Am Samstag, 25.01.2025 ging es wieder einmal nach Graz. Martin hatte alles gut organisiert und so stand auch das ÖBB-OS (ÖBB-Operative Services – vorher MUNGOS)pünktlich beim Treffpunkt am Hauptbahnhof Linz. Sie brachten uns zum barrierefreien Abteil beim Zug und unterstützten Martin mit der Hebebühne beim Einsteigen in das Zugabteil. Auch die Zugbegleiterin war zur Stelle und betreute uns während der 3 Stunden Fahrt vorzüglich. Auch das Bordservice war sehr zuvorkommend und hilfsbereit.
In Hinterstoder stieg Katharina, die Assistentin von Martin zu und so verlief die Fahrt sehr kurzweilig.
Die Pyhrnbahn bietet viele malerische Abschnitte, aber einer der schönsten Streckenabschnitte liegt zwischen Kirchdorf an der Krems und Selzthal. Hier führt die Bahn durch das beeindruckende Steyrtal und die Urlaubsregion Pyhrn-Priel. Besonders sehenswert sind die Abschnitte rund um Klaus und den Bosrucktunnel, wo die Bahn durch die Ennstaler Alpen fährt
Die Landschaft ist geprägt von Bergen, Tälern und Flüssen, und die Fahrt bietet atemberaubende Ausblicke auf die Natur. Es ist eine wunderbare Strecke, um die Schönheit der österreichischen Alpen zu genießen.
Dazu gehört auch die Fahrt durch dem Bosrucktunnel. Der Bosruck-Eisenbahntunnel und die beiden Röhren des Bosruck-Straßentunnels unterqueren den Bergstock des Bosruck in den westlichen Ennstaler Alpen. Sie verbinden die Bundesländer Oberösterreich und Steiermark. Der 4.766 m lange Bosruck-Eisenbahntunnel verbindet die Bahnhöfe der Pyhrnbahn Spital am Pyhrn und Ardning.
Er wurde in den Jahren 1901 bis 1906 im Rahmen des großen staatlichen Investitionsprojekts „Neue Alpenbahnen“ für die k.k. Staatsbahnen errichtet, nachdem mehrere Trassenvarianten über den Pyhrnpass verworfen worden waren.
Es ist noch gar nicht so lange her und man konnte die Fenster des Eisenbahnwagens öffnen und wenn man durch so alte Tunnels fuhr hatte man immer den modrigen Geruch in der Nase und eine erfrischende kühle Brise wehte durch den Waggon. . Mit den alten Cityshuttles hat man das Feeling auch noch heute.
Der erste Halt in der Steiermark ist beim Bahnhof Selzthal. Dieser Bahnhof verbindet die durchgehende Rudolfsbahn mit der Pyhrnbahn und der Ennstalbahn.
Er ist somit ein wichtiger Eisenbahnknoten im östlichen Ennstal. Er gehört zu den denkmalgeschützten Objekten in Selzthal. Besonders schön ist der Jugendstil-Wartesaal.
Der alte Bahnhof in Selzthal sollte ursprünglich den Namen Liezen bekommen, da vor dem Bau eine Gemeinde Selzthal noch nicht bestand. Selzthal ist erst durch den Bau der Kronprinz-Rudolf-Bahn, Strecke Weyer-Rottenmann, entstanden.
Wenn man keine durchgehende Zugverbindung zwischen Linz und Graz wählt sollte man nicht vergessen in Selzthal Umzusteigen. Jetzt gibt es wieder je 4 durchgehende Verbindungen in beide Richtungen.
Was kann man zu Rottenmann, dem nächsten Halt Richtung Graz, sagen? Vielleicht können sich ältere Spieler am PC erinnern. Von Rottenmann ging das erste Simulationsspiel „SimsCyty“ in die Welt (1989).
Ab Rottenmann macht der Zug dann auch Tempo. Zwischen Rottenmann und Leoben ist hier die schnellste Teilstrecke auf der Pyhrnbahn.
Je näher wir Graz kamen desto mehr Erinnerungen machten sich in mir breit. Das begann bereits in Bruck und Frohnleiten mit ihren Papierfabriken. Die gehörten früher alle zur Leykam Mürztaler Gruppe und da habe ich meinen ersten Beruf als Maschinenschlosser erlernt. In Frohnleiten war auch unser Haustischler zu Hause. Er hatte immer furchtbare Angst das er beim Schwarzarbeiten erwischt wird. Deswegen durften wir seine Arbeiten immer nur in der Nacht abholen und bei völliger Dunkelheit, also ohne Licht. Er kannte sich in seiner Werkstatt ja aus, wir aber nicht. Das waren schmerzhafte Erinnerungen mit vielen blauen Flecken. Oder wenn der Lichtkegel eines Autos auftauchte mussten wir uns sofort verstecken. Aber er hat sehr gut und sehr genau gearbeitet. In 40 Jahren haben sich keine Fenster, Türen oder Balken verzogen.
Bekannt ist Frohnleiten auch dafür, dass es einen Abgang vom Hauptplatz gibt, der beheizt ist. Das rührt vom ehemaligen Reichtum der Stadt, der sich einst auf die Mülldeponie bezog. Eine Fußbodenheizung für den Hauptplatz, wie vielfach kolportiert wird, gibt es jedoch nicht. Frohnleiten ist auch die einzige Stadt im Bezirk Graz- Umgebung.
Dann fuhren wir durch Peggau. Hier befindet sich eine Zementfabrik. Früher war das die Mayr-Melnhof & Co Zementfabrik. (MM Zement). Da liefen alle mit weißen Kapperln mit der Aufschrift MM Kalk herum.
In Peggau befindet sich auch der 2. Zugang zur Lurgrotte, einer Tropfsteinhöhle. Bis 1974 konnte man die Lurgrotte von Semriach bis nach Peggau durchwandern. Durch das schwere Hochwasser im Jahr 1974 wurde ein Teil der Grotte verschüttet.
Die Lurgrotte hat eine Gesamtlänge von 10,2 km und ein Niveaudifferenz von 273 m. Die Länge des Schau- höhlenbereichs beträgt 4,286 m.
