Linz

Was kann man in Linz mit dem Funkhandsender nach ÖNORM V 2103 alles aktivieren?

Informationen zum Funkhandsender nach ÖNORM V 2103.

 

In Linz kann man mit Hilfe eines Funkhandsenders nach ÖNORM V 2103 verschiedene Einrichtungen der Stadt Linz und der Linz AG für Blinde und Sehbehinderte Menschen aktivieren.

 

Diese Einrichtungen sind:

 

ATAS – Akustisch taktile Signalanlagen:

 

In Linz sind die akustisch taktilen Signalanlagen für Blinde und Sehbehinderte nicht immer aktiv. Man muss sie mit einem Funkhandsender aktivieren.

 

Vorteil:

 

  • Da die Akustik bei den Ampelanlagen nicht ständig aktiv ist, kommt es auch zu keiner übermäßigen Lärmbelästigung für die Anrainer.
  • Nach Aktivierung der Akustik dient sie auch zum Auffinden der Kreuzung.

 

Nachteil:

 

  • Man muss immer einen funktionierenden Funkhandsender dabei haben.
  • Da es meistens nur einem Empfänger für das Funksignal bei einer Verkehrslichtsignalanlage mit einer ATAS gibt, kommt es zu Problemen beim Aktivieren. Meistens sind mehrerer Versuche notwendig. So kann es vorkommen, dass man die Akustik schon aus 60 bis 70 Metern aktivieren kann. Aber bei anderen Kreuzungen bis auf einige Meter herangehen muss.

 

Hörbeispiele: nach Aktivierung durch Funkhandsender:

 

Hörbeispiel Kreuzung Herz Jesu Kirche: http://www.hojas.co.at/extern/audio/ATAS_Nach_Aktivierung_HJK.MP3

 

Hörbeispiel Bulgariplatz (Hier sind 2 Anmeldetableaus auf einem Ampelmast montiert (Um 90 Grad versetzt): : http://www.hojas.co.at/extern/audio/ATAS_2_Anmeldetableaus.MP3

 

LISA – Liniensprachansage:

 

An den Haltestellen der Linz AG Linien können Blinde und Sehbehinderte mit Hilfe eines Funkhandsenders nach ÖNORM V 2103 die LISA – (Liniensprachansage) bei Straßenbahnen und Bussen aktivieren. Man erfährt über Außenlautsprecher am Fahrzeug die Liniennummer und das Endziel.

 

Die LISA steht in allen Fahrzeugen der LINZ AG LINIEN (ausgenommen Pöstlingbergbahn und Stadtteilbusse) zur Verfügung

 

Am besten funktioniert die LISA, wenn man am Noppenfeld, also bei der ersten Tür des Fahrzeuges steht.

 

Mit dem Funkhandsender wird beim jeweiligen Fahrzeug nur die LISA aktiviert. Ansonsten sind mit dem Drücken des Funkhandsenders keiner weiteren Funktionen möglich. Es wird also kein Auffindungssignal für die Türen aktiviert. Es wird auch keine oder mehrere Türen geöffnet. Das Öffnen der ersten Tür beim Fahrzeug erfolgt auf Sicht durch das Fahrpersonal oder durch die Fahrgäste selber. Hierfür sind für ‚blinde und sehbehinderte Fahrgäste bei der ersten Tür oberhalb und unterhalb des Türöffners gut spürbare Streifen aufgeklebt. Sie sollen das Auffinden des Türöffners erleichtern.

 

Vorteil:

 

  • Man kann mit Hilfe des Funkhandsenders die Liniennummer und das Endziel des in der Haltestelle stehendem Fahrzeuges abrufen.
  • Man kann auch im Fahrzeuginneren die LISA aktivieren. So kann man feststellen ob man sich auch im richtigen Fahrzeug befindet. Das ist dann wichtig, wenn sich die Fahrtstrecken teilen.

 

Nachteil:

 

  • Die LISA ist nicht immer aktiviert. Das hängt vom Fahrpersonal ab.
  • Man muss immer einen funktionierenden Funkhandsender dabei haben.
  • Es gibt keinen Auffindungston für die Türen.
  • Es werden keine Türen automatisch geöffnet.
  • Man sollte immer im vorderen Bereich der Haltestelle auf dem Noppenfeld stehen um die LISA zu aktivieren. Manchmal funktioniert die LISA über die gesamte Länge des Fahrzeugs.
  • Wenn man z. B. am Ende der Straßenbahn oder des Busses ankommt, dann funktioniert die LISA oft nicht und man muss wieder andere Fahrgäste nach der Linie fragen. Oder man hat die Zeit, um in den vorderen Bereich der Haltestelle zu gehen.
  • Wenn es beim Aussteigen ein Vorteil wäre, bei Fahrtantritt bei der letzten Tür einzusteigen, muss man trotzdem wieder in den vorderen Bereich der Haltestelle gehen um die LISA zu aktivieren. In Linz verkehren Cityrunner mit einer Länge von 40 Metern.

 

Anmerkung Gerhard Hojas: Die Idee und das System der LISA funktioniert auch. Aber man könnte es Erweitern. Z. B. mit dem aktivieren von Türauffindungssignalen oder zum Öffnen von Türen bei Bussen, Straßenbahnen oder Zügen.

 

Hörbeispiele LISA:

 

Hörbeispiel Straßenbahnlinie 1: http://www.hojas.co.at/extern/audio/LISA_Linie_1.MP3

 

Hörbeispiel Straßenbahnlinie 2: http://www.hojas.co.at/extern/audio/LISA_Linie_2.MP3

 

 

DISA – Digitale Sprachausgabe an den Haltestellen der Linz AG Linien.

 

Seit März 2004 ist die DISA in Linz im Betrieb und dient als akustische Unterstützung für #blinde und Sehbehinderte bei der Nutzung des öffentlichen Verkehrs. Die Sprachelektronik gibt die Informationen der DFI (Digitale Fahrgastinformation) als Audioausgabe aus. Mit dem Funkhandsender nach ÖNORM V 2103 oder Taste an der Infosäule kann die Sprachausgabe aktiviert werden.

 

Anmerkung Gerhard Hojas: Die Lautstärke sollte sich nach dem Lärmpegel der Umgebung regeln. Was ich persönlich nicht bestätigen kann.

 

Mit Hilfe des Funkhandsenders kann man die DISA aus der Ferne aktivieren und sie somit auch als Auffindungssignal für eine Haltestelle verwenden. Ebenso kann man die DISA manuell per Hand direkt an der Säule, auf dem die DFI montiert ist, aktivieren.

