Jährliche Archiv: 2025

Informationen zum neuen Busterminal am HBF Linz.

Haltestellen im Busterminal im HBF Linz

 

Abfahrt der OÖVVRegionalbusse und der  Stadtbusse der LINZ AG LINIEN.

 

Infos zum neuen Busterminal:

 

Die Zugänge zum Busterminal haben sich durch den Umbau nicht verändert. Es ist weiterhin wie zuvor erreichbar, und auch die Position der drei Bahnsteige (A, B und C) blieb unverändert.

 

Das neue Busterminal wurde mit kontrastreichen, taktilen Bodeninformationen ausgestattet. Zusätzlich wurden an den Übergängen mit Zebrastreifen taktile Leitlinien eingefräst, um die Orientierung zu erleichtern.

 

Die Info- und Notrufboards auf den Bahnsteigen A und C sind über die taktilen Leitlinien auffindbar. Das Leitsystem führt außerdem zu den einzelnen Wartehäuschen und dort direkt zu einer akustischen Ansage der jeweiligen Busabfahrtszeiten. Bitte beachten: Der entsprechende Druckknopf muss für mindestens drei Sekunden gedrückt gehalten werden.

 

Dank einer neuen Beleuchtung ist das Busterminal nun deutlich heller und freundlicher gestaltet.

 

Seit dem 01.09.2025 sorgt ein eigens eingerichteter Sicherheitsdienst für zusätzliche Sicherheit vor Ort. Zudem wurde ein Facility Management während der Bürozeiten in den laufenden Betrieb integriert.

 

Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, das Busterminal frei von E-Scootern zu halten.

 

Bahnsteige:

 

Bahnsteig A

 

A1 – LINZ AG LINIEN

 

Linien Richtung:

 

46 Hafenportal

 

N83 Hafenportal

 

N83 Neue Heimat

 

A2 – LINZ AG LINIEN

 

Linien Richtung:

 

45, 45a Stieglbauernstraße

 

A3 – LINZ AG LINIEN

 

Linien Richtung:

 

72* Schiffswerft

 

A4a – Zentralraum Süd OÖVV

Linien Richtung:

 

410, 411, 412 –  St. Florian, Niederneukirchen, Hofkirchen im Traunkreis, Wolfern, Steyr, Sierning

 

A4b – Zentralraum Südost LINZ AG LINIEN – OÖVV

 

Linien Richtung:

 

77 JKU/Universität

 

400 Asten, Enns, Kronstorf, Steyr

 

Bahnsteig B

 

B1 – Mühlviertel Nordwest OÖVV

 

Linien Richtung:

 

208 Linz voestalpine

 

215 Lembach

 

230, 231 Rohrbach-Berg, Ulrichsberg

 

B2 – Mühlviertel Mitte OÖVV

 

Linien Richtung:

 

260, 300, 309 Kirchschlag, Hellmonsödt, Reichenthal

 

265, 267 Zwettl/Rodl, Helfenberg

 

270 Bad Leonfelden

 

305, 306 Altenberg, Reichenau im Mühlkreis, Linz Elmberg

 

B3 – Zentralraum West OÖVV

 

Linien Richtung:

 

600, 609 Hörsching, Marchtrenk, Wels

 

601 Pasching, Flughafen Linz

 

610, 612 Traun

 

Bahnsteig C

 

C1 – Nur Ausstieg

 

C2 – Mühlviertel Nordost OÖVV

 

Linien Richtung:

 

310, 312, 314 Freistadt, Alberndorf

 

339 Gallneukirchen

 

311 Hagenberg

 

340, 341, 343, 349 Pregarten, Gutau, Königswiesen, Unterweißenbach

 

C3 – Hansbergland OÖVV

 

Linien Richtung:

 

250, 251 St. Peter/Wimberg

 

C4 – Donauraum OÖVV

 

Linien Richtung:

 

200, 201 Ottensheim, Feldkirchen/D., Aschach/D.

 

345 Katsdorf, Wartberg/Aist

 

360, 361, 362 Mauthausen670 Eferding, Hartkirchen

 

Linien, die außerhalb des Busterminals starten bzw. enden

 

Linien Richtung:

 

315 Linz/Donau Volksgartenstraße Gallneukirchen, Engerwitzdorf

 

252 Linz/Donau Hessenplatz Zwettl a. d. Rodl

 

240 Linz/Donau Untere Donaulände St. Peter am Wimberg

 

Was tun bei Problemen im Busterminal?

 

Bei Problemen direkt an das OÖVV Kundencenter wenden! Gilt natürlich auch für Anregungen!

 

Servicezeiten:

 

Montag bis Donnerstag: 08:30 Uhr bis 12:30 Uhr und 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr.

 

Freitag: 07:30 Uhr bis 13:00 Uhr.

 

Telefon: +43 732 66 10 10 66

Mail: kundencenter@ooevv.at

 

Volksgartenstraße 23

4020 Linz

 

Sämtliche Infos gibt es auf der Internetseite des OÖVV:

 

https://www.ooevv.at/de/busterminal-linz.html

 

Fahrplanauskunft mit Echtzeitinformation in der OÖVV Routenplaner-App:

OÖVV Routenplaner App IOS:

https://apps.apple.com/at/app/o%C3%B6vv-routenplaner/id971793228

 

OÖVV Routenplaner App Android:

 

https://play.google.com/store/apps/details?id=de.hafas.android.ooevv&hl=de_AT

 

 

Stand: 05.10.2025

 

© Oktober 2025 by Gerhard Hojas

 

Wer wird im Behinderten-WC schon gerne mit heruntergelassener Hose erwischt?

…das kann dir zumindest in Linz auf Behinderten-WC´s schon einmal passieren!  Und nicht nur in Linz. Eigentlich überall!

 

Am 17.09.2025 erschien im Donaukurier eine Aussendung mit dem Betreff: „Blaulichtorganisationen und der Euro-Key. Wenn der Notruf vor verschlossener Tür endet!“

 

In der Aussendung ging es darum, dass es einen Notruf aus einen Behinderten-WC (Straßenbahnhaltestelle Unionkreuzung) gab und weder Feuerwehr oder Sanitäter die Tür öffnen konnten weil kein entsprechender Schlüssel vorhanden war.

 

Ich kam zu dieser Zeit zufällig vorbei und öffnete dann mit meinem Eujro-Key die Tür. Zum Glück war es ein Fehlalarm und die Anlage war nicht besetzt.

 

Daraufhin bekam ich von Herrn Jürgen S. eine Rückmeldung mit folgendem Inhalt:

 

„Du konntest die Tür ja lediglich deshalb öffnen, weil die Toilette nicht besetzt war. Hätte – wer auch immer – die Tür von innen abgesperrt, wärst Du so hilflos wie die Rettungskräfte gewesen.“

 

Wenn alles so funktioniert wie es eigentlich funktionieren sollte dann hätte Jürgen Recht behalten. Aber nicht in diesem Fall.

 

Es sagte ja schon 1983 Fred Sinowatz: Es ist alles sehr kompliziert.“

 

Ich habe mich inzwischen näher mit dem Euro-Key-System beschäftigt und dabei einige interessante Informationen entdeckt.

 

Wie kann man in einen Behinderten-WC einen Notruf aktivieren oder absetzen?

 

Besonders für Blinde und Sehbehinderte sind solche Lebensrettenten Einrichtungen oft gar nicht erkenn- oder wahrnehmbar. Deshalb sollte man sich auch im WC solche Funktionen genauer ansehen oder ertasten!

 

Behinderten-WCs sind mit einem Notrufsystem ausgestattet – meist ein Schnurtaster oder ein Knopf in Bodennähe. Wenn dieser ausgelöst wurde, sollte automatisch eine Verbindung zur zuständigen Stelle (z. B. Sicherheitsdienst, Facility Management oder Feuerwehr) hergestellt werden

 

Im „Haus der Schlösser“ wurde mir erklärt, dass man dort sowohl Schlösser als auch Schließsysteme für den Euro-Key erwerben kann. Das gilt selbstverständlich auch für andere Anbieter entsprechender Produkte. Die Euro-Key-Schlösser sind in Varianten erhältlich, bei denen entweder nur eine Seite oder beide Seiten gesperrt werden können. Die Preise liegen je nach Ausführung zwischen etwa 540 und 600 Euro. Somit besteht auch für Privatpersonen die Möglichkeit, ein solches Schloss oder Schließsystem zu erwerben.

 

Wichtig: Die passenden Schlüssel sind beim Kauf jedoch nicht enthalten. Diese sogenannten Euro-Keys erhält man ausschließlich über den Österreichischen Behindertenrat (ÖBR). Voraussetzung dafür ist, dass bestimmte Kriterien erfüllt werden. Weitere Informationen dazu finden sich auf der Website des ÖBR:

 

https://www.behindertenrat.at/ueber-uns/euro-key/

 

Zugangssysteme für Behinderten-WCs in Linz

 

In Linz gibt es verschiedene Möglichkeiten, Behinderten-WCs zu öffnen und zu verschließen. Im Folgenden sind einige Beispiele aus öffentlichen Einrichtungen aufgeführt:

 

Hauptbahnhof Linz:

 

Am Hauptbahnhof Linz befinden sich zwei barrierefreie WC-Anlagen:

Zugang von außen: Mit dem Euro-Key.

Verschluss von innen: Über einen Drehknauf.

Besonderheit: Schloss und Drehknauf sind nicht auf gleicher Höhe angebracht.

Zusätzlicher Zugang: Unter dem Euro-Key-Schloss befindet sich ein weiteres Schloss, das vom Sicherheitspersonal mit einem Spezialschlüssel geöffnet werden kann.

Komfort: Die Tür lässt sich auch per automatischem Türöffner bedienen. Kann im Notfall wichtig sein!

 

Öffentliches WC im Volksgarten und Altes Rathaus am Hauptplatz:

 

Zugang von außen: Mit dem Euro-Key.

Verschluss von innen: Ebenfalls mit dem Euro-Key..

Hinweis: Wenn der Schlüssel innen steckt, kann außen kein weiterer Schlüssel eingesteckt werden.

Sicherheitsöffnung: Auch hier befindet sich unter dem Euro-Key-Schloss ein separates Schloss für Notöffnungen.

 

Stadtbibliothek am Schillerplatz:

 

Zugang und Verschluss: Beides erfolgt über dasselbe Euro-Key-Schloss.

Problem im Notfall: Steckt der Schlüssel innen, ist die Tür von außen nicht mehr zugänglich – ein Aufbrechen wäre die einzige Option.

 

Passage-Kaufhaus (Untergeschoss):

 

Zugang von außen: Mit dem Euro-Key.

Verschluss von innen: Über einen separaten Verschlussmechanismus, der von außen nicht erreichbar ist.

Notfallzugang: Auch hier müsste die Tür im Ernstfall gewaltsam geöffnet werden.

Schließmechanismen von Behinderten-WCs im öffentlichen Raum in Linz (Die häufigste Variante):

 

In Linz sind im öffentlichen Raum häufig Behinderten-WCs mit einem Schließsystem ausgestattet, bei dem sich das Schloss zum Öffnen der Anlage auf gleicher Höhe wie der Drehknauf zum Verriegeln von innen befindet. Wird das WC von innen mit dem Drehknauf abgeschlossen, lässt es sich dennoch von außen mit einem Euro-Key öffnen. Dies kann zu heiklen Situationen führen – etwa wenn die Tür geöffnet wird, während sich eine Person im Inneren befindet, möglicherweise mit heruntergelassener Kleidung.

Besonders problematisch ist dies für blinde oder sehbehinderte Menschen, die nicht bemerken, wenn jemand von außen die Tür entriegelt. In solchen Fällen besteht sogar die Gefahr von Diebstahl. Zwar handelt es sich hierbei um hypothetische Szenarien, doch sie sind nicht gänzlich auszuschließen.

 

Bei meinen Beobachtungen in Linz ist mir zudem aufgefallen, dass auch Personen im Besitz eines Euro-Keys sind, bei denen fraglich erscheint, wie sie diesen erhalten haben. Dies wirft berechtigte Fragen zur Vergabe und Kontrolle dieser Schlüssel auf.