Die Besonderheiten sind vom Eingang Semriach aus zu besichtigen: größter, frei hängender Tropfstein der Welt und einer der zehn größten Höhlendome der Welt und vom Eingang in Peggau kommt man nach 2 km zum Blocksberg.
Der Zugang in Semriach ist barrierefrei und auch mit Rollstühlen zu befahren. Auch Blinde und Sehbehinderte sind immer wieder von den Führungen durch die Grotte überrascht. Als ich vor einigen Jahren mit Julia eine eigene Führung bekamen konnten wir nur wenige Zentimeter über uns an der Decke die kleinen Fledermäuse beobachten. Für mich ist es immer noch ein Rätsel wie die sich an der glatten Decke festkrallen konnten.
Dank des unermüdlichen Einsatzes von Familie Schinnerl, den Besitzern der Höhle, sind heute zwei Kilometer der Lurgrotte Semriach wieder für die Öffentlichkeit begehbar. Die Lurgrotte Semriach ist nach wie vor im Besitz der Familie Schinnerl, die sich seit 5 Generationen um den Ausbau und dem Erhalt der Höhle kümmert.
Von Peggau aus begann auch mein Weg nach Linz. Damals befand sich noch ein Arbeitsamt in dieser Gemeinde. Weiter über das große Arbeitsamt in der großen Stadt Graz ging es nach Linz ins BBRZ. Damals gab es im Grazer Arbeitsamt noch einen Paternoster (Umlaufaufzug).
Weiter ging die Fahrt nach Deutschfeistritz. In dieser Gemeinde befindet sich ein Sensenmuseum und Sensenwerk. 2024 wurde Deutschfeistritz schwer von Unwettern getroffen. In gemächlichem Tempo rollten wir auf Stübing zu. Hier befindet sich das österreichische Freilichtmuseum. Direkt mit einer Haltestelle der ÖBB vor der Haustür.
Eingebettet in die Vielfalt der Natur laden historische Bauten aus ganz Österreich zu einem authentischen Einblick in das Leben unserer Vorfahren ein.
103 Objekte befinden sich am Museumsgelände, darunter Wohnhäuser, Stallgebäude, Mühlen, Almhütten und vieles mehr. Sie zeigen die Hauslandschaften der vergangenen 6 Jahrhunderte aus ganz Österreich und Südtirol. Das älteste Gebäude ist ein Getreidekasten, das „Schatzkästchen“ der Bauersleute, und stammt aus dem Jahr 1452.
Jedenfalls ist ein Besuch im Freilichtmuseum Stübing ein Ganztagesunternehmen. Besonders für Blinde und Sehbehinderte kann der Aufenthalt in dieser Anlage etwas interessantes und besonderes sein. Schließlich kann man hier sehr vieles Ertasten und angreifen. Also das Museum hautnah erleben.
Auf der anderen Seite der Mur liegt das verschlafene Friesach. Dort befand sich einmal die Holzindustrie Köppl. Und da habe ich mir einige Jahre als Schlosser und Werkzeugschleifer meine Brötchen verdient. Den Unterschied zwischen Stauchen eines Bandsägeblattes und das Schränken eines Gatter- oder Kreissägeblattes kenne ich heute noch. Ebenfalls in Friesach beheimatet war der „Jölly“. Das war ein kleiner Krämerladen bei dem man das Mehl noch aus einer Truhe schöpfen musste. Und der noch 2 Groschen in seiner Kassa hatte.
Von Friesach geht es auch in meine Heimatgemeinde Semriach. Da Weiz nicht weit entfernt ist gibt es auch Bezüge zu Arnold Schwazenegger und Franz Strohsack (Frank Stronach). Stronach ist in Kleinsemmering bei Weiz geboren und die Mutter von Schwarzenegger ist in Weiz (Weizbergfriedhof) beerdigt.
Der Zug rollte weiter nach Gratwein. Hier habe ich im Hotel-Restaurant Fischerwirt 1984 zum ersten Mal Fürstenfeld von STS vernommen. Im Lagerhaus in Gratwein hat mein Bruder als Landmaschinenmechaniker gearbeitet. Ganz böse Gerüchte von damals besagten, dass Mitarbeiter vom Lagerhaus am Wochenende bei den Bauern in der Umgebung herumschlichen und die landwirtschaftlichen Geräte der heimgesuchten Bauern kaputt machten. Damit sie in der darauffolgenden Woche etwas zum Arbeiten hatten. Man sollte aber nicht immer alles Glauben!
Die Nachbargemeinde ist Gratkorn. Dort befindet sich die Papierfabrik SAPPI (vormals Leykam Mürztaler). Bei der ich, wie schon erwähnt, zum Betriebsschlosser ausgebildet wurde. Dieses Unternehmen ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor in der Gegend und ist weithin sichtbar. Wir Lehrlinge bekamen sehr viel mit auf unserem Weg. So konnten wir uns in der modernen Lehrwerkstätte auf ein besonderes Berufsleben vorbereiten. Wir hatten Praxis, Theorie, Lehrlingssport, jedes Jahr eine Woche Schifahren im Lachtal und eine Woche am Meer. Dafür mussten wir bei besonderen Anlässen immer in unserer blauen Montur Spalier stehen.
So standen wir bei einem Besuch vom damaligen Finanzminister Hannes Androsch in Reih und Glied. Da er mit seinem Chauffeur im Mercedes vorbeirauschte haben wir nicht viel mitbekommen und so war das Schauspiel nach einer Minute schon wieder vorbei. Mussten aber fast 1 Stunde warten weil sich seine Ankunft immer wieder verzögerte.
Ebenso beim Besuch von Anton Benya. Als dieser dann vor einer der großen Papiermaschinen eine Rede hielt mussten die Lehrlinge wieder in die zweite Reihe treten und die Altgedienten standen in der ersten Reihe zum Klatschen. Einige Lehrlinge hatten das Sägeblatt ihrer Eisensäge dabei und als vorne heftig geklatscht wurde schnitten sie den Applautierenden von Hinten die Kordel am Hosenbund durch. Gab ein sehr schönes Bild ab als die Hosen vor Benya langsam nach unten rutschten. Da war es mit Klatschen vorbei. Schließlich muss man ja mit einer Hand seine Hose oben halten.