 

Nach aktivieren der DISA wird die Liniennummer, das Fahrziel und die Zeit, bis wann das Fahrzeug eintrifft, angesagt. Es werden alle Fahrzeuge, die auf der DFI zum Ablesen sind, auch per Sprachausgabe bekanntgegeben. Sortiert nach Zeit und nicht nach Linien. Es werden auch Störungen oder Schienenersatzverkehre per Sprachausgabe durchgegeben, aber das funktioniert nicht besonders optimal.

 

Bei der Straßenbahnhaltestelle Herz Jesu Kirche ist der Aktivierungsknopf für die DISA im Notruf- und Infoboard integriert.

 

Anmerkung Gerhard Hojas: Leider wurde die DISA bei den Straßenbahnhaltestellen am Hauptbahnhof und bei der Unionkreuzung deaktiviert. Gerade dort. Wo sehr viele blinde und Sehbehinderte ankommen und unterwegs sind.

 

Dieses System hat keine Nachteile. Leider wird die DISA von der Linz AG nicht weiter ausgebaut.

 

Hörbeispiele DISA:

 

Hörbeispiel DISA mit Ansage der Ankunftszeiten: http://www.hojas.co.at/extern/audio/DISA_Ansage.MP3

 

Hörbeispiel DISA als Auffindungssignal bei der Haltestelle: http://www.hojas.co.at/extern/audio/DISA_Auffindungsignal.MP3

 

Akustische Auffindungsbojen:

 

Ebenfalls kann man in Linz mit Hilfe eines Funkhandsender nach ÖNORM V 2103-Auffindungsbojen aktivieren. Das hat den Vorteil, dass man mit Hilfe der Akustik an ein bestimmtes Ziel geleitet wird. Meistens sind das Eingänge zu Banken, Einkaufszentren oder zu diversen Spielstätten.

 

In Linz kann man durch aktivieren solcher Auffindungsbojen z. B. den Eingang zum Musiktheater am Volksgarten aktivieren und somit den Haupteingang leichter auffinden. So ist auch der Eingang auf der Südseite des Musiktheaters mit einer solchen Auffindungsboje ausgestattet.

 

Ebenfalls kann man mit Hilfe einer Auffindungsboje in der Ziegelleistraße in Linz den Eingang eines Supermarktes leicht auffinden. Genauso ist es mit Bankfiliale in der Linzer Landstraße.

 

Weiters findet man diese Auffindungsbojen bei der Blindenpastoral in der Kapuzinerstraße und beim LSZ für Hör- und Sehbildung. Ebenfalls in der Kapuzinerstraße.

 

Natürlich muss man auch hier immer einen funktionierenden Funkhandsender dabei haben.

 

Hörbeispiel akustische Auffindungsboje Musiktheater Linz: http://www.hojas.co.at/extern/audio/Auffindungsboje_Musiktheater_Linz.MP3

 

Die Einsatzgebiete solcher Funkhandsender sind für Menschen mit Behinderung sehr umfangreich und sehr ausbaufähig.

 

Wo bekommt man in Linz solche Funkhandsender?

 

  • Beim Blinden- und Sehbehindertenverband Oberösterreich (BSV OÖ) bekommt man einen Funkhandsender kostenlos wenn man Mitglied wird. Ansonsten kann man solche Funkhandsender sicher käuflich erwerben.
  • Auch als Mitglied der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs am Standort Linz in der Anzengruberstraße bekommt man die Funkhandsender als Mitglied sicher kostenlos.

    Anmerkung Gerhard Hojas: Die Hilfsgemeinschaft bekam entsprechende Funkhandsender für ihre Mitglieder von mir zur Verfügung gestellt.

  • VKT – Verkehrs- und Kommunikationstechnik, Wiener Straße 213, 4020 Linz (etwa 38,– Euro).
  • YUNEX TRAFFIC Austria GmbH, Wolfgang-Pauli-Straße 2, 4020 Linz (2 verschiedene Varianten und dementsprechend auch unterschiedliche Preise)..

 

Wo gibt es diese Funkhandsender in Linz kostenlos und ohne Mitgliedschaft?

 

  • Gratis und ohne Mitgliedschaft gibt es solche Funkhandsender bei freiraum-europa in der Krausstraße 10, 4020 Linz.
  • Sowie beim Westshop der Westbahn am Hauptbahnhof Linz. Diese Gratisfunkhandsender sind für Blinde und Sehbehinderte Linzbesucherinnen und Linzbesucher gedacht und werden von freiraum-europa und mir zur Verfügung gestellt. Voraussetzung ist die Vorlage des Behindertenpasses mit den entsprechenden Eintragungen.

 

Gutes Beispiel für barrierefreies Reisen:

 

Als Gutes Beispiel für barrierefreies Reisen finde ich das Auffindungssignal bei den Türen der Zuggarnituren der Westbahn. Das Hörbeispiel wurde am Hauptbahnhof Linz aufgenommen.

 

Hörbeispiel Auffindungssignal bei Zügen der Westbahn: http://www.hojas.co.at/extern/audio/westbahn.MP3

 

Anmerkung Gerhard Hojas: Alle Hörbeispiele sind im MP3-Format und wurden mit dem Milestone aufgenommen. Weiters erheben diese gesammelten Informationen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

© August 2023 by Gerhard Hojas

Austausch über Barrierefreiheit in Graz und Linz.

Am Mittwoch, 28.06.2023 ging es mit der ÖBB von Linz nach Graz. Menschen im Elektrorollstuhl, Blinde und die entsprechende Assistenz wollten die Barrierefreiheit in der steirischen Landeshauptstadt kennenlernen. Referenten und Behindertenvertreter von freiraum-europa und von der IVMB (Vereinigung der Interessenvertretungen der Menschen mit Beeinträchtigungen in OÖ) machten sich auf der Südbahnstrecke auf dem Weg in einer der südlichsten Landeshauptstädte Österreichs.

 

Anmerkung: Die IVMB ist die gewählte Vertretung der Menschen mit Beeinträchtigungen in Oberösterreich.

 

Deshalb gehörte das Einsteigen mit der Ein- und Umstiegshilfe der ÖBB am HBF Linz schon zum Projekt „Erfahrungsaustausch in Graz“. Das funktionierte auch Problemlos und wir saßen in einen komfortablen Abteil. Mit dem üblichen Bordservice wardie Fahrt kurzweilig und nach 3 Stunden waren wir in Graz.