 

Wichtig: Der Österreichische Behindertenrat (ÖBR) steht für mich in dieser Angelegenheit keineswegs in der Kritik – im Gegenteil: Der ÖBR agiert hier vorbildlich und mit großer Sorgfalt. Dennoch muss realistisch betrachtet werden, dass es auch im Zusammenhang mit den Euro-Keys Fälle von Missbrauch und Schwarzhandel gibt. Es wäre naiv und weltfremd anzunehmen, dass Menschen mit Behinderung per se über einen tadellosen Charakter verfügen. Wie in jeder Bevölkerungsgruppe gibt es auch hier individuelle Unterschiede.

 

Viele öffentliche Toiletten, die ich kenne, lassen sich auch von außen mit dem Euro-Key öffnen – selbst dann, wenn sie von innen über den drehbaren Türknauf verriegelt wurden. Ich habe außerdem erfahren, dass solche Schließmechanismen auch im Ausland verbreitet sind.

 

Volkshaus Pichling:

 

Hier befinden sich 2 Behinderten-WCs. Diese waren lange auf der Außenseite mit einer Türschnalle ausgestattet. Wenn man das WC nach den Verlassen nicht abgeschlossen hat, konnte Jeder die Anlage benützen. Bis ein Türknauf montiert wurde.

 

Straßenbahnhaltestelle Unionkreuzung:

 

Bei dieser WC-Anlage kam es zweimal zu Situationen, in denen Einsatzkräfte nach einem Notruf hilflos und ohne klaren Plan vor Ort standen. Auch hier war das Behinderten-WC lange mit einer Türschnalle ausgestattet. Da sich in unmittelbarer Nähe ein bekannter Drogenhotspot befindet, wurden das Herren- und Damen-WC mit spezieller Antidrogenbeleuchtung versehen – das Behinderten-WC jedoch nicht.

Durch die leicht zugängliche Türschnalle war das Behinderten-WC auch für Drogenkonsumenten offen, was sich deutlich im Zustand der Anlage widerspiegelte: starke Verschmutzung, unhygienische Zustände und potenzielle Gefahren für blinde und sehbehinderte Personen, etwa durch herumliegende Spritzen. Erst nach dem Austausch der Türschnalle durch einen Türknauf konnte die Situation verbessert werden.

 

Frauen kann ich diese Anlage nicht empfehlen!

 

Tiefgarage beim Mariendom:

 

Auch hier hatte ich ein besonderes Erlebnis beim Aufschließen der WC-Anlage. An einem Sonntagvormittag bemerkte ich nach dem Öffnen der Tür einen ungewöhnlichen Belag auf dem Boden. Ein junges, obdachloses Paar hatte sich über das Wochenende dort häuslich eingerichtet und den Boden mit Kartons ausgelegt. Sie verfügten ebenfalls über einen Euro-Key zum Öffnen der Tür und kannten offenbar die Dienstzeiten des Reinigungspersonals. Daher wussten sie genau, wann sie am Montag das WC wieder verlassen mussten. Für blinde und sehbehinderte Menschen können solche Situationen mitunter riskant sein, da man nie weiß, auf wen man trifft.

 

Einkaufszentrum Atrium (Mozartstraße):

 

Bei dieser WC-Anlage ist der Euro-Key gleich dreimal erforderlich. Zunächst muss man mit dem Schlüssel eine Klapptür öffnen, um überhaupt in den Bereich der Anlage zu gelangen. Alle anderen Nutzer müssen für den Zugang bezahlen. Anschließend ist das Behinderten-WC mit dem Euro-Key aufzuschließen – und nach der Benutzung auch wieder zu verschließen. Das ist ein Nachteil der hier verbauten Türschnalle.

 

Vor der Renovierung war diese barrierefreie WC-Anlage mit einem Wickelraum kombiniert. Häufig wurde das Wickelbrett nicht hochgeklappt, was die Nutzung für Rollstuhlfahrer erheblich erschwerte. Auch für blinde und sehbehinderte Personen stellte das heruntergeklappte Brett ein Hindernis dar – buchstäblich im Gesichtsfeld. Zudem befand sich der Windelbehälter direkt daneben. Glücklicherweise wurde der Wickelbereich inzwischen ausgelagert. Die Anlage präsentiert sich heute sehr sauber und deutlich benutzerfreundlicher.

 

Auch zu dieser Anlage habe ich eine besondere Anekdote: Als ich das WC einmal aufschließen wollte, hörte ich aus dem Inneren ein hysterisches Kreischen und lautes Geplärre – für mich ein eindeutiges Zeichen, dass die Kabine besetzt war. Ich wartete einige Minuten. Dann wurde von innen aufgesperrt. Die Tür öffnete sich einen Spalt, und wie bei einer Schildkröte schob sich langsam ein Kopf hindurch. Der Kopf drehte sich nach links, dann nach rechts, dann wieder nach links – und verschwand ebenso langsam wieder hinter der Tür. Anschließend wurde erneut abgeschlossen. Man muss schon sehr neugierig sein, wenn man in diesem Moment „abzwickt und dazwischen späht“, um zu sehen, wer draußen steht oder sitzt. Diese Dame hätte ich dabei wohl in einem recht kompromittierenden Moment (die heruntergelassene Hose) erwischt.

 

Südbahnmarkt:

 

Auf der Herrentoilette befindet sich ein Behinderten-WC. Ob es auf der Damentoilette auch eines gibt kann ich nicht sagen. Diese Anlage ist zeitweise mit Personal besetzt.

 

Kultureinrichtungen der Stadt Linz:

 

Auch in zahlreichen Kultureinrichtungen der Stadt Linz lassen sich die Behinderten-WCs von außen öffnen – selbst wenn sie von innen verriegelt wurden.

 

 

Viele Behinderten-WCs in Unternehmen oder Einrichtungen lassen sich auch von außen mit einer Münze öffnen – zum Beispiel im Ärztezentrum Süd in der Saporoshestraße. Dort ist das Behinderten-WC stets geöffnet, sehr sauber und mit einer speziellen Antidrogenbeleuchtung ausgestattet.

 

Wie man sieht, ist ein Behinderten-WC nicht gleich ein Behinderten-WC. Offenbar wissen viele Betroffene, und hier besonders Blinde und Sehbehinderte  nicht, dass es unterschiedliche Mechanismen zum Öffnen und Schließen solcher Anlagen gibt. Darauf sollte man künftig mehr achten! Für blinde und sehbehinderte Personen wäre es besonders wichtig, sich die Funktionen des Notrufsystems erklären und zeigen zu lassen. Im Ernstfall zählt jede Sekunde – und es ist besser, einmal zu viel einen Notruf abzusetzen als einmal zu wenig. Ein Notfall muss ja nicht mich selbst betreffen!

 

So gut die Idee des Euro-Keys ist, ist sie anscheinend noch nicht zu Ende gedacht.

 

Auf meine Meldung bezüglich der Notrufsysteme und der überforderten Blaulichtorganisationen in Linz habe ich bislang weder von der Stadt Linz noch von den Einsatzkräften eine Rückmeldung erhalten. Sie tun offenbar das, was sie am besten können: „Abtauchen und die Füße stillhalten.“

 

© Oktober 2025 by Gerhard Hojas

Linz – Blaulichtorganisationen und der Euro-Key! Wenn der Notruf vor verschlossener Tür endet!

Ein weiterer Erfahrungsbericht aus Linz. Die Geschichte wiederholt sich.

 

Eigentlich können Sekunden über Leben und Tod entscheiden.

 

Diese Botschaft wurde in letzter Zeit sehr gerne von Blaulichtorganisationen in sämtlichen Medien verbreitet.

 

Was passiert, wenn Einsatzkräfte von Rettung, Feuerwehr und Polizei zu einem Notruf bei einem öffentlichen Behinderten-WC in Linz gerufen werden – und feststellen müssen, dass sie die Tür nicht öffnen können, weil der erforderliche Euro-Key fehlt? Und schlimmer noch: Niemand weiß, was ein Euro-Key überhaupt ist?

 

Unvorstellbar? Leider nicht. In Linz, Oberösterreich, sind solche Situationen keine Seltenheit und auch keine Einzelfälle.

 

Ein konkreter Vorfall ereignete sich bereits am 23. Juli 2023 bei der Straßenbahnhaltestelle Unionkreuzung im Mittelgeschoss. Ich kam zufällig vorbei, als gerade ein Einsatz stattfand: Ein Notruf war aus der dortigen barrierefreien WC-Anlage abgesetzt worden. Vor Ort standen Einsatzkräfte der Rettung, Feuerwehr und Polizei – ratlos vor der verschlossenen Tür. Keiner von ihnen hatte einen Euro-Key dabei, um Zugang zu erhalten.

 

Da ich selbst auf dem Weg zu diesem WC war und glücklicherweise einen Euro-Key besitze, konnte ich die Tür öffnen und die Situation rasch klären. Zum Glück befand sich niemand in der Anlage.

 

Trotzdem hinterließ dieses Erlebnis ein mulmiges Gefühl. Was wäre, wenn ich selbst einmal in einer Notlage in einer öffentlichen WC-Anlage der Stadt Linz wäre – und die Einsatzkräfte stünden hilflos vor der Tür, weil ihnen der passende Schlüssel fehlt? Und der zuständige Mitarbeiter der Stadt mit dem Euro-Key ist gerade nicht erreichbar? Oder er kommt zu spät!

 

Damals war der Samariterbund für den Einsatz verantwortlich. Mein Ansprechpartner, Herr Preslmair (Einsatzleitung Rettungsdienst, Samariterbund Linz), versicherte mir, sich der Sache anzunehmen.

 

Auch bei späteren Nachfragen bei verschiedenen Polizeiinspektionen erhielt ich stets dieselbe Antwort: Der Euro-Key sei unbekannt und auf den Einsatzfahrzeugen nicht vorhanden. Das hat sich bis September 2025 nicht geändert!

 

Es gab damals auch eine Antwort der Stadt Linz von der Abteilung Gebäudemanagement und Tiefbau :

 

Mail der Stadt Linz:

 

Sehr geehrter Herr Hojas!

Wir haben Ihre Eingabe unverzüglich einer genauen Überprüfung unterzogen. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, hat sich der Vorfall am 23.7.2023 wie folgt ereignet:

Vom öffentl. Behinderten-WC Unionkreuzung wurde ein Notruf an die LinzAG Leitzentrale abgeschickt, welche ihren Revierfahrer verständigten. Auch wurde von der LinzAG-Zentrale die Rettung kontaktiert. Die Rettung war zuerst vor Ort, konnte jedoch mangels Euro-Key nicht öffnen und verständigte die Polizei. Auch die Polizei hatte keinen Euro-Key im Streifenwagen, so musste gewartet werden, bis der LinzAG-Revierfahrer eintraf. Genau in diesem Zeitfenster haben Sie die WC-Anlage aufgesucht.

Weshalb die Rettungsorganisationen und in diesen Fall auch die Polizei über keinen Euro-Key verfügten, entzieht sich unserer Beurteilung. Wir haben jedoch bereits mit den Rettungsorganisationen Kontakt aufgenommen.

Ergänzend darf festgehalten werden, dass bei den zuletzt errichteten bzw. renovierten öffentl. WC-Anlagen (Volksgarten, Promenade, Grüne Mitte, Lindbauer, Südbahnhof, Hauptplatz, Donaupark) eine Notrufleitung von der Behinderten-Toilette zur 24 Stunden durchgängig besetzten Portierstelle im Alten Rathaus besteht. Im Notfall suchen Mitarbeiter*innen der Stadt umgehend die WC-Anlage auf, außerhalb der Dienstzeiten übernimmt das die Fa. ÖWD. In beiden Fällen ist selbstverständlich ein Euro-Key vorhanden.

Mit freundlichen Grüßen

Antwort Stadt Linz Mailende:

 

Erfahrungsbericht: Wiederholung eines bekannten Problems in Linz

 

Leider hat sich in den vergangenen zwei Jahren in Linz hinsichtlich der Barrierefreiheit und des Umgangs mit Behinderten-WCs nichts verbessert oder verändert.