Solche Besuche hatten aber auch immer Vorteile. Schließlich konnte man sich immer eine neue Montur ausfassen. Da konnte es schon vorkommen, dass sich Einige extra das Staufferfett an den Händen sorgfältig an der Arbeitskleidung abwischten.
Was mir aus dieser Zeit noch sehr gut in Erinnerung ist, ist der Ausdruck „Bersch oder der Bersch“. Hat mit „Bursch“ nichts zu tun. Als Bersch wurden halbstarke Burschen im Alter von 12 bis 18 Jahren bezeichnet. So wurden dann auch oft die Lehrlinge bezeichnet. Bersch konnte Jeder sein. So wurde mir einmal mit „Heh Bersch“ ein sehr wichtiger Arbeitsauftrag eines Gesellen erteilt. Ich sollte seine Würstel (Kreiner) 20 Minuten vor der Jausenzeit auf einer Kochplatte erwärmen. Das habe ich natürlich gemacht. Habe aber vorher durch die Krainer einen Schweißdraht gesteckt.
Ich bin heute noch dabei mich von solchen Streichen zu distanzieren. Ich habe alles gebeichtet. Außerdem ist ja alles schon verjährt.
Was heißt SAPPI eigentlich?
Die deutsche Übersetzung von „South African Pulp and Paper Industries Limited“ lautet: „Südafrikanische Zellstoff- und Papierindustrie GmbH.
Graz war nun nicht mehr weit entfernt. Wir fuhren noch bei Judendorf-Straßengel vorbei. Die Kirche auf einer Anhöhe ist von allen Seiten eine imposante Erscheinung. Wenn ich länger in Graz bin übernachte ich immer in Judendorf beim Gasthaus Lammer. Der Ort ist von Graz in 7 Minuten mit der S-Bahn zu erreichen und das Gasthaus ist 2 Minuten vom Bahnhof entfernt. Außerdem lebt hier meine nähere Familie. Und in Judendorf-Straßengel ist eine weltbekannte und weltberühmte Musikgruppe zu Hause. Von hier kommt OPUS.
Und es ist nicht weit bis zum ältesten bestehenden Zisterzienserstift der Welt. In der Gemeinde Gratwein-Straßengel befindet sich das Stift Rein. Es wurde im Jahr 1129 von Markgraf Leopold dem Starken von Steyr gegründet. Die Stiftskirche wurde 1979 von Papst Johannes Paul II. zu einer Basilica minor erhoben. Heute leben und arbeiten 12 Mönche im Kloster.
Die ganze Zeit sind wir entlang der Mur gefahren. Bis Peggau begleitete sie uns auf der rechten Seite und dann bis Graz auf der linken Seite. Man hört das Rattern wenn man in Peggau über die Murbrücke fährt. Kurz vor Graz fährt man beim Nordportal des Plabutschtunnel der Pyhrnautobahn (A9) vorbei.
Der Plabutschtunnel Ist der längste 2-Röhrige Straßentunnel Europas. Der längste der beiden Tunnels (Weströhre) hat eine länge von 10085 m.
Langsam rollte der Zug in Graz auf seinem Zielbahnsteig ein. Er war pünktlich und auch die Ausstiegshilfe des ÖBB Os war schon zur Stelle. So war auch Martin schnell aus dem Waggon und wir konnten unsere Graztour beginnen.
Am Hauptbahnhof Graz, und nicht nur dort befindet sich oft ein Brezenstand. Diese Brezen gehören zur kulinarischen Grazer Lebensart. Das Rezept ist bis heute ein gut gehütetes Geheimnis. Es sind Toni Wagner´s Brezen von der Bäckerei Strohmayer. Diese Brezen gibt es nur in Graz und sie schmecken hervorragend. Ich wollte mir bei der Heimfahrt nach Linz einige kaufen, aber da war kein Brezenstand mehr vorhanden. Ausverkauft ist nun Mal ausverkauft!
Ab jetzt war Katharina meine Begleitung und so machten wir uns auf zur Straßenbahnhaltestelle beim HBF. Da diese Haltestelle sehr lang ist, stellten wir uns ganz vorne auf das Einstiegs- oder Aufmerksamkeitsfeld für Menschen mit Behinderung. Auch wenn jetzt mehrere Straßenbahnzüge gleichzeitig einfahren wird jede Fahrerin oder Fahrer bei dir stehenbleiben, die Tür öffnen, die Liniennummer bekanntgeben und wenn man mitfahren will kommt das Fahrpersonal heraus und bietet eine Unterstützung an. Bei Menschen im Rollstuhl wird die Rampe ausgeklappt und bei der Zielhaltestelle ist das Fahrpersonal wieder zur Stelle und unterstützt beim Aussteigen. So auch bei unserer Zielhaltestelle beim Südtiroler Platz.
Hier, am Beginn der Mariahilferstraße Richtung Lendplatz befindet sich auch das Friendly Alien, das prägnante Grazer Kunsthaus von Weltruf. Hier begann unser gemütlicher Spaziergang durch die Mariahilferstraße, eine echt starke Strecke ins Grazer Lendviertel. Diese Straße stellt die Verbindung zwischen dem Lendplatz mit der Innenstadt her.
Vor mehr als 45 Jahren war das noch ein berüchtigter Rotlichtbezirk, gesäumt von Nachtclubs und Bordellen. Heute hat sich die Gegend vom Scherbenviertel zum Kreativquartier gemausert und ist ein beliebtes Ausgehviertel mit vielen trendigen Shops, Läden und Restaurants.
In der Mariahilferstraße gab es auch ein Schuhgeschöft Neuner. Das war unser Familienschugeschöft. Wenn es für uns Kinder wieder an der Zeit für neue Schuhe war wurden am Morgen unsere Füße am Papier abgezeichnet und wenn wir von der Schule nach Hause kamen hatten wir unsere neuen Schuhe. Natürlich 2 bis 3 Nummern größer. Schließlich sollten sie doch einige Jahre ihre Pflicht tun. Ebenfalls in dieser Straße war unser Messer- und Scherenschleifer. Hier wurden vorwiegend unsere Schneidwerkzeuge des muskelbetriebenen Fleischwolfes geschärft. Dieses Geschäft gibt es noch immer und auch noch an der gleichen Stelle.