 

Auch hier funktionierte das Aussteigen mit Hilfe der ÖBB reibungslos und wir betraten Grazer Boden. Eigentlich nichts Besonderes, da ich einige Tage zuvor auch schon in Graz war. Somit kein großer Schritt für die Menschheit.

 

Das nächste Ziel war der Behindertenparkplatz vor dem Spar. Hier sollte etwas warten, was es in Linz nicht gibt. Eines von mehreren Behindertentaxis. Aber Fehlanzeige, die Behindertenparkplätze waren zwar da, aber kein Taxi. Da es aber die Smartphones gibt war diese Angelegenheit auch sehr schnell geregelt. Der Fahrer stand am falschen Ort. Beim Hotel Daniel, nur einige Minuten Gehzeit entfernt. So war er sofort beim vereinbarten Treffpunkt und ab ging es in die Schlossallee zum Cafe Eggenberg. Das Cafe ist auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar, aber wir wollten das Behindertentaxi kennenlernen und damit fahren. Dieses Fahrzeug war sehr komfortabel. Da konnten neben Rollstühlen auch mehrere Personen mitfahren.

 

Anmerkung: Wenn in Zukunft in Österreich Taxikonzessionen vergeben werden, dann sollte das zusätzliche Betreiben von Behindertentaxis eine Voraussetzung zum Erhalt der Lizenz werden. Aber es hindert niemand eine behindertenfreundliche Stadt daran, dass von Taxibetreibern zu verlangen.

 

Auch das Cafe Eggenberg ist eine Augenweide. Es ist nicht nur groß, es ist riesengroß. Und hat auch einen riesigen und wunderschönen Gastgarten. Sollte es auch sein, schließlich ist das bekannte Schloss Eggenberg mit seinem wunderschönen Park nicht weit entfernt.

 

Hier trafen wir uns mit Robert und seiner Assistenz von SL Steiermark (Selbstbestimmt leben Steiermark) zum Essen. Da man sich in der Steiermark befindet und am Salat kein Kernöl möchte, sollte man das bei der Bestellung bekanntgeben. In der Steiermark ist das Kernöl Standard.

 

Das Büro von SL Steiermark befindet sich nur einige Meter vom Cafe entfernt. Man muss nur über einen schönen Innenhof auf die andere Seite wechseln. Besser kann ein Büro gar nicht liegen.

 

Hier trafen wir auch die Experten aus Graz, die extra von SL STMK für uns eingeladen wurden.

 

Frau Dr. Jutta Hochstein. Verantwortlich für Servicequalität & Innovation bei der Holding Graz. In Linz ist das die Linz AG.

Frau Dipl. Ing. Constanze Koch-Schmuckerschlag. Zuständig bei der Stadt Graz für das Referat barrierefreies Bauen bei der Stadtbaudirektion.

Herr Mag. Wolfgang Palle, Behindertenbeauftragter der Stadt Graz.

 

Und Herr Robert Konegger, Obmannstellvertreter von Selbstbestimmt Leben Steiermark ((SL-Stmk). Er organisierte und moderierte dieses Treffen.

 

Bei den Gesprächen stellten sich bald die Unterschiede zwischen Graz und Linz bezüglich Barrierefreiheit im öffentlichen Raum heraus. So gibt es einen Unterschied bei den akustisch taktilen Signalanlagen (ATAS). In Graz, so wie auch in anderen Städten in Österreich sind die ATAS in einem gewissen Zeitfenster immer aktiv. In Linz kann und muss man die ATAS mit einem Funkhandsender aktivieren. Ich kann mit beiden Systemen leben.

 

Wenn in Graz eine neue Kreuzung errichtet wird oder bestehende Kreuzungen erneuert werden, werden sie automatisch mit ATAS ausgerüstet. Was eigentlich der Sinn von Barrierefreiheit darstellt. In Linz ist das nicht der Fall. In Linz wird der BSV OÖ gefragt, ob etwas für Blinde getan werden muss (Typisches Beispiel: Die Ampel am Pfarrplatz für 70.000 Euro. Sie zeigt die Sekunden für die sehenden Fußgänger an, wann es Grün wird. Die Akustik für Blinde und Sehbehinderte wird aber nicht installiert. Wird nicht benötigt, obwohl hier der Verein Miteinander ansässig ist). Genauso ist es bei der Errichtung von taktilen Bodeninformationen. Aus Graz kommt auch das bekannte Grazer – T. Hier können bei Kreuzungen Menschen im Rollstuhl, mit Kinderwägen oder Rollatoren, sowie Blinde und Sehbehinderte ohne Behinderung durch Kanten, die Straße queren.

 

Ebenso erfuhren wir einiges über dem öffentlichem Verkehr der Holding Graz. Das im Jahr 2022 120 neue Fahrerinnen und Fahrer für die Busse und Straßenbahnen eingestellt wurden und über die Trainings dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So arbeiten sie mit dem Alterssimulationsanzug „Gert“ und werden dadurch um 30 Jahre älter. Und können dadurch ein Verständnis für das älter werden bekommen und wie sich solche Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln fühlen.

 

Anmerkung: Der Alters­simulations­anzug GERT bietet die Möglichkeit, die typischen Einschränkungen älterer Menschen auch für Jüngere erlebbar zu machen.

 

Die altersbedingten Einschränkungen sind:

 

■  Eintrübung der Augenlinse

■  Einengung des Gesichtsfeldes

■  Hochtonschwerhörigkeit

■  Einschränkung der Kopfbeweglichkeit

■  Gelenkversteifung

■  Kraftverlust

■  Einschränkung des Greifvermögens

■  Einschränkung des Koordinationsvermögens

 

Der Preis für solche Alterssimulationsanzüge liegt bei etwa 1400 Euro. Solche Anzüge sollten eigentlich alle Verkehrsunternehmen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Programm haben.

 

Link zu einem Alterssimulationsanzug: https://www.produktundprojekt.de/alterssimulationsanzug/?gclid=CjwKCAjwzJmlBhBBEiwAEJyLu8oO29oDMMok3q3cDTU-BxOlPwrKC7HFwWvluPGCw8vcwBA6mrbyPRoCOnsQAvD_BwE

 

Als ich von den eigenartigen „selbstdefinierten Linzer Standards“ erzählte, löste das einiges Schmunzeln aus. Es gibt die „Austrian Standards“ also die sogenannten Ö-Normen. Linz hält sich nicht an diese Normen, schließlich haben sie dem „Standard Linz“. Wenn also die Lautstärke bei akustisch taktilen Signalanlagen nicht der Ö-Norm entspricht, greift sofort der „Linzer Standard“ und es passt wieder alles. Das ist kein Scherz.