 

Am Dienstag, dem 09.09.2025, um 17:45 Uhr, erlebte ich exakt dieselbe Situation wie damals – erneut beim Behinderten-WC an der Unionkreuzung. Wieder wurde ein Notruf abgesetzt, und die Tür zum WC war verschlossen.

 

Als ich dort eintraf, standen Sanitäter und Feuerwehr ratlos vor Ort. Ein Feuerwehrmann kniete vor der Tür, ein großer Werkzeugkoffer neben sich, und wollte gerade mit „Einbrechermanier“ versuchen, die Tür gewaltsam zu öffnen. Ich ersparte der heldenhaften Feuerwehr diese Mühe und öffnete die Tür kurzerhand mit dem Euro-Key.

 

Auch diesmal konnte ich nicht erkennen, welche Rettungseinheit vor Ort war.

 

Begleitet wurde mein Eingreifen von der wenig hilfreichen Bemerkung: „Sie sollten sich beeilen – es geht hier schließlich um Menschenleben!“ Ironischerweise war es genau dieser Feuerwehrmann, der offenbar nicht wusste, dass es den Euro-Key überhaupt gibt – geschweige denn, dass er selbst ohne diesen Schlüssel keine Hilfe leisten konnte. Nebenbei bemerkt: Ich war mit einem Blindenstock eindeutig als sehbehinderte Person erkennbar. In solchen Situationen wären weniger voreilige und unqualifizierte Kommentare angebracht.

 

Die Lage konnte auch diesmal rasch geklärt werden – es handelte sich erneut um einen Fehlalarm. Die „verhinderten Lebensretter“ verschwanden daraufhin ebenso schnell, wie sie gekommen waren.

 

Wieder einmal wurde deutlich: Keine der beiden Blaulichtorganisationen war mit dem Euro-Key vertraut. Und wie bereits vor zwei Jahren war keine verantwortliche Person der Stadt Linz vor Ort. Vermutlich befand sie sich – wie damals – gerade auf dem Weg zur Toilette, und ich bin ihr erneut zufällig zuvorgekommen.

 

Mein Vertrauen in die Verantwortlichen der Stadt Linz ist endgültig erschüttert – insbesondere, wenn es um die Rettung von Menschen mit Behinderung geht. Ich musste persönlich feststellen, dass die zuständigen Stellen der Stadt Linz offenbar stets die Letzten wären, die bei einem Notfall eintreffen würden. Und das betrifft ausgerechnet jene, die Zugang zum lebensrettenden Euro-Key haben sollten.

 

Im vergangenen Jahr waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen eingeladen, um über Notrufarmbänder zu informieren. Im Zuge dieser Veranstaltung sprach ich die Referentinnen und Referenten auf den Euro-Key an und übergab ihnen auch ein Exemplar. Auch ihnen war dieser Schlüssel nicht bekannt, und in den Einsatzfahrzeugen des Roten Kreuzes ist er ebenfalls nicht vorhanden.

 

Zufällig hatte ich bereits vor dem Vorfall am 09.09.2025 beim Behinderten-WC an der Unionkreuzung, nämlich am 18.08.2025, E-Mails mit dem Betreff „Euro-Key und Blaulichtorganisationen“ an BIZEPS, den ÖZIV Burgenland sowie den Österreichischen Behindertenrat gesendet. Im Mittelpunkt stand der Vorfall vom 23.07.2023. Ich wollte in diesem Zusammenhang erfahren, welche Entwicklungen seitdem bei den großen Behinderteneinrichtungen im Hinblick auf den Euro-Key sowie die Zusammenarbeit mit Blaulichtorganisationen stattgefunden haben.“

 

Ich habe umgehend Rückmeldungen von BIZEPS und ÖZIV erhalten – beide lauteten übereinstimmend: Zuständig sei der Österreichische Behindertenrat.

 

Leider habe ich vom ÖBR noch keine Antwort erhalten. Immerhin ist der ÖBR auch für die Verteilung des Euro-Key verantwortlich oder zuständig. Da sollte er sich auch dazu äußern!

 

Auch Nachfragen bei Polizeiinspektionen verliefen ergebnislos. Es scheint, als gäbe es in den Einsatzfahrzeugen keinerlei Vorkehrungen bezüglich des Euro-Keys. Ein Defibrillator im Polizeiauto mag lebensrettend sein – doch nützt er wenig, wenn die Tür zur barrierefreien Toilette verschlossen bleibt.

 

Dieses Problem betrifft nicht nur die Stadt Linz, sondern sicher ganz Oberösterreich und vermutlich ganz Österreich. Es wäre dringend notwendig, zu hinterfragen, wie das System rund um den Euro-Key bei Blaulichtorganisationen funktioniert. Was passiert, wenn ein Notruf aus einer barrierefreien öffentlichen Toilette eingeht? Wie sind die Abläufe geregelt? Die Beispiele aus Linz zeigen deutlich, dass die Stadt hier den „schwarzen Peter“ trägt – sie war nie dort präsent, wo Hilfe gebraucht wurde. Obwohl es so kommuniziert wird.

 

Die Verantwortung liegt klar bei den zuständigen Stellen – insbesondere beim Gesundheitsstadtrat und der Sozialstadträtin der Stat Linz. Vielleicht könnten sie nach Jahren aktiv werden.

 

Ich engagiere mich seit 2014 als Behindertenaktivist in Linz und habe in dieser Zeit bedeutende Fortschritte für die blinde und sehbehinderte Community erzielt. Dennoch muss ich leider feststellen, dass Linz nach wie vor die behindertenfeindlichste Stadt Österreichs ist – und das hat sich bis heute nicht geändert.

 

Diese Situation hängt maßgeblich mit den handelnden Personen in der Stadtverwaltung sowie mit den wenig durchsetzungsfähigen Behindertenvereinen vor Ort zusammen. Solange Fördermittel von der Stadt fließen, scheint Kritik unerwünscht – man beißt eben nicht die Hand, die einen füttert.

 

Besonders eindrücklich ist mir eine Aussage eines Mitarbeiters bzw. einer Mitarbeiterin der Stadt Linz im Gedächtnis geblieben, obwohl sie bereits vor über zehn Jahren getätigt wurde: „Die Behinderten sollen doch zu Hause bleiben!“ Diese Haltung scheint bis heute tief verankert zu sein – zumindest ist das mein persönlicher Eindruck.

 

Mit der Einrichtung eines Inklusionsbeirats könnte sich vieles zum Positiven verändern. Doch bislang bleibt abzuwarten, ob dieser tatsächlich einen spürbaren Wandel bewirken wird.

 

© September 2025 by G. Hojas

Fragen zur Barrierefreiheit für blinde und sehbehinderte Fahrgäste in den Bussen des OÖVV und dem neuen Busterminal!

Anmerkung Gerhard Hojas: Im Text kann mit den Navigationstasten für Screenreader navigiert werden. Der Inhalt besteht aus Überschriften und Text!

 

Vor einigen Tagen wandte ich mich mit Fragen zur Barrierefreiheit an den Oberösterreichischen Verkehrsverbund (OÖVV). Konkret interessierte mich, wie die Mitnahme von Menschen mit Behinderung in den Bussen des OÖVV geregelt ist und wie barrierefrei das neu gestaltete Busterminal am Linzer Hauptbahnhof künftig sein wird.

 

Die Rückmeldung erfolgte erfreulich schnell und war inhaltlich sehr aufschlussreich.

 

Die Antworten wurden direkt in meinem ursprünglichen Fragenkatalog innerhalb der E-Mail ergänzt.

 

Meine Fragen und Vorschläge:

 

Im Zusammenhang mit der Mitnahme von Menschen mit Behinderung – insbesondere von blinden und sehbehinderten Personen – in den Verkehrsmitteln des OÖVV habe ich einige Fragen, die mir sehr am Herzen

liegen:

 

Sitzplätze für Blinde und Sehbehinderte:

 

Stimmt es, dass sich die reservierten Sitzplätze für gekennzeichnete blinde und sehbehinderte Fahrgäste direkt in der ersten Reihe beim Einstieg befinden?

 

Antwort OÖVV:

 

Dies ist nach Fahrzeugtyp unterschiedlich. Die Sitzplätze für ältere oder beeinträchtigte Personen befinden sich aber in der Regel in der ersten Reihe oder bei den Viererplätzen (2. und 3. Reihe). Bei den meisten Fahrzeugen sind diese Sitzplätze entsprechend gekennzeichnet und es befindet sich dort auch eine eigene Stopptaste.

 

Akustische Haltestellenansage:

 

Wer ist für die Funktion und Lautstärke der automatischen akustischen Haltestellenansage zuständig? In der ersten Sitzreihe ist die Ansage oft nur schwer oder gar nicht verständlich. Teilweise ist sie sogar komplett ausgeschaltet. Liegt die Verantwortung für die Aktivierung und korrekte Lautstärke beim Fahrpersonal?

 

Antwort OÖVV:

 

Es gibt keine genauen Vorgaben (zB Mindest-Dezibel) zu den Haltestellenansagen. Die Ansage sollte aber bei normaler Geräuschkulisse hörbar sein. Bei manchen Unternehmen wird die Lautstärke zentral gesteuert. Bei anderen kann das Lenkpersonal sehr wohl die Lautstärke beeinflussen. Die Haltestellenansage hat grundsätzlich immer in Betrieb zu sein.

 

Radio während der Fahrt:

 

Darf das Fahrpersonal während der Fahrt Radio hören? Dies erschwert zusätzlich das Verstehen der Haltestellenansage, insbesondere für blinde und sehbehinderte Fahrgäste in der ersten Reihe.

 

Antwort OÖVV:

 

Es gibt kein diesbezügliches Verbot.

 

Hinweis zum hinteren Ausstieg:

 

In einigen Bussen hängt im Fahrerbereich ein DIN-A4-Zettel mit dem Hinweis, dass Fahrgäste ausschließlich hinten aussteigen sollen. Diese Aushänge wirken nicht offiziell – es fehlt ein Logo oder Schriftzug des OÖVV. Handelt es sich hierbei um eine offizielle Vorgabe? Ich persönlich empfinde solche Hinweise als eine unnötige Erschwernis, insbesondere für blinde und sehbehinderte Personen, die dadurch gezwungen werden, sich zum hinteren Ausstieg zu begeben. Ich persönlich finde das eine Schikane und halte mich auch nicht daran.

 

So wurde mir berichtet, dass ältere Fahrgäste in diesem Zusammenhang vom Fahrpersonal regelrecht bedrängt wurden. Das lässt auf ein mangelndes Maß an Empathie und Sensibilität schließen.

 

Antwort OÖVV:

 

Es gibt keine Regelung, dass Fahrgäste nur hinten aussteigen dürfen. Für den Fahrgastfluss ist ein Ausstieg hinten allerdings sinnvoll.

 

 

Fragen zum neuen Busterminal beim Hauptbahnhof Linz:

 

Das neue Busterminal beim HBF Linz wird bald in Betrieb genommen. Am Bussteig C sind bereits erste Neuerungen erkennbar. Auch auf den Social-Media-Kanälen des OÖVV wurden einige Informationen veröffentlicht. So wurde etwa bekanntgegeben, dass die Wartehäuschen künftig farblich unterschiedlich gestaltet werden, um bestimmte Fahrtrouten zu kennzeichnen.

 

Für blinde und sehbehinderte Menschen sind solche Farbkennzeichnungen jedoch wenig hilfreich.

 

Zusätzliche Hilfen für Blinde und Sehbehinderte:

 

Welche weiteren akustischen und taktilen Orientierungshilfen – abgesehen von Bodenleitsystemen und Einstiegsfeldern – sind am neuen Busterminal vorgesehen?

 

Antwort OÖVV:

 

Es sind am Busterminal Linz zukünftig zwei Infopoints mit Braille-Schrift vorgesehen. Weiters gibt es in den Wartemöbeln Text-to-Speech Ausgaben, wobei wir das bereits in Linz bekannte Text-to-Speech-System erweitert haben.

 

Orientierung an den Bussteigen:

 

Wie können blinde und sehbehinderte Fahrgäste die jeweiligen Abfahrtstellen und Bussteige zuverlässig finden?