Wenn man die Mariahilferstraße entlangschlendert kann man zwischendurch immer einen Blick auf den Schlossberg mit dem Uhrturm erhaschen. Schließlich bewegten Wir uns paralletzum Lendkai und zur Mur.
So kamen wir zum Lendplatz im Lendviertel. Oder das Dorf in der Stadt, wie die Anrainer liebevoll ihr Grätzl nennen.
So wie damals findet am Lendplatz auch heute noch täglich ein Markt statt, wo die Bauern der Umgebung ihre Ware feilbieten, viele davon in Bio-Qualität. Von Blumen aus ihren Gärten über das selbstgepresste Kernöl bis zum geselchten Fleisch, immer von Montag bis Samstag.
Für mich gehört dieser Marktplatz zu den schönsten Bauernmärkten. Genauso wie alle anderen Märkte in Graz. Und da hat diese Stadt einiges zu bieten. Und in Graz geht man nicht einfach auf dem Markt man trifft sich auch.
Der Lendplatz bedeutete für meine Großeltern, meine Eltern und für mich als Kind so etwas wie das Tor zu Graz. Wenn wir von unserer Heimatgemeinde, in die Stadt fuhren, endete dort der Bus oder man parkte den ´hellgrünen VW Käfer am Parkplatz am Lendplatz und für uns begann die große weite Welt.
So gab und gibt es noch immer die Fahrschule Mayr. Dort hatte ich die Vorbereitung zur Fahrprüfung. Die ich dann durch ein Gutachten des Amtsarztes nicht mehr ablegen durfte. Auch ein sehr wichtiges Geschäft am Lendplatz war der Hasiba. Das war eine Roman- und Comictauschbörse. Hier holte und tauschte ich meine Comichefte und Schundromane. Wer erinnert sich noch an Bessy, Lasso, Silberpfeil, Buffalo Bill, der schwarze Wolf, Wastl, Superman, Battman oder Felix. So erhielt ich durch Fix & Foxi auch meinen damaligen Spitznamen „Lupo“. Auch Jerry Cotton, John Cameron, Perry Rhodan und Lassiter konnte man unter meinem Kopfpolster finden. In der Zwischenzeit hat sich mein Lese- und Hörspektrum um einiges verändert und erweitert. Dieses Geschäft gibt es auch schon lange nicht mehr.
Ich war auf der Suche nach einem bestimmten Würstelstand. Dort war ich immer mit meinem Vater nachdem wir beim Hofer eingekauft hatten. Der erste Hofer wurde in Graz am Lendkai 59 eröffnet. Das war am 23.01.1969. . Damit war dies die zweite Filiale in Österreich nach der Eröffnung der ersten Filiale in Hausmannstätten im Jahr zuvor. Und er ist noch immer an der gleichen Stelle.
Es gab dort noch die 50 Kg Zuckersäcke. Die hatten im Käfer vorne im Kofferraum Platz. Im Winter lagen dort immer 2 bis 3 Zementsäcke zum Beschweren für die Fahrten durch den Schnee. Dann gab es den Orangensaft in der 2 Liter Glasflasche, der große Blechkanister mit dem Bonaöl durfte auch nicht fehlen. Auch der Paprikaspreck war immer im Einkaufswagen. Und die Damen an der Kasse waren damals auch schon ohne einer Computerkasse sehr schnell. Und sie mussten sich die Preise noch merken.
Jedenfalls sind es von dieser Hoferfiliale bis zum Lendplatz nur einige Gehminuten. Und somit auch zum beliebten Würstelstand „Hauser“. Wir hatten damals immer unser Standardmenü. Mehr gab es eigentlich auch gar nicht. Ich bekam meine Frankfurter mit Senf und der Langsemmel. Mein Vater gönnte sich immer die Krainer mit Senf und Kren und ein Brot. Öfters war auch ein rotes Kracherl dabei.
Der Würstelstand befindet sich noch an der besagten Stelle. Er ist auch noch mit Hauser beschriftet. Leider ist kein Betrieb mehr. Auch der Zeitungskiosk, der daneben stand ist nicht mehr vorhanden.
Da wir schon Hunger hatten und uns auch etwas aufwärmen wollten steuerten wir durch die vielen Marktstände ein weiteres Highlight am Lendplatz an. Das „Lendplatzl“.
Das Gasthaus Lendplatzl in Graz besteht bereits seit dem 17. Jahrhundert. Es hat eine lange Tradition als Gasthof und Postkutschenstation. Heute ist es bekannt für seine gemütliche Atmosphäre und die steirische Küche. Wenn man das traditionelle steirische Backhendl oder den Käferbohnensalat mit Kernöl und viel Zwiebel probieren will, ist hier genau richtig. Und das Gasthaus ist barrierefrei. Vor dem Gasthaus befindet sich eine Kreuzung mit einer akustischen Ampel für Blinde und Sehbehinderte.
Das alles gab es noch nicht als ich mit meinen Großeltern ins Lendplatzl ging. Da waren wir auch noch mit den Schnauzenbussen der Post unterwegs. Meine Großmutter bestellte immer ihre Nudelsuppe mit einer Langsemmel und eine roten Mischung. Mein Großvater hatte immer sein Bier und seine geliebte Flecksuppe. Die Flecksuppe ist eine traditionelle Spezialität aus der Steiermark und wird aus Kuttelfleck (Pansen) zubereitet.
Ich hatte, wie immer, meine Frankfurter mit Senf, eine Langsemmel und das rote Kracherl. Früher war das immer der Alptraum eines jeden Wirts: „Ein rotes Kracherl, 4 Gläser und ein weißes Tischtuch“.
Ein Klugschiss dazwischen: Woher kommt das Kracherl?
Das Kracherl ist ein traditionelles österreichisches Erfrischungsgetränk, das vor allem in Österreich und Bayern bekannt ist. Der Name „Kracherl“ stammt von der speziellen Konstruktion der frühen Limonadenflaschen. Diese Flaschen hatten einen Glaskugelverschluss, der durch den Druck der Kohlensäure nach oben in den Flaschenhals gedrückt wurde. Beim Öffnen der Flasche entstand ein typisches krachendes Geräusch
Das Kracherl war besonders in der Nachkriegszeit ein beliebtes Getränk und wurde oft als Himbeer- oder Zitronenlimonade mit viel Zucker und Kohlensäure angeboten.