 

Anschließend ging es mit Frau Dr. Jutta Hochstein von der Holding Graz zum Praxistest durch ihre Stadt. Hier konnten die Fahrerinnen und Fahrer zeigen was sie bei den Trainings gelernt haben.

 

In Graz können die Aufmerksamkeitsfelder oder Einstiegsfelder von allen Menschen mit Behinderung genützt werden. Bei diesem großen, genoppten Feldern bleiben die öffentlichen Verkehrsmittel mit der ersten Tür stehen. Wenn nun eine als Beeinträchtigt  erkennbare Person (Rollstuhl, Blindenstock, Rollator, Gehhilfen etc.) auf diesem Feld steht, wird vom Fahrpersonal Hilfe angeboten. In Graz wurden bei unseren Fahrten immer die entsprechenden Unterstützungen angeboten. Schließlich brauchten wir für den Elektrorollstuhl die Rampe zum Ein- und Aussteigen. Beim Aussteigen war das Fahrpersonal sofort zur Stelle und bot die Unterstützung an. In Graz gibt es zwei Arten von Rampen. Eine, die wie in Linz, im Boden eingelassen ist und die zweite Variante befindet sich in einer Seitenwand bei der Tür.

 

Die letzte Fahrt an diesem Tag in Graz führte uns zurück zum Hauptbahnhof. Die Straßenbahnhaltestelle beim HBF ist sehr groß und es bleiben sehr oft mehrere Straßenbahnzüge hintereinander stehen. Was passiert, wenn ganz vorne am Noppenfeld eine Person mit Behinderung Steht?

 

Die nachfolgenden Straßenbahnen oder Busse müssen beim Noppenfeld anhalten, die Tür öffnen und die wartende Person fragen, wohin sie fahren will. Das ist übrigens eine Dienstanweisung an das Fahrpersonal. Das könnte man in Linz auch so handhaben. Passiert wahrscheinlich aber nicht. Zumindest habe ich davon noch nichts bemerkt. Bei den Bushaltestellen Kärntnerstraße, Taubenmarkt oder Goethekreuzung wäre so eine Maßnahme sinnvoll.

 

So wie in Linz, gibt es auch am HBF in Graz einen Sparmarkt. Auch hier gibt es merkliche Unterschiede im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Der Umgang in Graz beim Sparmarkt ist um einiges freundlicher und kompetenter als am HBF Linz. Auch wenn viel Betrieb ist, nehmen sich die Angestellten Zeit für dich und führen dich durch das Geschäft. Und man merkt, dass hier ein langjähriges Personal im Einsatz ist, die schon oft mit Menschen mit Behinderung ihre runden im Geschäft gezogen haben. Mir wurde auch die Bedienung der Selbstbedienungskasse gezeigt und vorgeführt. Wenn der Touchscreenmonitor nicht wäre, wäre dieses System auch für Blinde und Sehbehinderte zu bedienen. Man würde etwas länger brauchen. Und was mich überrascht und gefreut hat, war die Bedienung bei der Fleischtheke. Nachdem ich meine Bestellung erhalten hatte, wurde ich von der Dame hinter der Theke gefragt, ob ich noch etwas brauche und ob sie mich begleiten kann?

 

Wird mir zur Zeit in Linz am HBF sicher nicht passieren. Jedenfalls sind mir Beschwerden von Blinden und Sehbehinderten bekannt, die mit dem Umgang mit ihnen nicht bis gar nicht zufrieden sind. Das hängt vielleicht auch mit der Fluktuation des Personals zusammen. Vielleicht könnte hier ein geballtes Auftreten von Menschen mit Behinderung ein Umdenken bewirken. Funktioniert ja im Billa bei der Herz Jesu Kirche hervorragend. Durch die Nähe zum RISS und BBRZ haben sie ständig Kontakt mit dieser Personengruppe und das bewirkt automatisch einiges. Natürlich gehört die soziale Kompetenz jeder einzelnen Person auch dazu. Wenn man es nicht drauf hat, dann hilft auch keine Schulung. Ich habe diesbezüglich keine Probleme beim Einkaufen. Wenn ich zum Beispiel in meinem Stammgeschäft Hilfe brauche, dann läute ich bei der Flaschenrückgabe und warte auf das Personal.

 

Was am HBF Graz genauso gut funktioniert wie am HBF Linz ist der Umgang mit erkennbaren Blinden und Sehbehinderten. In der Kassenhalle kommt das ÖBB-Personal eigentlich schnell auf dich zu und bringt dich zu deiner gewünschten Ansprechstelle und begleitet dich wieder raus. Das funktioniert in Linz auch sehr gut.

 

Aufgefallen ist mir auch, dass in Graz bei den Haltestellen keine gelbe oder weiße Sicherheitsmarkierung angebracht ist. Die Erklärung ist ganz einfach. Den Grund haben die historische Semmeringbahn und die traditionsreiche Grazer Altstadt gemeinsam. Sie sind UNESCO Weltkulturerbe. Und da wären nur sehr helle graue Markierungen erlaubt. Was Sehbehinderte nichts bringt und für Blinde eh sinnlos ist.

 

Und was noch besonders auffällt. In Graz wird ein anderer Umgang mit Menschen mit Behinderung gepflegt. Freundlich, nett und hilfsbereit. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Graz eine sehr alte Universitätsstadt, die immer sehr viele junge Menschen in die Stadt bringt, ist. Wogegen Linz eine Arbeiterstadt ist und immer bleiben wird. Was aber nicht heißen soll, dass es in Linz keine netten, freundlichen und hilfsbereiten Menschen gibt. Aber es ist ein anderes „Auf dich zukommen“.

 

Was es in Graz noch gibt, ist die Möglichkeit, nicht barrierefreie Gehsteige bei der Stadt Graz zu melden.  Sollte es in jeder Stadt geben.

 

Um 16:56 Uhr ging es dann zurück nach Linz. Und jetzt gab es ein Problem. Das Zugabteil mit dem barrierefreien Stellplatz war nicht vorhanden. Trotz Hinweis in der App Scotty. Es wurde ein Wagen der Schweizer Bahn angehängt. Da es aber nicht unser Problem war, mussten sich die Fahrgäste beim breiten Elektrorollstuhl vorbeischieben. Da half auch das Spiel mit den Rangierproblemen am Bahnhof. Wer kann sich noch daran erinnern?