 

Antwort OÖVV:

 

Für sehbeeinträchtige Menschen wird ein komplett neues Wegeleit-Konzept umgesetzt. Mit diesem taktilen Leitsystem werden die jeweiligen Abfahrtstellen und Bussteige zuverlässig zu finden sein.

 

Anmerkung Gerhard Hojas: Um die Fahrbahnen sicherer zu überqueren wurden auch hier taktile Leitlinien in den Boden eingefräst.

 

Sprachausgabe bei Monitoren:

 

Antwort OÖVV:

 

Siehe dazu oben bereits die Information zu den Text-To-Speech- Ausgaben in den Wartemöbeln.

 

Verfügen die Abfahrtsmonitore oder digitalen Anzeigen über eine Sprachausgabe oder sonstige akustische Hilfestellung?

 

Antwort OÖVV:

 

Siehe dazu oben bereits die Information zu den Text-To-Speech- Ausgaben in den Wartemöbeln.

 

Schulung des Fahrpersonals:

 

Wird das Fahrpersonal speziell geschult, damit es bei den Einstiegsfeldern für blinde und sehbehinderte Personen mit der ersten Tür anhält? Bisher funktioniert dies leider nicht zuverlässig.

 

Antwort OÖVV:

 

Ein wichtiger Aspekt für barrierefreies, sicheres und problemloses Ein- und Aussteigen ist die Neupositionierung der Busstände unter Verwendung der sogenannten Kasseler Sonderboards (Randstein). Diese ermöglichen die komplett bordsteinkantige Zufahrt für alle Regionalbusse und damit eine barrierefreie Zustiegsmöglichkeit für die Fahrgäste und eine weitaus bessere räumliche Ausnützung der Busbuchten.  Davon profitieren nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen wie z. B. ältere Mitbürger, Eltern mit Kinderwagen und kleine Kinder.

 

Im gesamten Areal wurde dabei auf die maximal mögliche Höhe der Bordsteinkante geachtet. Dies wurde auch mit dem dazu geometrisch am ungünstigsten ausgestatteten Bus live vor Ort getestet.

 

Es wird für das einfahrende Buslenkpersonal eigene Schulungen für die Anfahrt zu den neuen Kasseler Sonderboards sowie auch zur richtigen Positionierung im Aufmerksamkeitsfeld von Sehbehinderten Personen geben. Diese Schulung wird gerade vorbereitet.

 

Gibt es auch Maßnahmen für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator und auch für Eltern mit Kinderwägen um sicher und einfacher in den Bussen ein- oder auszusteigen?

 

Antwort OÖVV:

 

Siehe dazu die Antwort in der vorherigen Frage.

Generell gilt: Unsere Busse sind entweder in Niederflurbauweise mit Rampe oder mit einem Hublift ausgestattet. Sollte ein Fahrgast beim Ein-/Aussteigen Hilfe benötigen, so ist das Lenkpersonal verpflichtet zu helfen.

 

Vorschlag: Sperrzone für E-Scooter im gesamten Busterminal.

Heute, am Dienstag, musste ich leider feststellen, dass am Bussteig C ein E-Scooter abgestellt wurde. Für blinde und sehbehinderte Menschen stellt dies eine erhebliche Stolper- und Sturzgefahr dar. Um die Sicherheit aller Fahrgäste zu gewährleisten, wäre die Einrichtung einer Sperrzone für E-Scooter im gesamten Bereich des Busterminals aus unserer Sicht äußerst hilfreich. Es wäre wünschenswert, zu prüfen, ob eine solche Regelung umgesetzt werden kann.

 

Antwort OÖVV:

 

Es ist eine Haus- und Betriebsordnung gemeinsam mit dem Eigentümer in Ausarbeitung, in der auch ein Abstellverbot für E-Scooter, Fahrräder, etc. festgelegt sein wird.

Die Einhaltung der Haus- und Betriebsordnung wird in Zukunft über den seit 1. September 2025 eingesetzten Sicherheitsdienst kontrolliert.

 

© September 2025 by Gerhard Hojas

Gmunden und der Traunsee: Ein Ausflug ins Herz des Salzkammerguts (20.07.2025).

An einem sonnigen Sonntagmorgen starteten wir unseren Tagesausflug von Linz aus mit dem Zug in Richtung Gmunden. Schon die Fahrt durch die sanft hügelige Landschaft Oberösterreichs stimmte uns auf einen erlebnisreichen Tag am Traunsee ein. Unser Ziel: eine Schifffahrt mit der historischen MS Gisela, die seit über einem Jahrhundert Gäste über den glitzernden See trägt.

 

Für die Fahrt von Linz ins oberösterreichische Salzkammergut stehen die ÖBB und die WESTbahn zur Verfügung. Sofern keine der seltenen Direktverbindungen nach Gmunden verfügbar ist, erfolgt ein Umstieg in Attnang-Puchheim. Nach der Ankunft in Gmunden wartet bereits die Straßenbahn direkt vor dem Bahnhof. Diese bringt einen bequem bis zur Haltestelle Gmunden Rathausplatz (Schiffstation), die sich unmittelbar bei der Schiffanlegestelle befindet.

 

Das Salzkammergut:

 

Das Salzkammergut ist eine malerische Region im Herzen Österreichs, die sich über Teile der Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Steiermark erstreckt. Es ist bekannt für seine beeindruckende Kombination aus Bergen, Seen, Tradition und Geschichte.

 

Am Nordrand der Alpen gelegen befinden sich im Salzkammergut über 76 Seen, darunter der Wolfgangsee, Mondsee, Attersee, Traunsee und der berühmte Hallstätter See. Umgeben von markanten Gebirgszügen wie dem Dachstein, Toten Gebirge, Traunstein und Höllengebirge.

 

Der Name stammt vom historischen Salzabbau: „Salzkammergut“ war einst ein habsburgischer Besitz, verwaltet vom Salzoberamt in Gmunden. Besonders bekannt ist das Innere Salzkammergut mit Orten wie Bad Ischl und Hallstatt, das heute zum UNESCO-Welterbe zählt.

 

Unsere Reise begann um 07:56 Uhr mit der Westbahn ab Linz. Pünktlich um 09:15 Uhr gingen wir an Bord der MS Gisela und starteten unsere Rundfahrt auf dem Traunsee. Alles verlief reibungslos und genau nach Plan – in solchen Momenten weiß man das Klimaticket besonders zu schätzen. So konnten wir uns auch sofort in Gmunden in die Straßenbahn setzen und losfahren ohne sich um Fahrkarten kümmern zu müssen.

 

Gmunden:

 

Gmunden ist ein echtes Juwel im oberösterreichischen Salzkammergut – direkt am Nordufer des Traunsees gelegen und umgeben von majestätischen Bergen. Mit rund 13.000 Einwohnern ist die Stadt nicht nur Verwaltungssitz des Bezirks Gmunden, sondern auch ein kulturelles und historisches Zentrum der Region. So ist die Stadt berühmt für ihre handgefertigte Keramik mit dem ikonischen grünen Muster – ein echtes Stück österreichischer Tradition.

 

Gmunden liegt auch am Traunsee, dem tiefsten See Österreichs. Und der Traunstein, der Hausberg der Gmundner, ist ein Paradies für Wanderer und Kletterer.

 

Und wer kennt nicht das Schloss Ort! Das märchenhafte Seeschloss ist nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern auch bekannt aus der TV-Serie Schlosshotel Orth.

 

Traunseetram:

 

Die neue Straßenbahn in Gmunden, bekannt als Traunseetram, wurde am 1. September 2018 offiziell in Betrieb genommen. Die ursprüngliche Straßenbahn Gmunden wurde bereits 1894 eröffnet und über viele Jahrzehnte war sie mit nur etwa 2,3 km Länge die kleinste Straßenbahn der Welt. Sie verbindet Gmunden mit Vorchdorf.

 

Die aktuelle Gesamtlänge der Strecke beträgt etwa 18 km. Eine Besonderheit der Strecke ist, dass sie teils eingleisig mit Ausweichen geführt wird und zählt zu den steilsten Adhäsionsbahnen weltweit.

 

Eine Adhäsionsbahn, auch als Reibungsbahn bekannt, ist ein Eisenbahnsystem, bei dem die Fortbewegung allein durch die Haftreibung zwischen den Rädern des Fahrzeugs und den Schienen erfolgt. Dieses Prinzip ist das Standardverfahren bei den meisten Eisenbahnen weltweit.

 

Übrigens – Die steilste Adhäsionsbahn der Welt ist die Pöstlingbergbahn in Linz. Sie kommt ohne Zahnradantrieb aus und funktioniert allein durch die Haftreibung der Räder auf den Schienen.

 

Bevor wir es uns auf dem Deck der MS Gisela gemütlich machten, besorgten wir zunächst unsere Fahrkarten. Menschen mit Behinderung sowie deren Begleitpersonen erhalten hier eine Ermäßigung auf den Fahrpreis. Der Zugang zum Schiff ist auch für mobilitätseingeschränkte Personen – etwa mit Rollstuhl oder Rollator – problemlos möglich. Zudem stehen die Matrosen jederzeit hilfsbereit zur Seite. Unser Ausflug, vom Start am Hauptbahnhof Linz bis zum Betreten der MS Gisela, war durchgehend barrierefrei gestaltet.

 

Die MS Gisela:

 

Die MS Gisela ist ein echtes Juwel auf dem Traunsee – und nicht irgendein Schiff, sondern einer der ältesten Raddampfer der Welt! Sie wurde nach der ältesten Tochter von Kaiser Franz Joseph I benannt. Die MS Gisela wurde ursprünglich in Floridsdorf gebaut und in Einzelteilen zum Traunsee transportiert.

In ihrer langen Zeit am Traunsee hat sie mehrere technische Umbauten und Restaurierungen erlebt.

 

Einige Technische Details zur MS Gisela:

 

Baujahr: 1871;

Länge: ca. 52 Meter;

Maschine: Oszillierende Verbunddampfmaschine, die man vom Deck aus beobachten kann;

Geschwindigkeit: Bis zu 22 km/h;

Kapazität: Bis zu 250 Personen;

 

Nachdem die Dampfmaschine auf Touren gekommen war legte die MS Gisela vom Anlegesteg ab und es begann die große Panoramatour über den Traunsee… Die Geräusche der Dampfmaschine, der man vom Deck bei ihrer Arbeit zusehen kann, waren am ganzen Deck hörbar.

 

Der Traunsee – Das tiefblaue Herz des Salzkammerguts:

 

Der Traunsee, eingebettet in die majestätische Kulisse des oberösterreichischen Salzkammerguts, zählt zu den eindrucksvollsten Naturjuwelen Österreichs. Mit einer Fläche von 24,35 km² ist er der viertgrößte See des Landes – und mit einer Tiefe von 191 Metern zugleich der tiefste. Auf 422 Metern Seehöhe gelegen, schmiegt sich der See an den Nordrand der nördlichen Kalkalpen und wird von steilen Felswänden und sattgrünen Berghängen eingerahmt.

 

Besonders markant erhebt sich der Traunstein, der wie ein steinerner Wächter über dem See thront und Wandernde wie Bergsteiger gleichermaßen fasziniert. Rund um den See laden charmante Orte wie Gmunden, Altmünster, Traunkirchen und Ebensee zum Verweilen ein – mit historischen Promenaden, traditionellen Bootshäusern und einem Hauch kaiserlicher Nostalgie.

 

Der Traunsee spielte über Jahrhunderte eine zentrale Rolle im Salzhandel des Salzkammerguts. Als Transportweg für das „weiße Gold“ war er wirtschaftlich von großer Bedeutung und prägte die Entwicklung der Region nachhaltig. Heute befindet sich der See im Besitz der Österreichischen Bundesforste und wird als wertvolles Natur- und Erholungsgebiet geschützt und gepflegt.

 

Die Fahrt um 09:15 Uhr hat seine besonderen Reize. Mit 2 Stunden ist sie die längste Rundfahrt am Traunsee und mit der Morgenstimmung spürt man eine besondere und ruhige Atmosphäre mit spiegelglattem Wasser und klarer Sicht.

 

Bei unserer Panoramafahrt legte die MS Gisela bei mehreren Häfen an und die Passagiere konnten aus- oder zusteigen.