Im Heimathaus Windischgarsten (Oberösterreich) befindet sich noch eine Kracherlflasche.
Zum roten Kracherl passt auch ein typisches Getränk aus der Steiermark, das „Sauschneiderbier“.
Das Sauschneiderbier ist ein typisches Getränk aus der Weststeiermark, insbesondere aus der Region um Köflach. Es handelt sich um eine Mischung aus Bier und Himbeerlimonade. Der Name „Sauschneider“ bezieht sich auf einen alten landwirtschaftlichen Berufszweig, bei dem Sauschneider junge männliche Ferkel kastrierten. Diese Sauschneider erhielten oft ein gutes Essen und Trinken als Dank, und um eine Betrunkenheit zu vermeiden, wurde ihnen oft Himbeerlimonade mit Bier serviert
Heutzutage ist das Sauschneiderbier ein beliebtes Getränk und man bekommt es in jeder Buschenschank. Und auch in vielen Gaststätten in Graz. Der Radler ist im Grunde auch nichts anderes als ein Bier- Limonadengetränk. Der Diesel soll eine Bier/ Wien- oder Bier/Colamischung sein.
Nachdem wir uns im Lendplatzl gestärkt und gewärmt hatten ging es wieder entlang der Mariahilferstraße zurück zum Südtirolerplatz. Links und rechts der Straße befinden sich die urigsten Lokale und Geschäfte.
Ein Kaffee bei Paul & Bohne oder Wer Poolbillard, Snooker oder Darts spielen will ? Dann unbedingt einen Zwischenhalt im Lokal Brot & Spiele einlegen. Hier hat man die Wahl zwischen 22 Burgervariationen oder Steaks und Wings. Noch schwieriger wird’s bei der Wahl des Bieres: 130 Sorten aus aller Welt werden im Brot & Spiele angeboten – sogar aus Hawaii und Vietnam.
Wer lieber ein Caipirinha, Mojito oder Cuba Libre im Glas genießen will geht in das Rangoon. Hier fühlt man sich wie in der Karibik. Und in dieser Straße soll auch der coolste Friseur der Stadt seine Heimat haben.
Beim Rückweg kamen wir bei einem besonderem Projekt der Caritas vorbei.
Das Projekt „Tagwerk“ der Caritas in Graz ist ein Jugendbeschäftigungsprojekt für Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. Es bietet sozial benachteiligten Jugendlichen die Möglichkeit, durch Tagesarbeitsverträge ihr eigenes Geld zu verdienen und sich auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten
Das Projekt legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Upcycling. Die Jugendlichen fertigen in den Werkstätten einzigartige Produkte wie Planentaschen, Rucksäcke und Geldbörsen aus Materialien, die aus Restbeständen, Überschüssen oder Fehlproduktionen stammen
Was bedeutet Upcycling?
Upcycling bedeutet, aus alten oder ungenutzten Materialien neue und wertvollere Produkte zu schaffen. Im Gegensatz zum Recycling, bei dem Materialien zerlegt und zu Rohstoffen verarbeitet werden, bleibt beim Upcycling der ursprüngliche Zustand des Materials weitgehend erhalten, und es wird durch kreative Neugestaltung in etwas Nützliches oder Schönes verwandelt.
Ein Beispiel: Aus einer alten Holzpalette könnte ein schicker Couchtisch entstehen oder aus gebrauchten Plastikflaschen eine coole Lampe. Das Ziel des Upcyclings ist es, den Wert und die Lebensdauer der Materialien zu erhöhen und gleichzeitig Abfall zu reduzieren.
Es gibt auch eine Verkaufsstelle vom tag.werk der Caritas in Graz. Du findest den Shop in der Mariahilferstraße 13. Dort kannst du die einzigartigen Produkte, die von den Jugendlichen im Rahmen des Projekts hergestellt werden, erwerben.
Ebenfalls im tag.werk Store können Produkte eines anderen Caritasprojektes erworben werden.
Das Projekt „stoff.werk.graz“. Das ist ein Nähprojekt, das sich an langzeitarbeitslose und sozial benachteiligte Frauen in Graz richtet.
Ziel des Projekts ist es, diesen Frauen einen maßgeschneiderten Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen und ihren Selbstwert zu stärken
Im stoff.werk.graz werden Modeartikel und Accessoires in Handarbeit gefertigt, wobei großer Wert auf hohe Qualität, Nachhaltigkeit und lokale Produktion gelegt wird
Auch diese gefertigten Kleidungsstücke und Produkte sind im tag.werk Store in der Mariahilferstraße 13, im Offline Retail in der Mariahilferstraße 19 sowie online erhältlich.
Es ist immer wieder faszinierend zu erkennen, dass man aus „Allem“ etwas anderes machen kann. Besonders, wenn man die Ergebnisse sieht. Das man aus Plachen auch die unterschiedlichsten und fantasievollsten Taschen zaubern kann war mir bis jetzt nicht bekannt. Außer, dass man manchen Personen nachsagt das sie sich bei „Plachen Endt“ einkleiden. Aber diese Firma gibt es auch nicht mehr.
Das werden jetzt aber nur die verstehen die noch wissen wo man Produkte von „Plachen Endt“ gesehen hat.
Ebenfalls ist es immer wieder ein großer Vorteil wenn man neugierig ist. Nur so kommt man an neue Informationen und lernt sehr viel neues kennen. Wir hätten beim tagwerk auch vorbeigehen können. Aber so wissen wir, dass dieses Geschäft auch barrierefrei ist. Und wir haben durch das Gespräch im Geschäft einiges über arbeitslose Jugendliche in Graz erfahren. Was für mich persönlich interessant war, schließlich habe ich auch mit arbeitslosen Kids gearbeitet.
Nach diesem interessanten Zwischenstopp machten wir uns weiter Richtung Südtirolerplatz. Dort angekommen ging es nach links zur Murbrücke. Auch hier ist die Kreuzung mit einer akustisch taktilen Ampel für Blinde und Sehbehinderte ausgestattet. Die Grazer ATAS funktionieren etwas anders als die ATAS in Linz. In Linz aktiviert man diese ATAS mit einem Funkhandsender. In Graz sind die ATAS ständig mit einem diskreten Ticken im Betrieb.