 

Jedenfalls verlief die Rückreise nach Linz auch wieder sehr schnell und wir kamen pünktlich am HBF Linz an. Wir nahmen viele positive Erkenntnisse aus Graz mit. Besonders, das Graz im Bezug auf Barrierefreiheit gegenüber Linz um Jahre voraus ist. Das hängt natürlich mit den handelten Personen zusammen. Die hier ihre Ideen, ihre Erfahrungen einbringen. Die den Mut haben etwas neues zu probieren und auch den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen. Und die eine aufgeschlossene und mutige Bürgermeisterin haben.

 

Ich persönlich bin dafür und werde mich dafür auch stark machen, dass zum Beispiel der nächste Behindertenbeauftragte der Stadt Linz eine „weisungsungebundene“ Person sein muss. Ein pragmatisierter Magistratsmitarbeiter ist für solche wichtigen Tätigkeiten völlig ungeeignet. Schließlich handelt er wahrscheinlich im Sinne des Arbeitgebers und nicht im Sinne der Behinderten. Und wenn er faul oder inkompetent ist, kann ihm auch nichts passieren.

 

Wir bedanken uns bei Selbstbestimmt Leben Steiermark und den Expertinnen und Experten der Stadt Graz, dass sie sich die Zeit für uns genommen und viele positive Einblicke in ihre Stadt gegeben haben. Die wir auch nach Linz tragen werden. Vielleicht wird es Widerstand geben, auch von Behinderteneinrichtungen, die bis jetzt eine ruhige Kugel geschoben haben. Mut kann man sich halt nicht kaufen.

 

So gibt es für mich keine Aufmerksamkeits- oder Einstiegsfelder, sondern nur mehr Noppenfelder. Und die sind nicht nur für blinde und Sehbehinderte, sondern für alle Menschen, die die entsprechende Hilfe beim Ein- und Aussteigen in die Öffis benötigen.

 

Die Idee zu dieser Grazfahrt kam mir, als ich im Internet auf das Handbuch „Bus und Bim für alle“ der Holding Graz gestoßen bin. Eine umfangreiche und auch barrierefreie Broschüre über das öffentliche Verkehrsnetz in Graz. So etwas umfangreiches und übersichtliches findet man natürlich in Linz auch nicht. Und da war meine Frage: Was können die in Graz, was man in Linz nicht kann?  Die Linz AG und die Stadt Linz können mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

 

Jedenfalls gehört die Behindertenarbeit in Linz und in OÖ komplett neu aufgestellt und aufgebaut. Hier wurde in den letzten Jahren nichts weitergebracht. Da muss man sich jetzt ein Beispiel an Graz nehmen. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als eine betrügerische Dame die SLI OÖ in den Ruin getrieben hat und damit viele positive Ideen und Projekte mitgenommen hat. So wurde damals auch die inklusive . Theatergruppe „ESSELLISSIMO“ mitgerissen.

 

Und das positivste Erlebnis kommt zum Schluss. Es kam zu einem Wiedersehen nach fast 40 Jahren.

 

Beim Essen im Cafe Eggenberg stellte sich heraus, dass Robert Konegger und ich von 1984 bis 1986 im BBRZ Linz die Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert haben. Wir waren im selben Lehrgang, aber in Parallelklassen. So konnten wir uns schon einmal über unsere ehemaligen Lehrer austauschen. Jedenfalls haben wir unsere Berufung in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung gefunden. Und man trifft sich im Leben immer zwei Mal.

 

Link zum Bericht bei SL Steiermark: https://www.sl-stmk.at/de/aktuelles/meldungen/2023-06-28-Gaeste-Linz-Barrierefreiheit.php

 

Fotos gibt es auf Facebook: https://www.facebook.com/hojager

 

© Juli 2023 by Gerhard Hojas

Wegbeschreibung zur Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs am Standort Linz.

Der Standort der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs befindet sich ungefähr 250 Meter von der Haltestelle Unionkreuzung entfernt, bei der Adresse Anzengruberstraße 6 – 8, 4020 Linz.

Die Haltestelle Unionkreuzung wird von den Straßenbahnlinien 1 und 2, von den  Buslinien 41 und 43 der Linz AG, sowie des OÖ Verkehrsverbundes angefahren. Die Haltestellen der Buslinien liegen oberirdisch,  wogegen sich die Straßenbahnhaltestelle durch den unterirdischen Verlauf der Straßenbahn im zweiten Tiefgeschoß unter der Straßenkreuzung befindet.

Im ersten Tiefgeschoß befindet sich eine öffentliche WC-Anlage mit Behinderten-WC. Das Straßenniveau kann mit mehreren Stiegen, Rolltreppen (nur aufwärts) und insgesamt vier Aufzügen erreicht werden. Die Lifte sind barrierefrei und mit Sprachausgabe.

Bei der Unionkreuzung geht man auf der rechten Straßenseite (absteigende ungerade Hausnummern) in Richtung Hauptbahnhof (Norden). Der Weg von der Unionkreuzung bis zur Anzengruberstraße ist mit einer taktilen Bodeninformation ausgestattet. Man braucht nur der TBI geradeaus folgen. Bei der Kreuzung Wiener Straße – Anzengruberstraße  (die erste Querstraße) geht man nach rechts. Hier befindet sich das Gebäude der RAIKA. In der Anzengruberstraße kann man sich an der Hausmauer orientieren.

Nach 9 Metern befindet sich auf der rechten Seite ein Stromkasten, nach weiteren 11 Metern kommt ein etwas breiterer Hauszugang zur Adresse Anzengruberstraße 2, anschließend, nach 10 Metern kommen je eine Garagenein- und ausfahrt. Hier trifft man aber selten auf ein- oder ausfahrende Fahrzeuge (Vorsicht ist aber immer geboten!). Nach weiteren 12 Metern bin ich beim Eingang zur Hilfsgemeinschaft. Man hört die sich automatisch öffnende Tür.

Am Weg von der Unionkreuzung bis zur Anzengruberstraße kommt man im Sommer an einigen Lokalen mit Schanigartenbetrieb vorbei. TBI ist aber immer frei. Ein weiterer Anhaltspunkt auf dem Weg zur HG ist das Theater Phönix.