 

Die wichtigsten Anlegestellen sind: Altmünster, Traunkirchen und Ebensee. Hier wendet die MS Gisela und es geht wieder zurück zum Startpunkt in Gmunden.

 

In dieser Morgenstimmung und bei schönem Wetter hatte man die schönsten Ausblicke auf die malerische Landschaft um den Traunsee. Somit erwartete uns bei der Fahrt über dem See eine beeindruckende Kulisse aus Natur und Architektur. Eine der landschaftlichen Highlights ist der markante Traunstein, der majestätisch über dem See thront und als Wahrzeichen der Region gilt. Vom See aus sieht man das charmante Städtchen Gmunden mit seinem historischen Rathaus und dem bekannten Schloss Ort, das malerisch auf einer kleinen Insel liegt.

 

Vom See aus bot sich uns auch ein Blick auf den Baumwipfelweg am Grünberg, sowie auf den Gmundnerberg. Als Draufgabe gab es um 10:00 Uhr noch den Blick auf den abnehmenden Mond über Ebensee.

 

Gmundnerberg:

 

Der Gmundnerberg liegt in der Marktgemeinde Altmünster, nahe Gmunden, und erreicht eine Höhe von 884 m über dem Meeresspiegel. Er gehört zu den Traun- und Atterseer Flyschbergen und bietet einen spektakulären Rundblick auf den Traunsee, den Traunstein, das Höllengebirge und das Alpenvorland.

 

Auf dem Plateau findet man eine Kapelle, eine Sternwarte und ein Neurologisches Therapiezentrum, das auf dem Gelände einer ehemaligen Lungenheilanstalt errichtet wurde.

 

Was sind Flyschberge?

 

Die Flyschberge sind eine geologische Besonderheit, die vor allem in den Alpen und deren Vorland vorkommt. Der Begriff „Flysch“ stammt aus dem Schweizerdeutschen und bedeutet so viel wie „fließen“ – ein Hinweis auf die Entstehung dieser Gesteinsschichten durch Ablagerungen in tiefen Meeresbecken.

 

Flyschberge sind Hügel- und Berglandschaften, die aus sogenannten Flyschgesteinen bestehen. Diese Gesteine sind:

Wechselfolgen von Sandstein, Mergel, Ton und Konglomeraten. Entstanden durch Sedimentation in Tiefseegräben während der Alpenbildung.

Oft stark zerklüftet und erosionsanfällig, was sie landschaftlich sehr abwechslungsreich macht.

 

Baumwipfelpfad Salzkammergut am Grünberg:

 

Der Baumwipfelpfad Salzkammergut am Grünberg in Gmunden ist ein echtes Highlight. Hoch über dem Waldboden bietet der Pfad spektakuläre Panoramablicke auf Gmunden, den Traunsee und die umliegenden Voralpen.

 

Der barrierearme Weg schlängelt sich 1.400 Meter durch die Baumkronen und endet in einem 39 Meter hohen Aussichtsturm – gebaut in Form eines riesigen Salzfasses, als Hommage an die regionale Geschichte.

 

Interaktive Lern- und Spielstationen machen den Pfad zum Outdoor-Klassenzimmer – mit Infos zu Baumarten, Vogelstimmen und der Geschichte der Pferdeeisenbahn. Und zum Abschluss sorgt die 75 Meter lange Tunnelrutsche im Turm für einen Adrenalinkick.

 

Der Pfad ist nur mit der Grünberg-Seilbahn erreichbar!

 

Während die MS Gisela gemächlich an bewaldeten Ufern, kleinen Buchten und charmanten Villen vorbeiglitt, gönnten wir uns eine Pause im gemütlichen Bordrestaurant – bei Kaffee und Kuchen. Die ruhige Stimmung wurde jedoch jäh unterbrochen, als eine größere, bunt gemischte Gruppe zustieg und für etwas mehr Trubel sorgte. Das störte uns aber kaum, denn wir befanden uns bereits auf dem Rückweg und Gmunden war nicht mehr weit entfernt. So nahm auch diese entspannte und schöne Schifffahrt ihr Ende – genau dort, wo sie begonnen hatte.

 

Nachdem die letzten Passagiere das Schiff verlassen hatten, gingen auch wir von Bord. In unmittelbarer Nähe der Anlegestelle fanden wir ein charmantes Restaurant, das uns zum Mittagessen einlud. Im gemütlichen Gastgarten genossen wir das Flair von Gmunden in vollen Zügen – mit Blick auf den See, umgeben von der entspannten Atmosphäre des Ortes.

 

Besonders amüsant war die mobile Speisekarte, die wir direkt im Blick hatten. Das Mittagsmenü wechselte überraschend schnell von „Schwammerlsoße und Knödel“ zu „Knödel mit Ei und Salat“. Offenbar waren die Pilzsammler an diesem Tag nicht besonders erfolgreich!

 

Gestärkt machten wir uns anschließend auf zu einem entspannten Spaziergang entlang der malerischen Esplanade.

 

Diese erstreckt sich vom Café Kandur bis zum Yachtclub und bietet einen traumhaften Ausblick auf den Traunsee und die umliegende Bergwelt. Zahlreiche schattige Bänke laden zum Verweilen und Genießen ein – ein perfekter Ort, um die Seele baumeln zu lassen.

 

Unser Ziel war ein Juwel im Salzkammergut, das Schloss Ort. Dieser malerische Ort ist in 20 Minuten zu Fuß von der Esplanade erreichbar. Das Schloss liegt auf einer kleinen Insel im Traunsee und ist über einen 123 Meter langen Holzsteg mit dem Festland verbunden und ist somit ein romantischer Zugang zum Schloss.

 

Das Schloss Ort (bis ins frühe 20. Jahrhundert auch Orth geschrieben) besteht aus zwei Teilen: dem Seeschloss Ort, das direkt im See liegt, und dem Landschloss Ort, das über die Brücke erreichbar ist. Die Anlage ist eine Mischung aus mittelalterlicher Wasserburg und späteren Umbauten, mit einem dreieckigen Innenhof, Bogengängen und einer spätgotischen Außenstiege. Mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 909 macht Schloss Ort zu einem der ältesten Gebäude im Salzkammergut.

 

Seit 1995 gehört das Schloss der Stadt Gmunden und dient heute als Museum und Veranstaltungsort. Bekannt wurde Schloss Ort durch die deutsch-österreichische Fernsehserie „Schlosshotel Orth“, die von 1996 bis 2004 hier gedreht wurde.

 

Nachdem wir das Schloss Ort erkundet hatten, traten wir den Rückweg an. Zwischen der Esplanade und dem Schloss befindet sich eine öffentliche WC-Anlage, inklusive barrierefreiem WC, das mit dem Euro-Key zugänglich ist.

 

Ein besonders intensiver Duft begleitete uns kurz auf unserem Weg zurück. Der rauchige Geruch frisch gegrillter Steckerlfische stieg uns in die Nase. Doch wir widerstanden der Versuchung – denn für den Abschluss unseres Tages hatten wir noch etwas anderes geplant.

 

Wir besuchten eine bedeutende Institution in Gmunden, die unser Programm auf stimmige Weise abrundete. Die Konditorei Baumgartner, direkt bei der Esplanade.

 

Die Café Konditorei Baumgartner in Gmunden ist weit mehr als ein Ort für feine Mehlspeisen – sie ist ein lebendiges Stück Familiengeschichte, eingebettet in die malerische Kulisse des Traunsees.

 

Gegründet im Jahr 1962 von Bruno Baumgartner, der nach Jahren in der Schweiz gemeinsam mit seiner Frau Gertrud in seine Heimat zurückkehrte, begann alles mit einer kleinen Konditorei am Marktplatz. Seit 1973 verwöhnt das Café seine Gäste an der Esplanade – mit einem unvergleichlichen Blick auf den majestätischen Traunstein und das romantische Schloss Ort.

 

Berühmt ist die Familie Baumgartner für das Original Gmundner Schwanenei – eine edle Praline aus Zartbitterschokolade mit feinem Nuss-Krokant, deren Rezeptur seit beinahe einem Jahrhundert überliefert wird. Auch die kreative Marillenknödel-Praline, eine raffinierte Hommage an den österreichischen Klassiker, sorgte international für Aufsehen und wurde mehrfach ausgezeichnet.

 

Aber dieses süße Kapitel am Traunsee geht womöglich zu Ende.

 

Doch wer diese Köstlichkeiten noch einmal genießen möchte, sollte nicht zögern: Nach 65 Jahren voller Hingabe und Handwerkskunst muss die Konditorei Baumgartner vielleicht ihre Türen schließen. Der Pachtvertrag mit der Stadt Gmunden läuft aus – ab 2027 soll ein neues gastronomisches Konzept am Standort umgesetzt werden.

 

Nachdem wir uns beim Baumgartner mit einigen kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt hatten, ließen wir den späten Nachmittag gemütlich am Ufer des Traunsees ausklingen, bevor es mit der Straßenbahn zurück zum Bahnhof ging. Von unserem Platz aus bot sich ein traumhafter Blick über das stille Wasser, das nun von zahlreichen Segelbooten und kleinen Tretbooten belebt wurde. Schwäne glitten elegant über die Oberfläche und zogen ihre ruhigen Bahnen. In der Ferne erhoben sich majestätisch der Traunstein und der Grünberg, und sogar die Grünbergseilbahn war zu erkennen. Dazu gehörte auch noch die Felsformation der „Schlafenden Griechin“. Ein Anblick, der zum Verweilen einlud.

 

Der Traunstein:

 

Der Traunstein ist nicht nur ein markanter Berg in Oberösterreich, sondern auch ein echtes Naturdenkmal mit Geschichte, Mythen und spektakulärer Aussicht. Er liegt am Ostufer des Traunsees und ragt auf 1.691 Meter empor und fällt besonders durch seine steile, fast alpin wirkende Form auf. Und er ist kein Anfängerberg – seine Routen sind anspruchsvoll und erfordern Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Der es dann doch geschafft hat sieht vom Gipfel aus den gesamten Traunsee, die Stadt Gmunden und die Berge des Salzkammerguts bis hin zum Dachsteinmassiv. Der Traunstein war schon früh ein Orientierungspunkt für Schifffahrt und Handel.

 

Der Grünberg:

 

Der Grünberg ist der Hausberg von Gmunden und zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region. Auf rund 1.004 Metern Höhe gelegen, bietet er eine atemberaubende Aussicht auf den Traunsee und die umliegende Berglandschaft.

Die barrierefreie Grünberg-Seilbahn bringt die Besucher bequem und schnell auf den Gipfel. Oben angekommen kann man den beeindruckenden Baumwipfelpfad gehen oder man wandert zum idyllischen Laudachsee.

 

Die Seilbahn ist besonders benutzerfreundlich: Menschen mit Behinderung und ihre Begleitpersonen profitieren von einem eigenen Tarif. Sie ist sowohl mit der Straßenbahn als auch zu Fuß von der Esplanade aus leicht erreichbar – ideal für einen entspannten Tagesausflug.

 

Die „Schlafende Griechin“:

 

Die „Schlafende Griechin“ ist eine markante Felsformation am Erlakogel, einem Berg östlich des Traunsees. Von bestimmten Blickwinkeln – besonders vom gegenüberliegenden Ufer – erinnert das Relief des Berges an das Gesicht einer liegenden Frau. Der Gipfel stellt dabei die „Nase“ dar.

 

Es gibt mehrere Sagen und Deutungen zur Entstehung dieser Formation:

 

Variante 1: Der greise König Dachstein verbannt den Traunstein wegen Ungehorsams. Eine Frau schleicht sich zu ihm, wird verflucht und als Berg neben den Traunstein verwandelt und der Erlakogel entsteht als Strafe.

 

Variante 2: Der Riese Erla verliebt sich in die Nixe Blondchen vom Laudachsee. Nach ihrem Tod meißelt er ihr Gesicht als Denkmal in den Felsen – die „Schlafende Griechin“ ist Ausdruck seiner Trauer und Liebe.

Die Figur ist also sowohl landschaftliches Wahrzeichen als auch mythisches Symbol für Liebe, Verlust und Verwandlung.