Beim Überqueren der Murbrücke fallen uns am Brückengeländer die vielen Vorhängeschlösser auf. Sie sind auf beiden Seiten der Brücke und über die gesamte Länge am Geländer befestigt. Diese Schlösser haben die unterschiedlichsten Größen, Formen und Farben.
Die Vorhangschlösser an der Murbrücke in Graz sind sogenannte Liebesschlösser
. Dieser Brauch stammt ursprünglich aus Italien und verbreitete sich weltweit. Verliebte Paare befestigen ein Vorhängeschloss an einem Brückengeländer und werfen den Schlüssel ins Wasser, um ihre ewige Verbundenheit zu symbolisieren
In Graz ist die Murbrücke dicht mit diesen Schlössern behängt, was sie zu einem beliebten Ort für Paare macht, um ihre Liebe zu bekunden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Gewicht der Schlösser die Brücken belasten kann, und daher regelmäßig einige entfernt werden.
Neben den vielen Vorhangschlössern kann man auch die bekannte Murinsel von der Brücke aus sehen. Sie ist von hier aus in etwa 10 Minuten Fußmarsch barrierefrei zu erreichen.
Die Murinsel in Graz ist eine faszinierende künstliche Insel, die im Jahr 2003 im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres Graz 2003 eröffnet wurde. . Sie wurde von dem New Yorker Künstler Vito Acconci entworfen.
Die Insel hat die Form einer riesigen Muschel und besteht aus einem Netz aus Stahl und Glas. Sie ist etwa 50 Meter lang und 20 Meter breit. Zwei Brücken verbinden die Insel mit den beiden Ufern der Mur, wodurch sie leicht zugänglich ist. Es gibt ein Café und ein Amphitheater auf der Insel, die für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.
Nachts wird die Murinsel farbenfroh beleuchtet und bietet ein faszinierendes Schauspiel, was sie zu einem beliebten Fotospot macht.
Nachdem wir auf der anderen Seite der Mur einen weiteren Brezelstand passiert hatten gingen wir weiter zum Paradeishof.
Der Paradeishof in Graz ist ein historisches Gebäude, das sich in der Sackstraße befindet. Der Paradeishof ist bekannt für seine Rolle als Veranstaltungsort für verschiedene Events und Märkte. Eines der bekanntesten Events ist der Internationale Trüffelmarkt, In der warmen Jahreszeit ist dieser Hof durch die Gastronomie von Leben erfüllt.
Der Paradeishof ist auch der Sitz von Kastner & Öhler, einem traditionsreichen Kaufhaus in Graz. Kastner & Öhler war vor sehr langer Zeit neben Quelle und Moden Müller, später Otto, ein sehr großes Versandhaus in Österreich. Kastner ist es auch heute noch. Und am Dach befindet sich das Freiblick Tagescafé. Es bietet eine wunderbare Aussicht über die Stadt. Hier kann man eine Pause vom Einkaufen machen.
Wir haben das Kaufhaus nur durchquert um auf der anderen Seite auf die Sackstraße zu gelangen und somit am Hauptplatz in Graz anzukommen.
Am Hauptplatz befindet sich ein bekanntes und traditionsreiches Juwelier- und Uhrenfachgeschäft. Weikhard kann man bis ins Jahr 1680 zurückverfolgen. Die Weikhard-Uhr vor dem Geschäft ist ein bekanntes Wahrzeichen in Graz. Wenn man sich in Graz einen Treffpunkt ausmacht , dann ist es bei der Weikhard-Uhr. In Linz wären es die 2 Löwen oder die 3 Faltigkeitssäule. Aber die waren diesmal nicht unser Ziel.
Wir steuerten die Sporgasse an. Die Sporgasse in Graz ist eine historische Straße, die älter ist als die Stadt selbst. Sie führt vom Hauptplatz hinauf zum Schlossberg und ist heute eine beliebte Fußgängerzone. Sie ist auch bekannt für ihre steilen Anstiege und historischen Gebäude.
Während wir die steile, gepflasterte Straße bergauf gingen konnten wir viele bedeutende Bauten verschiedener Epochen entdecken , darunter das barocke Luegg-Haus, das Jugendstil-Haus und das Palais Saurau.
Die Straße hat ihren Namen von den Sporenmachern und Waffenschmieden, die hier im Mittelalter ansässig waren. Heute würde man sie vielleicht Strudelgasse nennen. Vor längerer Zeit gab es in der Sporgasse ein Lokal, dass nur Strudel auf jede erdenkliche Art auf der Speisekarte hatte. Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise, alles Strudel.
Wenn wir weitergegangen wären, wären wir zum Schloßbergplatz gekommen. Der Schlossberg stand diesmal nicht am Programm. Da waren wir im August des Vorjahres.
Wir gingen Richtung Opernringstraße und kamen an der Grazer Oper vorbei. Eigentlich kann man in diesem Viertel sehr viele berühmte und bekannte Gebäude finden. So zum Beispiel das beeindruckende Mausoleum Kaiser Ferdinands II., die Grazer Burg mit ihrem berühmten Doppeltwendeltreppenhaus oder das Palais Attems.
Langsam näherten wir uns einer weiteren bekannten Gasse in Graz, die Herrengasse. Sie ist eine breite und prachtvolle Spazierstraße zwischen Hauptplatz und Jakominiplatz. Durch die vielen Geschäfte, Lokale und Kaffeehäuser auf beiden Seiten der Straße ist hier immer ein reges Treiben. Trotzdem hat die Herrengasse vor 10 Jahren schlimmes erlebt.
Es war ein schreckliches Ereignis, das die Stadt tief erschütterte, die Amokfahrt in Graz am 20.06.2025. In der Herrengasse wurde ein 4 Jähriges Kind getötet. Insgesamt gab es bei dieser Amokfahrt 3 Tote.
Man muss immer wieder erkennen, dass Licht und Schatten sehr nahe beieinander liegen. Und man immer hoffen muss, wenn solche Ereignisse passieren, dass man ziemlich weit entfernt ist.