© by Gerhard Hojas

Wegbeschreibung zu freiraum-europa in der Krausstraße 10, 4020 Linz

Der Standort von freiraum-europa befindet sich ungefähr 280 Meter von der Haltestelle Herz Jesu Kirche entfernt, bei der Adresse Krausstraße 10, 4020 Linz.

Die Haltestellen Herz Jesu Kirche werden von den Straßenbahnlinien 1 und 2, sowie von Buslinien des OÖ Verkehrsverbundes angefahren. Die Haltestellen der Buslinien liegen oberirdisch, wogegen die Haltestelle der Straßenbahnen ein Stockwerk unter dem Straßenniveau liegt, da an dieser Stelle die Straßenbahn in den Tunnel in Richtung Hauptbahnhof (Mini U-Bahn) einfährt. Die Haltestelle hat kein Dach und ist somit, im Gegensatz zu den Haltestellen Unionkreuzung und Hauptbahnhof, eine Freiluft-Haltestelle. Das Straßenniveau erreicht man durch Stiegen und 4 Lifte.

Die Kreuzung Wiener Straße – Lissagasse – bei der Haltestelle Herz Jesu Kirche ist mit einer ATAS (Akustisch taktilen Ampel) ausgestattet.

Auf der Seite der Herz Jesu Kirche geht man entlang der Lissagasse auf der rechten Seite (Aufsteigende gerade Hausnummern) in Richtung der Kreuzung Makartstraße – Lissagasse – Krausstraße (Westen). Hier ist der Gehsteig mit größeren Steinen gepflastert. Nach 37 Meter kommt auf der rechten Seite der Seiteneingang zur Herz Jesu Kirche. Nach weiteren 38 Meter kommt rechts der Zugang zum Pfarrheim.  Danach kommt nach 23 Meter eine Ein- und Ausfahrt zu einer Tiefgarage. Hier ändert sich der Boden vom Pflaster zum Asphalt. 48 Meter weiter stoße ich auf eine TBI (Taktile Bodeninformation) die mich zur Kreuzung Makartstraße – Lissagasse – Krausstraße führt. Hier endet die Lissagasse.

Die Kreuzung Makartstraße – Lissagasse – Krausstraße ist mit einer ATAS ausgestattet. Hier Quert man 3 Fahrspuren und 2 Fahrradstreifen (ungefähr 16 Meter). Bei der anderen Straßenseite geht man 5 Meter geradeaus und wendet sich dann nach links. Jetzt befindet man sich wieder auf einem Gehsteig mit Pflastersteinen. Rechts befindet sich ein Stromkasten. Nach 6 Meter biegt man nach rechts in die Krausstraße ein. Der gepflasterte Gehsteig ändert sich nach 40 Meter wieder zu einem Gehsteig mit Asphalt.

Auch hier bewegt man sich auf der rechten Seite der Krausstraße in Richtung der Kreuzung Gürtelstraße – Krausstraße. Rechts hat man einen feinmaschigen Gartenzaun mit einer Hecke. Nach 10 Meter kommt rechts ein kleiner Stromkasten. Nach 15 Meter endet der Zaun wegen einer Garagen- und Hofzufahrt. Anschließend, nach 14 Meter beginnt rechts wieder ein Metallzaun und nach 17 Meter kommt auf der rechten Seite wieder ein kleiner Stromkasten.

15 Meter weiter kommt rechts eine Hauszufahrt mit einer höheren Gehsteigkante. Auf der anderen Seite der Einfahrt steht wieder ein Stromkasten und es beginnt wieder ein Zaun mit einer Hecke. Nach 30 Meter endet der Zaun und rechts kommen Parkplätze bei der Adresse Krausstraße 10.

Ab dem Zaunende geht man noch 10 Meter weiter und dreht sich dann um 90 Grad nach rechts und geht noch 6 Meter geradeaus. Dann ist man beim Eingang von freiraum-europa. Ziel erreicht!

 

Weiter geht es zum Restaurant Rauner in der Krausstraße 16, 4020 Linz:

 

Vom Zugang zu freiraum-europa geht man auf der gleichen Straßenseite weiter bis zum Restaurant Rauner. Nach ungefähr 24 Meter kommt eine Hofein- und ausfahrt. Etwa 40 Meter weiter kommt eine Ein- und Ausfahrt zu einer Tiefgarage. Weitere 66 Meter weiter kann man rechts durch den Gastgarten vom Rauner bis zum Eingang gehen. Hier muss man aber einen Slalom von 20 Meter an Tischen vorbei absolvieren.

Oder man geht 20 Meter weiter zur Kreuzung Krausstraße – Gürtelstraße und biegt dann rechts in die Gürtelstraße. Nach weiteren 20 Meter kommt auf der rechten Seite der Zugang zum Restaurant. Vom Gehsteig bis zum Eingang sind es etwa 11 Meter. Links und rechts befindet sich ein rasenstreifen. Auf der Eingangstür befindet sich ein großes, weißes „R“ auf blauem Hintergrund.

 

© Dezember 2022 by Gerhard Hojas

Audioaufnahmen mit Blinden und Sehbehinderten aus Oberösterreich.

Blinde und Sehbehinderte aus Oberösterreich erzählen aus ihrer Stadt! Aufgenommen in der Medienwerkstatt im Wissensturm.

 

Moderation: Reinhold Zinterhof

http://www.hojas.co.at/extern/audio/Blind_leben.mp3

Menschen mit Behinderung aus Oberösterreich erzählen über das Leben in Linz! Aufgenommen in der Medienwerkstatt im Wissensturm.

 

Moderation: Bernhard Stöger

http://www.hojas.co.at/extern/audio/Mobil_und_barrierefrei.mp3

Bernhard Stöger liest Geschichten aus dem Mittelalter! Aufgenommen in einem Veranstaltungssaal in Linz.

http://www.hojas.co.at/extern/audio/Lesung_Mittelalter.mp3

© November by Gerhard Hojas

3 Tastmodelle für Blinde und Sehbehinderte in Linz

Es gibt zur Zeit in Linz 3 Tastmodelle für Blinde und Sehbehinderte.

Die Standorte sind:

AEC – Ars Electronica Center, Ars-Electronica-Straße 1.

Das Tastmodell befindet sich direkt beim Eingang zum AEC.

Lentos Kunstmuseum, Doktor-Ernst-Koref-Promenade 1.

Das Tastmodell befindet sich vor dem Kunstmuseum beim Fahrradabstellplatz.

Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7.

Das Tastmodell befindet sich beim Nebeneingang Brucknerhaus.

Alle Tastmodelle sind taktil und mit Braille beschriftet!

