorger Franz hielt eine Andacht, die zum Nachdenken anregte. Es war ein besonderes Erlebnis am Gipfel zu stehen und Franz zuzuhören. Umgeben von Almweiden auf dem Hochgründeck, das zu den am höchsten bewaldeten Bergen Europas und den schönsten Aussichtsbergen Österreichs zählt. Dazu kam noch die wunderbare Stille der Alpen.

Abends, in der gemütlichen und geheizten Stube der Schutzhütte wurden 3 Sechziger nachgefeiert. 1961 scheint ein guter Jahrgang gewesen zu sein. Bis Jahresende kommen noch weitere Sechziger dazu. Und wer diese Gruppe kennt, der weiß auch, wer das Licht abgedreht hat.

Das Wetter meinte es am Sonntag nicht so gut mit uns. Das merkten schon die Frühaufsteher, die den Sonnenaufgang am Gipfel miterleben wollten. Sie marschierten um 04:40 Uhr los und waren nach 15 Minuten schon wieder zurück. Jedenfalls konnten sie es sich bis zum Frühstück um 8 Uhr im Bett noch gemütlich machen.

Im leichten Regen marschierten wir zur St. Vinzenz Friedenskirche. Sie ist die Privatkapelle des Heinrich-Kiener-Hauses und liegt unweit des Gipfels oberhalb der Hütte auf 1.808 m Seehöhe. Dort wurde um 10:00 Uhr mit Blindenseelsorger Franz die Eucharistie gefeiert. Dabei wurde auch an die Gedacht, die nicht mehr dabei sein konnten. Anschließend erzählte der Erbauer der Holzkirche, Hermann Hinterhölzl sen. Die Geschichte seiner Kirche und man spürte, dass man einen besonderen Menschen vor sich hat.

Die Geschichte der St. Vinzenz Friedenskirche am Hochgründeck.

Gleich oberhalb der Hütte steht auf dem Westgipfel, einem geomantischen Kraftplatz die baulich interessante Friedenskirche. Bis ins Detail symbolisch gestaltet soll diese Kirche die Vision umfassenden Friedens zwischen Menschen aller Völker und Religionen in Harmonie mit der Schöpfung sichtbar machen.

Im Sommer 2003 begann der Hüttenwirt des Heinrich Kiener Hauses, Hermann Hinterhölzl sen. mit dem Bau der Friedenskirche am Hochgründeck. Sie wurde von ihm in Eigenarbeit nach eigenem Entwurf, ganz aus Holz in Ständerbauweise errichtet. Das Holz, als Symbol der Schöpfung, stammt aus der unmittelbaren Umgebung. Der Bau entstand aus einem Miteinander vieler Menschen, die durch Arbeitsleistung oder Spenden zur Errichtung beitrugen.

Am 5. September 2004 wurde die Kirche von Erzbischof Alois Kothgasser im Rahmen einer feierlichen Bergmesse dem heiligen Vinzenz, dem Patron der Forstleute, geweiht.

Die Kirche ist bis ins kleinste Detail der Form und der Maße symbolisch gestaltet. Sie hat den Grundriss in Form eines gleichseitigen Kreuzes. Diese Kreuzesform hat, zählt man Innen- und Außenwinkel, zwölf Eckpunkte. Die Zahl zwölf steht für die zwölf Apostel als Fundamentsteine der christlichen Gemeinschaft. Ihre Namen sind in die Wände eingeschnitzt. Ebenso steht die Zahl zwölf für die zwölf Stämme Israels, deren Namen in die tragenden Außensäulen der Kirche eingekerbt sind.

Die Mitte des Raumes öffnet sich nach oben in den mit einem Kreuz gekrönten Turm. Hier hängt eine der größten Glocken des Salzburger Landes mit einem Gewicht von 1.040 kg.

Der Altar besteht aus einer 365 kg. schweren Granitplatte, die auf drei Granitfindlingen ruht. In den Altar eingelassen ist eine Reliquie der Heiligen Edith Stein.

Die Bestuhlung ist aus fünf verschiedenen Hölzern, als Symbol für die Bewohner der fünf Erdteile und Hautfarben, gefertigt. Das rötliche Apfelbaumholz für die Ureinwohner Amerikas, die braune Eiche für die Aborigines Australiens, der dunkle Nussbaum für die Afrikaner, die gelbliche Bergulme für die Asiaten, der weiße Ahorn für die Europäer.

Die Kirche steht an einem Platz mit einem außergewöhnlichen Panoramarundblick. Sie steht immer offen und wird von vielen Gästen und Einheimischen besucht. Sie ist Station des St. Rupert Pilgerweges.

Leider ist die Kirche auch Ziel von Menschen, die nichts Gutes im Schilde führen. Es wurden schon einige Gegenstände aus der Kirche gestohlen.

Dann begann der große Aufbruch und die Pilger machten sich auf dem Heimweg. Die guten Marschierer gingen direkt vom Schutzhaus Richtung Vogei Hütte los und die anderen wurden ein Stück nach unten gefahren. Es kamen alle durchnässt aber glücklich und zufrieden bei der Vogei Hütte an. Die Vogei Hüttn befindet sich an der Bergstation des ehemaligen Hahnbaum-Sesselliftes auf 1 130 m Seehöhe.

Bei der Vogei Hütte wartete bereits Robert und nach einer kleinen Rast wurden die Pilger zurück zum Bahnhof in St. Johann im Pongau gefahren. Die Fußwallfahrt endete am Sonntag mit der Ankunft am Linzer Hauptbahnhof um 19:28 Uhr.

Ein ganz großes Lob gebührt Elisabeth aus Graz. Die mit 84 Lebensjahren diese Wallfahrt mitgemacht und sehr viel positives in die Gruppe gebracht hat.

Ein großes Danke an die Begleitpersonen, ohne denen ein solches Unternehmen nicht möglich wäre.

Weiters ein großes Danke an Robert und seinen Freunden von der Bergrettung St. Johann im Pongau. Ohne deren Unterstützung wäre eine solche Wallfahrt für einige nicht möglich gewesen. Sie hatten immer ein Auge auf uns.

Ein großes Danke an das tolle Team vom Heinrich-Kiener-Haus mit Hermann Hinterhölzl jun. als Chef.

Und natürlich auch an Monika und Alfons ein großes Danke. Ohne deren Engagement wäre ein solches Unternehmen nicht zustande gekommen.

Die Pilger freuen sich schon auf ein Wiedersehen am Hochgründeck. Schließlich wollen sie das Hüttenfeeling genießen und einige haben die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch den Sonnenaufgang am Hochgründeck zu erleben.

© Juli 2021 Gerhard Hojas

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