In der Herrengasse angekommen erinnerte ich mich an meinem Assistenten am Smartphone. Ich bin ein Fan von Chatbot´s und hier besonders von ChatGPT und Copilot.
So wollte ich von ChatGPT wissen ob es in der Nähe Tastmodelle für Blinde und Sehbehinderte gibt. Die Antwort kam prompt. ChatGPT verwies auf das Rathaus, das Landhaus, die Oper, dem Uhrturm und auf noch weitere Tastmodelle.
Die Tastmodelle beim Rathaus und im Landhaus haben wir uns natürlich angesehen und auch ertastet. Schließlich lagen sie auf dem Weg zum Hauptplatz.
Die Tastmodelle für blinde und sehbehinderte Menschen in Graz bestehen aus verschiedenen Materialien, die speziell dafür ausgewählt wurden, um eine taktile Erfahrung zu ermöglichen. Diese Modelle sind maßstabsgetreue Nachbildungen von Sehenswürdigkeiten wie dem Uhrturm, dem Land- und Rathaus oder dem Kunsthaus.
Sie sind so gestaltet, dass sie durch Berührung erfahrbar sind und somit blinden und sehbehinderten Menschen eine Vorstellung von den Objekten vermitteln können.
Da das Rathaus direkt am Hauptplatz angesiedelt ist hatten wir ein weiteres Ziel erreicht. Durch die vielen Markstände und Lokale herrscht hier immer ein reges Treiben. Dazu gehören auch die vielen Straßenbahngarnituren, die hier ständig unterwegs sind und die Menschen bringen und abholen.
Am Hauptplatz in Graz steht der Erzherzog-Johann-Brunnen. Dieser Brunnen wurde 1878 enthüllt und zeigt in seiner Mitte die Figur von Erzherzog Johann. Der Brunnen symbolisiert die vier Hauptflüsse der ehemaligen Steiermark durch allegorische Frauengestalten: Enns, Mur, Drau und Sann.
Erzherzog Johann von Österreich, geboren am 20. Januar 1782 in Florenz, war ein Mitglied des Hauses Habsburg und der Bruder von Kaiser Franz I. Er war ein vielseitiger Mann, der sich für Geschichte, soziale Fragen, Militär- und Naturwissenschaften interessierte.
Johann war auch ein Förderer und Modernisierer von Industrie, Landwirtschaft, Eisenbahnwesen sowie Kultur- und Bildungswesen in der Steiermark
Erzherzog Johann war bekannt für seine unkonventionellen Ansichten und seine Ehe mit der bürgerlichen Anna Plochl, was dazu führte, dass er von der Thronfolge ausgeschlossen wurde
Bei diesem Brunnen kann man in den warmen Monaten auch seine Entspannung und Ruhe finden und das Treiben rundherum beobachten., Und wer kann, der kann auch den berühmten Erzherzog Johann Jodler summen (Wo i geh und steh tuat mir mei Herzerl weh…)
Von hier sind es nur einige Meter bis zur Franziskanergasse.
Die Franziskanergasse ist eine sehr schmale Fußgängerzone im Herzen der Stadt. Sie führt vom Hauptplatz bis zum Franziskanerplatz und ist ein beliebter Ort für Spaziergänge.
Wir schlenderten gemütlich durch diese Gasse und kamen beim Franziskanerplatz raus.
Der Franziskanerplatz in Graz ist ein malerischer und historischer Platz im Herzen der Stadt. Er ist bekannt für seine charmante Atmosphäre und seine Mischung aus Marktständen, Cafés, Restaurants und historischen Gebäuden. Der Platz ist nach dem Franziskanerkloster und der Franziskanerkirche benannt, die sich dort befinden
Der Franziskanerplatz hat eine lange Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Das Franziskanerkloster ist die älteste Klosterniederlassung in Graz und beeindruckt mit seinem gotischen Kreuzgang und der Jakobikapelle.
Hier befindet sich ein weiterer bekannter Platz.
Der Kapaunplatz in Graz hat seinen Namen von einem Gasthaus, das sich dort befand. Das Gasthaus trug den Namen „Zum Kapaun“ und war im 18. Jahrhundert ein beliebter Treffpunkt. Der Name „Kapaun“ bezieht sich auf einen kastrierten Hahn, der als Delikatesse galt. Das Gasthaus und der Platz wurden nach dieser Spezialität benannt
Heute ist es verboten Hähne zu kastrieren um ein gutes Backhendl zu bekommen. Im steirischen Sulmtal (Sulmtaler Dirndln) kann man die Kapauner aber trotzdem noch auf der Speisekarte finden. Hier werden die Hähne mit Kräutern ruhig gestellt. Der Sinn dahinter war, dass die Hähne durch das kastrieren ruhig gestellt wurden und dadurch sehr viel Fleisch anlegten. Was bei Hähnen nicht funktionierte da diese beim Älterwerden immer aggressiver wurden und immer in Kampfbereitschaft waren und somit keine Zeit hatten Fleisch aufzubauen. Das Schicksal aller Halbstarken.
Das ist ja auch ein Grund warum männliche Hühnerküken nach dem Schlüpfen getötet werden. Sie legen keine Eier und zum Essen sind sie auch nicht geeignet.
Und wer schon hier ist sollte ein besonderes Highlight am Franziskanerplatz besuchen. Das Café Schwalbennest, das an der Ecke zur Neutorgasse liegt und für seine gemütliche Atmosphäre bekannt ist.
Jetzt sind wir wieder bei der Murbrücke angekommen. Aber auf der anderen Seite bei der Neutorgasse. Diese Gasse wurde neugestaltet und soll bis ende dieses Jahres auch eine Straßenbahnlinie, die Neutorlinie, bekommen.
Während wir über die Brücke gingen konnten wir auch auf dieser Seite die vielen Vorhangschlösser am Brückengeländerausmachen. Wenn man einen Blick zurückwirft sieht man die prachtvolle Franziskanerkirche. Auf der anderen Seite der Mur und somit am Südtirolerplatz angekommen war es wieder Zeit zum Aufwärmen und für einen guten Kaffee. Hier führte uns eine taktile Bodeninformation für Blinde und Sehbehinderte direkt zum Eingang zum Cafe des Kunsthauses. Auch ein Türöffner für Menschen im Rollstuhl befindet sich bei der Tür.