Blinde und Sehbehinderte unterstützen die Idee und Sache, dass im Linzer Gemeinderat  ein Antrag eingebracht wird, dass man in Linz weitere Tastmodelle für Blinde und Sehbehinderte aufstellt. Linz soll ein Vorzeigeprojekt für eine ertastbare Stadt werden. Es gibt in Linz verschiedene Bauwerke, die man als Tastmodell gestalten und somit einen weiteren Schritt für ein barrierefreies Linz ermöglichen kann

Dazu gehört meiner Meinung nach auch das forum metall im Donaupark Linz. Das 1977 von Helmuth Gsöllpointner ins Leben gerufen wurde. Auch diese großen Kunstwerke könnte man als Tastmodelle in den Donaupark stellen. Ich habe diesbezüglich schon vor einiger Zeit mit Herrn Gsöllpointner darüber gesprochen. Vielleicht kann ja jetzt etwas daraus werden.

Eine Brückenroas zu den Tastmodellen.

Man kann mit einer gemütlichen Brückenwanderung alle 3 Tastmodelle besuchen und erkunden.

Man beginnt am Linzer Hauptplatz und marschiert bei der Kunstuni vorbei zum Lentos Kunstmuseum. Hier könnte man schon die erste Kaffeepause einlegen. Die Schiffsanlagestellen befinden sich auch in dieser Umgebung. Weiter geht es an der Donau entlang bis zur Strandburg, einer Bar für die Sommermonate mit viel Sand unter den Füßen. Für mich das teuerste Hundeklo der Stadt. Daneben befindet sich schon das Brucknerhaus Linz.

Wenn man jetzt weiterspaziert kommt man zum Musikpavillon im Donaupark. Hier finden in den Sommermonaten immer unterschiedliche kostenlose Konzerte statt. Im Umfeld befindet sich auch eine öffentliche WC-Anlage. Dann kommt man zur neuen Eisenbahnbrücke, die man eigentlich schon immer im Blickfeld hat. Hier überquert man die Donau und wenn man Glück hat, fährt ein Passagierschiff oder Frachter unter der Brücke durch.

Auf der Urfahranerseite .spaziert man auch hier entlang der Donau Richtung Westen zur Nibelungenbrücke und somit Richtung AEC. Auch hier kommt man an einer Schiffsanlagestelle mit einem Gastroschiff und dem Urfahraner Jahrmarktgelände vorbei. Wenn man alles richtig gemacht hat, kommt man direkt beim Ars Electronica Center an und somit ist man beim dritten Tastmodell. Zum Abschluss kann man sich im CUBUS im AEC bei einem Kaffee die Donau und die Altstadt von Linz von oben betrachten. Anschließend geht man über die Nibelungenbrücke zurück zum Hauptplatz oder man benützt die Straßenbahn.

Wenn man diese Runde von der Urfahranerseite beim AEC beginnt, dann sollte man zum Abschluss beim Hauptplatz zum Schloss hochgehen und dort im Schlosscafe sich eine gute Jause gönnen. Auch hier hat man eine grandiose Aussicht auf Linz.

 

Link zu den Tastmodellen: http://www.hojas.co.at/blindinlinz/

Herbstwallfahrt der Blindenpastoral Linz nach Allerheiligen im Mühlkreis am 01.10.2022

Die Herbstwallfahrt der Blindenpastoral der Diözese Linz fand am Samstag, 01.10.2022 statt. 23 Blinde, Sehbehinderte und Begleitpersonen trafen sich beim Stellwerk am Hauptbahnhof Linz und fuhren im Bus ihrem Zielentgegen.

Das Ziel war diesmal die Wallfahrtskirche Allerheiligen im Mühlkreis in Oberösterreich. Hier stießen noch weitere Wallfahrer hinzu und somit war die Gruppe mit 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern komplett.

Nachdem die Pilgergruppe von Windhaag bei Perg singend in die Kirche eingezogen waren wurde mit Zelebrant Mag. Josef Michal und Blindenseelsorger Konzelebrant Mag. Franz Lindorfer die heilige Messe gefeiert. Mag. Michal erzählte auch seine Verbindung zu den Blinden und Sehbehinderten durch den legendären Pater Lutz. Mag. Michal begleitete bei den Blindenfreizeiten, die Pater Winfried Lutz 1971 ins Leben rief , Blinde und Sehbehinderte  bei ihren Wanderungen durch die Natur.

Im Anschluss der heiligen Messe gab es für die Gruppe der Blindenpastoral eine akustische und ertastbare Kirchenführung.

Etwas zur Wallfahrtskirche Allerheiligen im Mühlkreis:

Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Allerheiligen findet man im Jahre 1454. Die Kirche in Allerheiligen gehörte im Lauf der Jahrhunderte zu verschiedenen Grundherrschaften, beispielsweise ab 1551 zur Herrschaft Schwertberg. Die seelsorgliche Betreuung erfolgte anfangs von der Pfarrkirche Tragwein aus, wurde erst 1784 eine Pfarrexpositur von Tragwein, und wurde 1891 eine selbständige Pfarre.

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Allerheiligen im Mühlkreis steht auf dem höchsten Punkt des Bergrückens in der Gemeinde Allerheiligen. Die auf Unsere Liebe Frau Königin Aller Heiligen geweihte römisch-katholische Pfarrkirche und Wallfahrtskirche gehört zum Dekanat Perg in der Diözese Linz. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Gründungslegende:

Um das Jahr 1490 lebte in Allerheiligen ein von der Pest befallener Bauer. Sein letzter Wunsch war, seinen Leichnam auf einen Karren zu legen, ein paar Rinder vorzuspannen und diese frei ziehen lassen. An der Stelle, an der sie stehen blieben, sollte er begraben und eine Hütte zum Gebet errichtet werden. Der Ort, wo der Wagen stehenblieb, war unbewohnte Wildnis. Zu der aus einer riesigen Föhre erbauten kleinen Kapelle pilgerten alsbald viele Menschen, vor allem Kranke, die sich Genesung erhofften und spendeten dabei so viel Geld, dass schon im Jahre 1492 mit dem Bau der heutigen Kirche begonnen werden konnte.

