Indoor- und Outdoor-Navigation für Blinde und Sehbehinderte mit Beacons
Schon vor einigen Jahren begaben sich Linzer Studenten gemeinsam mit blinden und sehbehinderten Menschen auf eine Erkundungstour, um die Möglichkeiten der Indoor- und Outdoor-Navigation mittels Beacons und Smartphones zu testen.
Zusätzliche Komponenten wurden im Ars Electronica Center (AEC) mithilfe eines 3D-Druckers gefertigt und in den Griff des Blindenstocks integriert. Dadurch wurde der Stock zwar etwas schwerer, doch die eingebaute Technologie – bestehend aus einem Akku und Vibrationsmodulen – ermöglichte eine innovative Erweiterung der Navigation.
Was sind Beacons?
Beacons sind kleine Sender, die über Bluetooth Signale an mobile Geräte in ihrer Nähe senden. Diese Signale werden kontinuierlich ausgesendet und können von Smartphones oder anderen kompatiblen Geräten empfangen und verarbeitet werden. Sobald ein Gerät in Reichweite eines Beacons gelangt, registriert es das Signal und kann darauf reagieren.
Martin M. und ich haben die Funktionalität der Beacons am Linzer Hauptbahnhof sowie im Linzer Volksgarten getestet. Zur Dokumentation wurde zudem ein professionelles Video erstellt.
https://www.blindmaps.org/video/
Wie funktioniert Indoor Navigation ohne GPS?
Damit das Global Positioning System (GPS) zuverlässig funktioniert, benötigt es eine ungehinderte Sichtverbindung zu mehreren Satelliten. Neben dem amerikanischen NAVSTAR GPS existieren weitere Satellitennavigationssysteme, darunter das europäische Galileo, das russische GLONASS und das chinesische BeiDou.
Innerhalb von Gebäuden ist GPS-Empfang nahezu unmöglich. Zudem kann das System dort nicht präzise das Stockwerk bestimmen. Aus diesem Grund werden in Innenräumen Bluetooth Low Energy (BLE) Beacons in Kombination mit Smartphone-Sensoren eingesetzt. Diese Technologie ermöglicht eine genaue Positionsbestimmung von Endgeräten.
Wie nutzt man Bluetooth Beacons für Indoor Navigation?
Zur Indoor-Navigation werden Beacons in festgelegten Abständen innerhalb des Gebäudes installiert. Diese senden kontinuierlich Signale über Bluetooth, die von mobilen Geräten wie Smartphones empfangen werden. Eine entsprechende App auf dem Smartphone verarbeitet diese Signale und bestimmt die Position direkt auf dem Gerät.
Wie kann man diese Technik für Blinde und Sehbehinderte nützen?
Für Blinde und Sehbehinderte bieten sie zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, um die Umgebung barrierefreier und zugänglicher zu gestalten.
Hier sind einige ihrer Einsatzmöglichkeiten:
- Navigation & Orientierung: Beacons können an strategischen Orten wie Bahnhöfen, Einkaufszentren oder öffentlichen Gebäuden angebracht werden, um über eine App Standortinformationen und Wegbeschreibungen bereitzustellen.
- Audiogestützte Informationen: Beim Betreten eines bestimmten Bereichs oder Geschäfts könnten Beacons automatisch relevante Informationen über das Smartphone ausspielen, z. B. Produktdetails oder Raumfunktionen.
- Öffentliche Verkehrsmittel: In Bussen oder Bahnhöfen können Beacons blinde und sehbehinderte Personen darüber informieren, welche Linie sich nähert und wann sie aussteigen müssen.
- Museen & Sehenswürdigkeiten: Durch die Verwendung von Beacons können Audioguides für sehbehinderte Besucher automatisch relevante Inhalte abspielen, sobald sie sich einem Exponat nähern.
- Ampel- & Fußgängerkreuzungen: Beacons könnten helfen, Ampeln und sichere Übergänge zu erkennen, indem sie eine akustische Anleitung an das Smartphone oder ein anderes Gerät senden.
Solche Technologien können den Alltag erheblich erleichtern und mehr Unabhängigkeit ermöglichen.
Beacons könnten eine wertvolle Unterstützung für die Navigation auf Bahnhöfen bieten, insbesondere für blinde und sehbehinderte Personen. Nach dem Aussteigen aus dem Zug stellt sich häufig die Herausforderung, die richtige Richtung zum Ausgang zu finden. Durch den Einsatz von Beacons könnten klare Orientierungshilfen bereitgestellt werden, die den Weg zum Ausgang effizient und barrierefrei erleichtern.
Weitere Möglichkeiten:
- Barrierefreie Einkaufs- und Museumsführer: In Einkaufszentren können Beacons über eine App Wegbeschreibungen zu bestimmten Geschäften oder Bereichen geben, ähnlich wie ein persönlicher Begleiter.
- Erkennung von Hindernissen: Sie können mit anderen Technologien wie KI-gestützten Kameras kombiniert werden, um vor möglichen Hindernissen oder Gefahren zu warnen.
- Personalisierte Erlebnisse: In Museen könnten sie Besucher entsprechend ihrer Interessen durch die Ausstellung leiten oder zusätzliche Details bereitstellen.
Die Technologie und entsprechende Software existieren bereits seit Langem. Dennoch scheitert die Umsetzung häufig an finanziellen Hürden oder daran, dass viele keine konkreten Ideen zur Nutzung haben.
Beacons könnten jedoch eine erhebliche Erleichterung für blinde und sehbehinderte Menschen darstellen – zum Beispiel beim Auffinden von Rückgabeautomaten für Pfandflaschen. Ein Beacon könnte per App den Weg zum Automaten weisen und so die Orientierung erleichtern. Damit dieses System effizient funktioniert, sollten alle Unternehmen eine einheitliche Technologie nutzen. Andernfalls müsste man für jede Lösung unterschiedliche Apps verwenden, was die Anwendung unnötig kompliziert machen würde. Hier könnte sich der BSVÖ für eine standardisierte Lösung einsetzen.
kümmern.
Die Technik ist vorhanden!
© Mai 2025 by Gerhard Hojas