Das Kunsthauscafé in Graz ist ein beliebter Treffpunkt im Herzen des Lendviertels und gibt es seit März 2015. Man merkt schon beim Betreten des Cafe´s eine besondere Atmosphäre und die entsprechende Geräuschkulisse. Aber einer Geräuschkulisse einer gemütlichen und einer inspirierenden Umgebung. Dazu kam dann auch noch die Schnelligkeit und Freundlichkeit des Personals.
Hier hat man eine Mischung aus Frühstück, Brunch, Mittag- und Abendessen. Es gibt auch vegetarische und vegane Optionen. Besonders beliebt ist der exklusive Kaffee, der als einer der besten in Graz gilt.
Dieses Cafe gehört zum Kunsthaus Graz, auch bekannt als der „Friendly Alien“ und , wurde im Jahr 2003 eröffnet. Es wurde im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2003 errichtet und gilt seitdem als neues architektonisches Wahrzeichen der Stadt Graz. Die ungewöhnliche Form und das innovative Design des Gebäudes heben es von anderen Ausstellungsgebäuden ab und machen es zu einem einzigartigen Ort für zeitgenössische Kunst.
Nach dieser gemütlichen und unerwarteten Aufwärmrunde war es Zeit zum Aufbruch Richtung Bahnhof. Die Straßenbahnhaltestelle liegt direkt vor dem Cafe und so stellten wir uns wieder auf das Aufmerksamkeitsfeld und warteten auf die nächste Straßenbahn. Wegen technischen Problemen mit einer automatischen Rampe konnten wir erst die vierte einfahrende Straßenbahn nehmen. In Graz sind das aber nur 3 bis 4 Minuten Wartezeit weil hier ständig die verschiedensten Linien verkehren. Auch diesmal war das Fahrpersonal der Holding Graz sehr freundlich und hilfsbereit. Ebenso beim Aussteigen bei der Haltestelle am Bahnhof. Dieser Fahrer war besonders gut aufgelegt.
Im Bahnhof ging Katharina mit mir zum Einkaufen und dort besorgte ich mir beim freundlichen Spar einige Krainer.Schließlich habe ich die in Oberösterreich noch nicht gefunden. Auf dem Rückweg in die Bahnhofshalle hörte ich auf einmal Jemanden „Servus Linzer“ rufen. Diese Person habe ich in meinen 3 letzten Grazbesuchen fast immer an der gleichen Stelle am Bahnhof getroffen. Das erste Mal sind wir an einer Ecke zusammengestoßen. Dort, wo am Vormittag der Brezenstand aufgebaut war. Unser gemeinsamer Anknüpfungspunkt war der Blindenstock und einige Minuten später schon das RISS in Linz- Schließlich hat er auch dort eine umfangreiche Ausbildung genossen.
Als ich ihn das zweite Mal an der gleichen Stelle getroffen habe, hatte er gerade Besuch von einem blinden Linzer und seiner Frau. Dieses Ehepaar ist mir auch bekannt. Schließlich wohnen sie bei mir in der gleichen Straße, nur 4 Hausnummern weiter.
Aber das Leben ist manchmal doch sehr sonderbar und es wird sicher alles seine Gründe haben.
Jedenfalls erwartete uns in der Bahnhofshalle bereits das ÖBB OS damit sie uns wieder sicher in dem Zug nach Linz setzen können. Auch das klappte Problemlos und Katharina verabschiedete sich da sie in Graz blieb. Während der Zug langsam aus Graz rollte konnte man auf einmal Zigarettenrauch im Abteil riechen. Der Übeltäter wurde sofort vom Zugbegleiter ausgemacht und da dieser Fahrgast auch keine Karte für die erste Klasse hatte musste er auch das Abteil verlassen.
Kurz vor Leoben zog wieder Zigarettenrauch durch das Abteil. Jetzt hatte es sich der Raucher am Behinderten WC gemütlich gemacht. Er hatte auch ein etwas größeres Dampferl. Da kam aber auch schon der Zugbegleiter herangerauscht und warf ihn in Leoben mit den Worten „Raus, in meinem Zug wird nicht geraucht“ aus dem Zug.
Etwas verwirrt fragte der so grob Behandelte, ob wir schon in Linz seien? Ich vermutete, dass er sicher einige Tage bis Linz Brauchen wird. Man fühlt sich aber als Fahrgast doch sicher wenn man solche resoluten Zugbegleiter im Zug hat. Wir haben einige interessante Gespräche mit ihm geführt.
Auch das Bordservice war sehr höflich und hilfreich und unterstützte Martin beim Trinken. Und so verging auch die Rückfahrt nach Linz sehr kurzweilig. Auch hier ´stand die ÖBB OS am Bahnsteig als wir pünktlich einfuhren. Nachdem auch hier mit der Ausstiegshilfe wieder alles tadellos funktionierte hatten wir wieder Linzer Boden unter den Füßen und Rädern.
Als wir am Bahnsteig unterwegs zum Lift waren hatten wir plötzlich 2 Begleiter die uns ihre Hilfe anboten. Man konnte ihre Alkoholfahne deutlich riechen und Beide hatten Bierdosen in der Hand. Beim Lift boten sie uns auch noch Drogen an. Da wir aber noch von Graz berauscht waren lehnten wir dankend ab.
In der Bahnhofshalle beim Infopoint torkelte uns der nächste Betrunkene entgegen und wünschte mir am 25. Jänner ein Prosit Neujahr. Martin sagte, das mich dieser Typ mit Gerhard angesprochen hat. Ich habe es nicht gehört und werde es auch abstreiten!
Aber so wussten wir, wir sind wieder in Linz. Und das kurz nach 20:00 an einem Samstagabend.
Mit der Fahrt in einer Straßenbahn in den Linzer Süden nahm dieser spannende und interessante Tag mit seinen vielen neuen Eindrücken sein Ende. Ich werde sicher bald wieder nach Graz fahren. Schließlich muss ich mir Brezen und Krainer besorgen.
Ein großes Danke an Katharina für ihre tolle und gekonnte Begleitung und Unterstützung.
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© Februar 2025 by Gerhard Hojas