 

Mit diesen Eindrücken machten wir uns auf den Weg zur Haltestelle der Traunseetram. Besonders positiv fiel uns dabei die barrierefreie Gestaltung für blinde und sehbehinderte Menschen auf. Gmunden verfügt über akustisch-taktile Signalanlagen (ATAS), die – wie in Linz und anderen Städten Oberösterreichs – mithilfe eines Handfunksenders aktiviert werden können. Auch an den Straßenbahnhaltestellen sind im Einstiegsbereich der ersten Tür sogenannte Aufmerksamkeitsfelder angebracht, die die Orientierung erleichtern.

 

Die Rückfahrt nach Linz verlief ebenso reibungslos. Der Zug nach Attnang-Puchheim wartete bereits am Bahnsteig, als wir mit der Straßenbahn am Bahnhof ankamen. Auch der Umstieg in den Zug nach Linz klappte dort problemlos. Dank des Klimatickets bestand erneut die Wahlmöglichkeit zwischen ÖBB und WESTbahn.

 

So endete unser erlebnisreicher Sonntag mit einer entspannten Heimkehr nach Linz – erfüllt von schönen Momenten und bleibenden Eindrücken.

 

Ich möchte meiner wunderbaren Begleitung von Herzen danken. Durch ihre lebendigen Beschreibungen, einfühlsamen Erklärungen und spannenden Erzählungen sowie ihre souveräne Führung durfte ich den Tag mit vielen wertvollen Eindrücken und neuen Perspektiven erleben. Solche Ausflüge gewinnen noch an Tiefe, wenn man sich an der Seite einer vertrauten Person sicher und gut aufgehoben fühlt.

 

Die Reise von Linz nach Gmunden und zurück war rundum barrierefrei. Ob Zugfahrten, Straßenbahn, das Ein- und Aussteigen auf der MS Gisela, entspannte Spaziergänge entlang des Traunseeufers oder der Zugang zum Schloss Ort – alles war problemlos und angenehm zugänglich gestaltet.

 

Ausflugtipp:

 

Da die Züge der ÖBB und der WESTbahn aus dem Osten und Westen Österreichs über Attnang-Puchheim auf der Weststrecke verkehren, eignen sich Tagesausflüge auch hervorragend für Reisende aus diesen Regionen. Von Attnang-Puchheim aus besteht zudem eine direkte Verbindung zu bekannten und beliebten Ausflugszielen im Salzkammergut wie Ebensee, Bad Ischl, Bad Goisern und Hallstatt. Man braucht in Gmunden nur im Zug sitzen bleiben und weiterfahren!

 

Hörbilder:

 

Zum Abschluss gibt es einige Hörbilder aus Gmunden:

 

Hörbilder auf der Dampfschiff MS Gisela am Traunsee in Gmunden:

 

Direkt beim offenen Maschinenraum mit Blick auf den Motor. Hier hat man die volle Geräuschkulisse:

 

https://www.hojas.co.at/extern/audio/MS%20Gisela%20Gmunden%20.MP3

 

So hört man den Motor, die Glocke und den Dampf am Aussichtsdeck der MS Gisela:

 

https://www.hojas.co.at/extern/audio/MS%20Gisela%20Der%20Motor%20aus%20der%20Ferne

 

Horn und Glocke auf der MS Gisela:

 

https://www.hojas.co.at/extern/audio/MS%20Gisela%20Horn%20Traunsee

 

Die Geräusche des Motors und eine Durchsage des Kapitäns auf der MS Gisela:

 

https://www.hojas.co.at/extern/audio/MS%20Gisela%20mit%20Durchsage%20Traunkirchen

 

Der Brunnen am Rathausplatz in Gmunden:

 

https://www.hojas.co.at/extern/audio/Brunnen%20Gmunden%20Rathausplatz.MP3

 

© August 2025 by Gerhard Hojas, Linz / Ebelsberg

Was tun bei Problemen im öffentlichen Raum in Linz?

Wenn es im öffentlichen Raum von Linz zu Problemen kommt – insbesondere solche, die Menschen mit Behinderungen betreffen – ist es wichtig, diese direkt zu melden. Persönliche Rückmeldungen helfen nicht nur, Missstände gezielt zu beheben, sondern führen oft auch zu schnelleren Lösungen.

 

Tipp: Je konkreter und direkter die Meldung, desto effektiver kann reagiert werden.

 

So kannst du Probleme melden:

 

In Linz gibt es mehrere Anlaufstellen, die telefonisch oder per E-Mail kontaktiert werden können. Je nach Art des Problems – etwa Barrieren auf Gehwegen, defekte Ampeln oder fehlende Zugänglichkeit – ist es sinnvoll, sich direkt an die zuständige Stelle zu wenden.

 

Meldung von Mängeln in Linz:

Bei der Stadt Linz können verschiedenste Probleme im öffentlichen Raum gemeldet werden, darunter:

 

Defekte ATAS- und TBI-Anlagen;

Nicht funktionierende öffentliche Behinderten-WC-Anlagen ;

Fehlende Stufenmarkierungen;

Gefährlich abgestellte Gegenstände bei Einrichtungen für Menschen mit Behinderung;

Zu tief hängende Sonnenschirme, Markisen oder Verkehrszeichen;

Probleme mit Schanigärten;

Zu stark zugewachsene Gehsteige;

Falsch abgestellte E-Scooter;

…und vieles mehr;

 

Die Meldung kann unkompliziert per E-Mail oder telefonisch erfolgen.

 

Mail: info@mag.linz.at

Telefon: +43 732 7070

 

Probleme mit den Linz AG Linien melden:

 

Hier können sämtliche Anliegen rund um den öffentlichen Verkehr der Linz AG Linien gemeldet werden!

 

Typische Meldungen können umfassen:

 

Defekte Informationssysteme (DISA, LISA) – Störungen bei Fahrscheinautomaten – Verschmutzte oder beschädigte Haltestellenbereiche – Unregelmäßigkeiten im Verhalten des Fahrpersonals, Fahrplanauskunft und vieles mehr.

 

Mail: info@linzag.at

Telefon: 0732 3400

 

Oberösterreichischer Verkehrsverbund (OÖ VV):

Auch beim OÖ VV kann man Probleme melden!

 

Mail: kundencenter@ooevv.at

Telefon: 0732 66101066

 

Melden beim BSVOÖ

Natürlich kann man die Probleme Blinder und Sehbehinderter betreffend auch direkt beim BSVOÖ, laut deren Webseite melden!

 

Mail: office@blindenverband-ooe.at

Telefon: 0732 / 65 22 96

 

Mail Verkehrsreferent des BSVOÖ:

mobil-infra@blindenverband-ooe.at 

 

Polizei:

 

Probleme im Zusammenhang mit Behindertenparkplätzen sollten umgehend der Polizei gemeldet werden. Das gilt auch für andere Situationen, in denen man sich unsicher oder bedroht fühlt – zögere nicht, Hilfe zu holen.

 

 

Telefon: 05 9133

 

Für Notfälle gilt natürlich weiterhin die österreichweite Notrufnummer 133 – rund um die Uhr erreichbar.

© August 2025 by Gerhard Hojas

Frühlingswallfahrt der Blindenpastoral nach Bad Leonfelden am Samstag, 14. Juni 2025.

Die Blindenpastoral lud blinde und sehbehinderte Menschen sowie ihre Freunde herzlich zur diesjährigen Frühlingswallfahrt nach Bad Leonfelden ein.

 

Am Samstagmorgen versammelten sich die blinden und sehbehinderten Wallfahrerinnen und Wallfahrer mit ihren Begleitpersonen am Busterminal des Linzer Hauptbahnhofs. Die Abfahrt erfolgte pünktlich mit der Buslinie 270 an der Ersatzhaltestelle „E2“ des Oberösterreichischen Verkehrsverbundes.

 

Nach einer kurzweiligen und angenehmen Fahrt erreichten wir Bad Leonfelden um 09:25 Uhr. Dort stießen weitere Teilnehmer zur Gruppe, sodass schließlich 18 Personen gemeinsam zur Pfarrkirche pilgerten. Auch unser Blindenseelsorger, KonsR Mag. Franz Lindorfer, erwartete uns bereits an der Bushaltestelle und führte uns zur Kirche.

 

Auch diesmal wurden durch eine Aussendung im Newsletter Donaukurier Menschen außerhalb der Blindenpastoral auf diese Wallfahrt aufmerksam und nahmen daran teil.

 

Etwas zum Ziel unserer Frühlingswallfahrt:

 

Bad Leonfelden ist eine charmante Stadtgemeinde im oberösterreichischen Mühlviertel, etwa 28 Kilometer nördlich von Linz und nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt.

 

Mit rund 4.434 Einwohnern (Stand Januar 2025) und einer Fläche von 40,33 km² liegt sie auf etwa 750 Metern Seehöhe.

 

Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits im frühen 13. Jahrhundert wurde sie als „Lobenwelt“ erstmals urkundlich erwähnt. Später entwickelte sie sich zu einem wichtigen Handelsort an den Routen zwischen der Donau und Böhmen.

 

Heute ist Bad Leonfelden vor allem als Kurort bekannt – mit dem Kurhaus, das in den 1960er Jahren eröffnet wurde, und dem Wellnessangebot rund um den Sternstein.

 

Da die Wallfahrtskirche „Maria Bründl“ derzeit renoviert wird, fand die Heilige Messe ausnahmsweise in der Pfarrkirche von Bad Leonfelden statt, die bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar ist.

 

Die Heilige Messe begann wie geplant um 09:45 Uhr, eingebettet in einen Tag, der für viele in besonderer Erinnerung bleiben wird.

 

Blindenseelsorger Mag. Franz Lindorfer feierte mit der Gruppe in der Pfarrkirche die Heilige Messe. Franz machte mit seiner ruhigen und angenehmen Art auch diesmal die Heilige Messe zu einem besonderen Erlebnis und regte „wie immer“ zum Nachdenken an.

 

Die Lesung wurde von Veronika Kriener vorgetragen, Es war der Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth – besser bekannt als der 1. Korintherbrief – ist ein zentrales Schriftstück des Neuen Testaments. Paulus schrieb ihn etwa um das Jahr 55 n. Chr. während seines Aufenthalts in Ephesus, um auf konkrete Probleme und Fragen der jungen christlichen Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth zu reagieren

.

Die Gemeinde war geprägt von Spannungen, Spaltungen und moralischen Herausforderungen. Eigentlich eine Kopie der derzeitigen Situation auf unserer Welt. Es hat sich anscheinend nichts geändert.

 

Nach der Messe erzählte uns Franz noch etwas über die Geschichte der Pfarrkirche von Bad Leonfelden.

 

Die Pfarrkirche Bad Leonfelden, auch bekannt als Stadtpfarrkirche zum heiligen Bartholomäus, ist ein beeindruckendes Wahrzeichen im oberösterreichischen Mühlviertel. Sie steht am westlichen Ende des Hauptplatzes von Bad Leonfelden und blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück.

 

Erstmals urkundlich erwähnt wurde eine Kirche in Leonfelden bereits 1145. Die heutige spätgotische Kirche entstand im 15. Jahrhundert, nachdem eine frühere Holzkirche während der Hussiteneinfälle zerstört worden war. Besonders markant ist das Nordportal mit der Jahreszahl 1481, das auf den damaligen Neubau hinweist.

 

Zwischen 1875 und 1877 wurde die Kirche unter Dombaumeister Otto Schirmer erheblich erweitert. Dabei entstanden unter anderem ein neues Seitenschiff, eine Marienkapelle und ein neugotischer Hochaltar. Ein verheerender Brand im Jahr 1892 zerstörte das Dach und den Turm, der später im neugotischen Stil wieder aufgebaut wurde.

 

Im Inneren beeindruckt die Kirche mit einem dreischiffigen Langhaus, neugotischer Ausstattung und einer Orgel aus dem Jahr 1980. Besonders erwähnenswert ist das Bronzerelief über dem Hauptportal, das die Heilung eines Blinden durch Jesus darstellt – geschaffen vom Künstler Alois Dorn.

 

Bevor es zum gemeinsamen Mittagessen im Leonfeldnerhof ging, versammelten wir uns vor der Kirche zum obligatorischen Gruppenfoto. Eine zufällig vorbeikommende Passantin wurde kurzerhand gebeten, die Gruppe mit diversen Kameras und Smartphones abzulichten. Nachdem sie ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert hatte, entschwand sie ebenso rasch, wie sie aufgetaucht war.

 

Beim anschließenden Mittagessen im Leonfeldnerhof konnte man hautnah erleben, dass in Bad Leonfelden eine sehr bekannte Schule zu Hause ist.

 

Hier ist die renommierte „Tourismusschulen Bad Leonfelden“ beheimatet. Sie bieten verschiedene Ausbildungswege im Bereich Tourismus an, darunter eine Höhere Lehranstalt, eine Hotelfachschule und spezialisierte Programme in Hotelmanagement, Gastronomie und Reisemanagement

.

Die Schule legt großen Wert auf Praxisnähe, internationale Kooperationen und ein modernes Lernumfeld und ist staatlich, also schulgeldfrei.

 

„Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Höhepunkt des Tages. Vor uns lag ein etwa 20-minütiger Spaziergang, der nicht nur der Verdauung, sondern auch der Vorfreude diente. Schließlich erreichten wir den Eingang der Firma Kastner.“

 

Die Firma Kastner in Bad Leonfelden ist ein echtes Juwel für alle, die Süßes lieben – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Seit über 450 Jahren ist Kastner eine traditionsreiche Lebzelterei und Konditorei im oberösterreichischen Mühlviertel.

 

Sie produzieren Lebkuchen, Kekse, Waffeln und Confiserie und beliefern den gesamten österreichischen Lebensmittelhandel. Neben der Produktion gibt es dort auch ein gemütliches Café sowie einen Fabrikverkauf, wo Besucher süße Spezialitäten direkt ab Werk kaufen können.

 

Und wer kennt sie nicht – die legendäre Rumbapflaume, die sogar russischen Kosmonauten auf der Raumstation MIR das Weihnachtsfest versüßte.

 

Die berühmte Rumbapflaume ist eine österreichische Spezialität aus dem Hause Kastner – und sie hat sich ihren Kultstatus redlich verdient. Dabei handelt es sich um Dörrpflaumen, die in edlem Inländerrum eingelegt und anschließend mit zarter Bitterschokolade umhüllt werden.

 

Die Rumbapflaume ist nicht nur geschmacklich ein Highlight, sondern auch optisch ein echter Klassiker. Mit einem Alkoholgehalt von etwa 3,5 % ist sie allerdings eher nichts für Kinder, dafür umso mehr für Genießer. In Bad Leonfelden ist die Rumbapflaume fast schon ein kulinarisches Wahrzeichen.

 

Die Geschichte von Kastner in Bad Leonfelden ist ein echtes Stück oberösterreichischer Handwerkskunst – und sie reicht bis ins Jahr 1559 zurück. Damals wurde der Name Kastner erstmals mit dem traditionsreichen Handwerk der Lebzelter, Wachszieher und Met-Erzeuger in Verbindung gebracht.

 

Über die Jahrhunderte hinweg entwickelte sich Kastner von einer kleinen Lebzelterei zu einem international bekannten Unternehmen. Besonders spannend: 1881 gründete Franz Kastner gemeinsam mit einem Blaudrucker das „Franzensbad“, das als Vorläufer der heutigen Kurstadt Bad Leonfelden gilt.

 

Und trotz Rückschlägen wie dem verheerenden Marktbrand von 1892 oder den Wirren der Weltkriege, blieb die Familie Kastner ihrem Handwerk treu. Ein Meilenstein war die Einführung der ersten Lebkuchenmaschine 1970, gefolgt von der Eröffnung der modernen Lebkuchenfabrik in der heutigen Lebzelterstraße.

 

Das traditionsreiche Café Kastner am Hauptplatz in Bad Leonfelden wurde im Jahr 2020 von Helmut Daurer und seiner Tochter Isabella übernommen.

 

Die eigentliche Lebzelterei Kastner, also die Produktion von Lebkuchen, Keksen und Confiserie, ist weiterhin unter dem Namen Franz Kastner GmbH aktiv und befindet sich noch immer in der Lebzelterstraße in Bad Leonfelden.

 

Bei einer sehr interessanten, etwa einer Stunde dauernden  Führung durch das Lebzeltarium erwartete uns eine süße Entdeckungsreise durch die Welt des Lebkuchens. Wir tauchten ein in die Geschichte und Herstellung dieser traditionellen Köstlichkeit, konnten mit allen Sinnen erleben, riechen, schmecken und staunen.

 

und am Ende dieser Führung konnten wir unser eigenes Lebkuchenherz verzieren und mit nach Hause nehmen.

 

Nach der schweißtreibenden Führung bot das Panorama-Café mit seinem herrlichen Blick ins Mühlviertel eine willkommene Verschnaufpause. Bei erfrischenden Getränken konnten wir entspannen und neue Energie tanken.

 

Frisch gestärkt ging es nebenan in den Shop, wo exklusive Süßwaren und attraktive Schnäppchen darauf warteten, entdeckt zu werden – ein Angebot, dem viele nur zu gern nachgaben. Kein Wunder, schließlich war man ja beim Kastner.

 

Anschließend traten wir den Rückweg zum Marktplatz in Bad Leonfelden an, unserer Abfahrtshaltestelle. Für einige war der Heimweg etwas beschwerlicher – die Taschen schwerer, das Gepäck größer. Doch dafür konnte sich manch einer im Bus sogar über eine eigene Sitzreihe freuen.

 

Auch die Rückfahrt mit dem Bus nach Linz gestaltete sich kurzweilig – immer wieder begleitet vom vertrauten Rascheln der Kastner-Papiersackerl. So fand eine stimmungsvolle Wallfahrt der Blindenpastoral ihren Abschluss bei der Endhaltestelle am Musiktheater in Linz.

 

Ein herzlicher Dank gilt Monika Aufreiter für die umsichtige Leitung sowie den Organisatorinnen und Organisatoren der Heiligen Messe, insbesondere Blindenseelsorger Mag. Franz Lindorfer und Veronika Kriener. Auch diese Frühlingswallfahrt wurde dank ihres Engagements zu einem bereichernden Erlebnis, an das wir gerne zurückdenken werden.

 

Ein großes „Danke“ geht zudem an alle Begleitpersonen der blinden und sehbehinderten Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ohne eure tatkräftige Unterstützung und euer freiwilliges Engagement wären solche Unternehmungen nicht möglich – wir wissen das sehr zu schätzen.

 

Schon heute möchten wir auf die nächste Wallfahrt der Blindenpastoral hinweisen, die Anfang Oktober 2025 stattfinden wird. Ein Termin, den man sich bereits jetzt im Kalender markieren kann!

© Juni 2025 by Gerhard Hojas

 

Für Blinde und Sehbehinderte zugängliche Android-Apps

Zusammengestellt von Steffen Schultz.

Diese Liste ist eine Zusammenstellung von Apps und Diensten, welche für blinde und sehbehinderte Android-Anwender nutzbar sind. Alle hier genannten Apps sind gut bis sehr gut mit den gängigen Android-Bildschirmlesern (z. B. TalkBack, Commentary Screen Reader, VoiceView) bedienbar. Die Liste ist in Themengebiete unterteilt. Um schneller zu einem Thema zu gelangen, verwende die Überschriftennavigation deines Browsers.

Link zur Homepage von Steffen Schultz: https://github.com/schulle4u/awesome-android-accessibility

 

Whatsappgruppen sind keine Alternative zum Newsletter!

Ein Newsletter und eine WhatsApp-Gruppe dienen beide der Kommunikation, aber sie unterscheiden sich in ihrer Struktur und Funktion:

  • Newsletter: Dies ist eine einseitige Kommunikationsform. Unternehmen, Vereine oder Einzelpersonen senden regelmäßig Informationen an eine Liste von Abonnenten. Die Empfänger können darauf meist nicht direkt antworten, sondern erhalten die Inhalte passiv, ähnlich wie bei einer E-Mail.
  • WhatsApp-Gruppe: Eine WhatsApp-Gruppe ist interaktiv. Alle Mitglieder können Nachrichten schreiben, Bilder oder Dateien teilen und sich direkt austauschen. Es ist eine zweiseitige Kommunikation, bei der jeder Teilnehmer aktiv sein kann.

 

Es kommt darauf an, ob du eine Diskussion möchtest oder eher informativ Inhalte verteilen willst!

 

Wie viele Mitglieder können Newsletter und Whatsapphaben??

 

Aktuell kann eine WhatsApp-Gruppe bis zu 1.024 Mitglieder haben

. Das Limit wurde in den letzten Jahren mehrfach erhöht, um größere Gemeinschaften und Organisationen besser zu unterstützen. Früher lag die Grenze bei 256, dann 512, bevor sie auf die aktuelle Zahl angehoben wurde.

 

Die maximale Anzahl der Mitglieder in einer Newsletter-Gruppe hängt davon ab, welchen Dienst du verwendest. Hier sind einige Beispiele:

 

  • Microsoft Outlook: Die Gruppen haben ein Limit von 50.000 Mitgliedern, aber es gibt Einschränkungen bei der Anzahl der Nachrichten, die du pro Tag senden kannst.
  • Google Groups: Hier liegt das Limit für Gruppenmitglieder bei 100 bis 200.000 Personen, abhängig von den Einstellungen.

 

Anmerkung Gerhard Hojas: Es gibt eine Sammlung von Maillinglisten für (fast) alle Lebensbereiche im Internet. Die 2 bekanntesten für uns sind die Maillinglisten auf ml4free und blinzeln. Der Newsletter des Donaukuriers läuft auf der Plattform der Mailingliste ml4free!

 

wie funktioniert ein Newsletter?

 

Ein Newsletter ist eine regelmäßige Nachricht, die per E-Mail an Abonnenten verschickt wird. Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen nutzen ihn, um Neuigkeiten, Angebote oder interessante Inhalte mit ihrer Zielgruppe zu teilen.

 

Hier sind die wichtigsten Schritte, wie ein Newsletter funktioniert:

  1. Erstellung einer Abonnentenliste: Menschen melden sich freiwillig an, um den Newsletter zu erhalten.
  2. Gestaltung und Inhalt: Der Newsletter enthält relevante Informationen, wie Ankündigungen, Einladungen, wichtige Infos für bestimmte Gruppen,  Verkehrsinfos oder auch Tipps und Tricks.
  3. Versand: Mit speziellen E-Mail-Marketing-Tools wird der Newsletter an die Abonnenten verschickt.
  4. Analyse: Nach dem Versand kann man sehen, wer den Newsletter geöffnet und auf Links geklickt hat.

 

Ein guter Newsletter ist ansprechend gestaltet, bietet echten Mehrwert und wird nicht als Spam wahrgenommen.

 

wie funktioniert eine Whatsappgruppe?

 

Eine WhatsApp-Gruppe ist eine Funktion in WhatsApp, mit der mehrere Personen in einem gemeinsamen Chat miteinander kommunizieren können. Hier sind die wichtigsten Aspekte einer WhatsApp-Gruppe:

 

  • Erstellung: Eine Gruppe wird von einem WhatsApp-Nutzer erstellt, der dann andere Personen über ihre Telefonnummern hinzufügen kann.
  • Mitglieder: Der Ersteller der Gruppe ist automatisch ein Administrator. Er kann weitere Admins ernennen, Mitglieder hinzufügen oder entfernen.
  • Gruppenchat: Alle Mitglieder können Nachrichten, Bilder, Videos und Dateien senden sowie Anrufe innerhalb der Gruppe starten.
  • Einstellungen: Admins können festlegen, wer Nachrichten senden darf, wer Änderungen am Gruppennamen und Bild vornehmen kann, und ob neue Mitglieder automatisch hinzugefügt werden oder eine Genehmigung benötigen.
  • Verlassen der Gruppe: Jedes Mitglied kann die Gruppe verlassen, und Admins können Mitglieder entfernen.

 

WhatsApp-Gruppen sind praktisch für Familien, Freundeskreise, Teams oder Arbeitsgruppen.

 

Anmerkung Gerhard Hojas: WhatsApp-Gruppen sind kein Ersatz für die umfassenden Informationen, die ein Newsletter bietet! Zudem ist zu bedenken, dass nicht alle Abonnenten des Donaukuriers WhatsApp installiert haben – viele nutzen alternative Messenger-Dienste. Jeder kann natürlich eigene WhatsApp-Gruppen erstellen, um wichtige Informationen weiterzugeben, doch das ersetzt nicht die Struktur und Reichweite eines Newsletters.

 

Seit 1989 bin ich mit Computern vertraut – mit DOS, Word 4, dBase, Lotus und der guten alten Floppy Disk, einem Relikt aus Zeiten, in denen „Speicherplatz“ ein kostbares Gut war. Diese Erfahrung bringt ein gewisses Verständnis für Technik mit sich, aber auch die Erwartung, dass Nutzer bereit sein sollten, sich mit grundlegenden Funktionen auseinanderzusetzen. Es verwundert mich, wenn Menschen möglichst bequem alle Informationen erhalten möchten, ohne sich mit einfachen technischen Lösungen zu beschäftigen. Was spricht dagegen, auf eine E-Mail aus einem Newsletter zu antworten? Ein Klick in einer WhatsApp-Gruppe wäre für mich eine deutlich größere Überlegung.

 

Es zeigt sich eine erhebliche Lücke im Umgang mit modernen Medien. Auch die verschiedenen Smartphone- und Computer-Stammtische in den Bundesländern scheinen auf einem unterschwelligen Niveau zu operieren – sonst wüssten mehr Smartphone-Nutzer, dass sich die meisten E-Mail-Konten problemlos auf dem Handy einrichten lassen, um Mails bequem zu verwalten.

 

Denn zwischen „etwas können“ und „etwas wollen“ liegen bekanntlich Welten.

 

Für mich ist eine Diskussion darüber, ob ein Newsletter oder eine WhatsApp-Gruppe sinnvoller ist, reine Zeitverschwendung. Nur ein Newsletter kann umfassende und vielfältige Informationen liefern. Es gibt einen guten Grund, warum WhatsApp-Gruppen für verschiedenste Themen existieren – ob für Frühstück, Mittagessen, Abendessen, NVDA, JAWS, Screenreader, Nasenbluten, Hühneraugen, Esoterik, Verschwörungstheorien oder Pilgerreisen. Im Newsletter hingegen hat man alles gebündelt an einem Ort.

 

Und wie sollen diejenigen ihre Informationen erhalten, die alternative Messenger-Dienste wie Telegram, Signal, Threema, Viber, Wire oder Discord nutzen? Wäre es nicht eine Form der Diskriminierung, wenn nur WhatsApp-Nutzer berücksichtigt werden?

 

Infos zu Mailinglisten: https://hojas.co.at/blog/nvda/

 

© Mai 2025 by Gerhard Hojas

Zehn blinde Künstler und ihre erstaunlichen Werke

Blinde Musiker kennt man. Stevie Wonder, Ray Charles und Andrea Bocelli – um nur einige zu nennen. Aber blinde Bildhauer und Maler? Menschen, die ihre Werke nicht sehen können? Geht das überhaupt?

 

Ja, das geht!

 

Zehn bildende Künstler, die komplett blind oder stark sehbehindert sind!

 

Eşref Armağan sieht mit den Fingern

 

Der Istanbuler Künstler Eşref Armağan ist ein wissenschaftliches Phänomen. Forscher ließen ihn zeichnen, während er im Kernspintomographen lag. Das Ergebnis: Obwohl Armağan von Geburt an blind ist und die Farben und Formen der Welt nie gesehen hat, entsprechen seine Hirnaktivitäten beim Malen denen eines Sehenden.

 

Was Armağan zu Papier bringt ist nicht abstrakt, sondern gegenständlich. Seine Methode: Erst ertastet er sich das Objekt, das er abbilden möchte. Dann benutzt er seine Finger, um es darzustellen. 2009 malte er für Volvo den S60. Wie er das gemacht hat, zeigt ein Youtube-Film:

 

2. K.O. Götz und sein „Bild für BILD“

 

Von Karl Otto Götz lernte einst Gerhard Richter, einer der teuersten Maler der Gegenwart. Im Februar wurde Götz 100 Jahre alt. Seit er vor drei Jahren erblindete, sieht er von der Welt nichts mehr. Doch dass vor seinem inneren Auge noch immer die prächtigsten Werke entstehen, bewies er mit seinem „Bild für BILD“. Wie er das hinbekam? „Was ich vorhabe, ist immer vorher in meinem Kopf“, erklärt K.O. Götz. „Dann kommt es auf die Schnelligkeit an, mit der ich die Pinselhiebe ausführe.“

 

3. Dario Malkowski (88): Blinder Bildhauer mit Staatsexamen

 

Am Morgen des 19. November 1944 verlor Dario Malkowski sein Augenlicht. Eine Granate riss dem jungen Soldaten aus Schönebeck (Sachsen-Anhalt) das halbe Gesicht weg. Dann wurde es dunkel – und nie wieder hell. Trotzdem absolvierte er nach dem Krieg eine Ausbildung zum Holzschnitzer. Bei einer Ausstellung gefielen seine Werke den Offiziellen im DDR-Bezirk Magdeburg so sehr, dass sie ihn mit einem Stipendium ausstatteten – nicht wissend, dass er blind ist. Doch die Fachschule für angewandte Kunst in Magdeburg schickte ihn direkt wieder nach Hause. Malkowski blieb hartnäckig und setzte sich durch. Schließlich durfte er studieren und schaffte seinen Abschluss. Seither arbeitet er als freier Bildhauer.

Seine Werke kann man auf der ganzen Welt betrachten. In der Washingtoner Kongressbibliothek für Blinde und Sehbehinderte zum Beispiel, aber auch in Athen, Leipzig, Wien, Petersburg und Paris.

 

Malkowski schuf unter anderem die Preisskulptur des Deutschen Hörfilmpreises. Das drei Kilogramm schwere Bronzerelief trägt den Namen „Die Lauschende“

4. Ricky Trione fand die Farben erst, als er blind war

 

Früher zeichnete Ricky Trione vorwiegend in Schwarz und Weiß. Auf seiner Homepage zeigt er die Bilder: feine Striche, klare Linien. Doch dann ereilten ihn zwei unglaubliche Schicksalsschläge im Abstand weniger Jahre. 1993 wirbelte ein Holztransporter einen Stein auf. Er flog durch das offene Fenster von Triones Auto, traf ihn am linken Auge. Sieben Jahre später verlor er bei einem ähnlichen Unfall auch noch sein rechtes Auge, als ihn ein Reifenteil eines vorbeifahrenden Trucks im Gesicht traf.

 

Trione überwand Trauer und Niedergeschlagenheit und ging wieder ans Werk. Wegen seiner Blindheit musste er allerdings seine Arbeitsweise ändern. Er malt jetzt bunt und arbeitet teilweise kleine Skulpturen in die Bilder ein. Warum? Damit er die Farbschichten spürt, die er mit den Fingern auf dem Papier verteilt. Trione: „Es gibt so viele Wege, unsere anderen Sinne zu benutzen.“

5. Die Kunst brachte John Bramblitts Leben wieder in Form

 

Auch John Bramblitt muss die unterschiedliche Beschaffenheit der Farben an den Fingern spüren, um sich auf der Leinwand zurecht zu finden. Er erblindete 2001 infolge seiner Epilepsie. Damals fühlte er sich allein und ausgestoßen, seine Zukunft schien in Scherben zu liegen. Dann entdeckte er die Malerei für sich und schöpfte neuen Mut. Er sagt: „Die Kunst hat mein Leben wieder in Form gebracht.“ Heute gibt er Kurse und ist auch als Buchautor erfolgreich.

6. Silja Korn ist erfolgreiche Fotografin

 

Aktuell werden die Fotografien von Silja Korn (48) in der ungarischen Botschaft in Berlin ausgestellt. Und Ende des Jahres kommen sie in die Sammlung der Ungarischen Nationalgalerie. Das Besondere daran: Die erfolgreiche Fotografin ist seit ihrem 17. Lebensjahr blind! Bei einem Autounfall erlitt sie schwere Augen-Verletzungen. Eine Fotografin brachte ihr vor neun Jahren den Umgang mit einer Kamera bei. Ihre Foto-Motive wählt Silja Korn mit den Händen oder den Ohren.

7. Felice Tagliaferri verbietet, seine Kunst NICHT anzufassen

 

Seit er 14 Jahre jung ist, kann Felice Tagliaferri (heute 41) nicht mehr sehen. Mit seinen Händen schafft der gelernte Restaurateur wunderschöne Skulpturen mit feinen Details. Besonders berühmt ist seine Figur des liegenden Jesus Christus: eine Nachbildung des Originals von Giuseppe Sanmartino aus dem Jahr 1753. Tagliaferri war verboten worden, das Original mit seinen Händen zu berühren. Also schuf er seinen eigenen liegenden Jesus, ganz ohne das Original anzufassen. Nur mit mündlichen Hinweisen.

 

Der Jesus von Tagliaferri ist athletischer und besitzt trotzdem erstaunliche Details. „Es ist verboten, ihn NICHT anzufassen“, sagt Tagliaferri.

 

Tagliaferri arbeitete in Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland. Seine Werke wurden auch außerhalb dieser Länder gezeigt. Ein Museum an der italienischen Ostküste hat Tagliaferri-Skulpturen eine ganze Sektion gewidmet. Außerdem gibt er Kunstworkshops für blinde und sehbehinderte Menschen.

 

8. Keith Salmon wurde als Landschaftsmaler ausgezeichnet

 

Die Berge und das Malen. Diese zwei großen Leidenschaften hatte der Brite Keith Salmon (54) schon immer. Dann nahm seine Sehkraft plötzlich rapide ab. Der Grund: Diabetes. Auf dem linken Auge ist er mittlerweile komplett blind, rechts kann er nur noch Schemen erkennen. Trotzdem wandert Salmon immer noch in den Bergen. Und er malt auch weiter. 2009 erhielt er den mit 20 000 Pfund (25 000 Euro) dotierten Jolomo-Preis für seine atmosphärischen Bilder der schottischen Landschaft. Keith Salmon: „Ich male mit dicken Pinseln, trage Farbschicht um Farbschicht auf und kratze schließlich mit einer stumpfen Klinge wieder Farbe ab.“ Auf diese Weise erscheinen seine Werke filigran – auch wenn er selbst kaum Details wahrnehmen kann.

 

9. Albert Schmiege muss um die Ecke malen

 

Wenn Albert Schmiege sehen will, was er mit rechts macht, muss er nach links schauen. Der US-Amerikaner leidet an Morbus Stargardt, einer seltenen Netzhaut-Erkrankung. Was direkt vor ihm passiert, bleibt ihm verschlossen. Lediglich an den Rändern seines Sichtfelds kann er Dinge erkennen – aber auch das nicht gut. „Es fing 1985 an, ich war 24 Jahre alt“, berichtet er. „Meine Kinder waren noch klein, und das härteste für mich war, dass ich nicht mehr in der Lage war, ihren Gesichtsausdruck zu sehen.“

 

Schmiege musste seine Arbeit aufgeben, fand sich in der Welt nicht mehr zurecht. Doch eines gab er nicht auf: seine Malerei. „Das ist etwas, das ich ganz für mich allein tun kann. Ich male im Keller, muss dafür nicht raus. Zu Malen bedeutet für mich, Unabhängigkeit zu erreichen.“ Mittlerweile hat es Schmiege zu einiger Bekanntheit in den USA gebracht. Er sagt: „Ich bin auf viele Arten gesegnet.“

10. Sanja Fališevac ist taub und blind

Zuerst verlor Sanja Fališevac (49) aus Zagreb (Kroatien) ihr Augenlicht – und dann wurde sie auch noch taub. Wer mit ihr kommunizieren möchte, muss ihr Botschaften auf die Handfläche streicheln. Aber das hat sie nicht davon abgehalten, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Sie ist eine erfolgreiche Künstlerin. In ihrem Atelier zeigt sie stolz die zahlreichen, zauberhaften Skulpturen, die sie in ihrer Phantasie erschaffen und mit ihren Händen geformt hat.

 

© by Gerhard Hojas