Eine Besonderheit in der Wallfahrtskirche ist die frühbarocke Orgel aus dem 17. Jahrhundert. Ein schmales hohes Gehäuse mit rekonstruierten Flügeltüren beherbergt ein Werk mit zehn Registern auf einem Manual. Jährlich finden im Sommer die Allerheiligener Orgeltage mit Musikern aus aller Welt statt. Die mitteltönige Orgel ist eines der ältesten und seltensten Instrumente Österreichs. Die Orgel wurde 1995 von den Orgelbaumeistern Marc Garnier und Reinhold Humer restauriert. Der Pfeifenbestand wurde vervollständigt und die Orgel erhielt auch wieder die ursprüngliche mitteltönige Stimmung.

Nach dem Mittagessen, dass wir im Mühlviertler Hügelland, nämlich in Erdleiten bei Bad Zell und mit herrlichem Blick in die mühlviertler Natur einnahmen, ging es im Bus weiter zum Bergbaumuseum Kaolinum in Allerheiligen.

Hier erwartete uns ein gewaltiger Sprung in die Vergangenheit. Wir bekamen einen Einblick in die Geschichte des Bergbaus einst und jetzt. Mit dem Gruß der Bergleute „Glück auf“ wurden wir empfangen und hörten dann die Geschichten von Bergknappen, Steigern, Obersteigern, vom Bergbau über und unter Tage, von den Transportwegen des Kaolinums, den schweren und gefährlichen Arbeitsbedingungen sowie von Geologie und Paläontologie.

Dann ging es In einem detailgetreuen Schaustollen. Hier wurden die harten Bedingungen der Bergarbeiter über und unter Tage gut nachvollziehbar dargestellt. Man konnte die fachmännische Arbeit der Zimmerleute, die die engen Stollen absicherten, ertasten und man spürte die Enge der Schächte oder einer Jausenkammer. Während uns Josef, ein ehemaliger Bergmann, von der schweren Arbeit erzählte, drückte er uns eine schwere Bohrmaschine in die Hand. Dazu kam ein bis zu 6 Meter langer Bohrer. Dann erzählte er uns vom Sprengstoff und den Sprengkapseln. Davon, dass Sprengstoff und Sprengkapseln beim Transport zum Bergwerk gemeinsam am LKW transportiert wurde, dabei legte man auch noch eine Rast im Wirtshaus ein. Ebenso wurde vorgesorgt, wenn der Obersteiger im Stollen auftauchte. Dann wurden mit Lampen sofort Lichtsignale gegeben. Leider gab es auch Todesfälle bei der Arbeit. So wurden Bergleute beim Bohren über Kopf von herabfallen Steinen erschlagen. Oder sie wurden bei Sandeinbrüchen verschüttet und erstickten. Jedenfalls konnte man bei Problemen und Unfällen nur mehr laufen. Es gab auch keinen Kontakt nach draußen. Auch Josef kam einmal in solch eine Situation.

Jedenfalls ist die Kameradschaft bei Bergleuten ein besonderes Gut. Das sah man damals beim Grubenunglück in Lassing in der Steiermark. Damals, am 17. Juli 1998 stieg ein Team aus zehn Bergleuten in das Talkbergwerk von Lassing hinunter – mit dem Ziel, ihren Kumpel Georg Hainzl, der bei einem Schlammeinbruch in einer Jausenkammer eingeschlossen wurde, ans Tageslicht zurückzuholen. Georg Hainzl wurde nach 10 Tagen lebend gerettet. Die zehn Kumpel, die zu Hilfe eilten und eine Rettungsaktion starteten, blieben für immer unten. Sie wurden bei einem zweiten Schlammeinbruch verschüttet.

Die Kameradschaft unter den Kumpels, so erzählte uns Josef, hörte sofort auf, wenn man ein menschliches Bedürfnis verspürte und man sich in der Grube erleichtern wollte. Das war ein absolutes „no go“! Man musste die Schicht im Stollen durchhalten. Man schwitzte bei der Arbeit fast alles raus. Wenn es nun nicht anders ging, musste eine Kiste herhalten. Die wurde dann nach Schichtende hinausgetragen. Natürlich nach dem Verursacherprinzip.

Nachdem wir ans Tageslicht zurückgekehrt waren, konnten wir im Schauraum des Museums neben Dokumenten, Fotos, Bergbauutensilien wie Grubenlampen und Vermessungsgeräten und Modellen auch viele Fundstücke aus dem Bereich der Geologie und Paläontologie bestaunen. Auch hier erfuhren wir interessante Geschichten über die Bergleute. So zogen sie ihre Arbeitsmontur an einer Schnur auf eine Höhe von 6 Metern. Das hatte mehrere Vorteile: Die Mäuse kamen nicht ran und durch die aufsteigende warme Luft wurde sie getrocknet. Oder das man in den Neunzehnhundertsechzigern einen Stundenlohn von 80 Groschen hatte und die Schutzpatronin der Bergleute die heilige Barbara (Barbara von Nikomedien) ist.

Am Barbaratag (04. Dezember) soll man Kirsch- und andere Obstbaumzweige oder Birkenzweige schneiden. Diese Barbarazweige sollen bis zum Heiligen Abend blühen. Das machten wir immer in der Volksschule und die Zweige blühten tatsächlich.

Etwas zur Geschichte des Kaolinbergbaus:

Die Kaolingewinnung gibt es in dieser Gegend seit etwa 1808. Damals wurde ein Bewohner von Kriechbaum als Weißenmacher erwähnt. Das Kaolin wurde aus einer einfachen Grube gewonnen, in Holzbottichen gereinigt und in Jutesäcken gepresst. Eine Erwähnung von Weißer Erde, die wirtschaftlich genutzt wurde, erfolgte 1827. Es war die Rede vom Transport mit Pferdefuhrwerken nach Linz und die Verwendung zum Weißen von Soldatenuniformen sowie zum Reinigen der Riemen und des Zaumzeuges der Pferde.

In der Ortschaft Kriechbaum betrieben Landwirte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kleine Gruben über Tage. Der Rohstoff wurde in Holzbottichen aufbereitet und von größeren Rückständen getrennt. Sogenannter Schwertberger Weißton wurde an Ofensetzer und kleinere Hafner Betriebe in der Gegend um Linz und Steyr verkauft.

Das war die Vorindustrielle Kaolingewinnung. Danach erfolgte die industrielle Kaolingewinnung. Mit der Gründung der KAMIG (Österreichische Kaolin- und Montan Industrie Gesellschaft m.b.H.)im Jahre 1922, die bis heute besteht, verfolgte man das  Ziel einer eigenen Kaolingewinnung in Österreich zur Sicherung der Eigenversorgung.

Der Untertagebau:

Der Untertagebau gehört seit 2001 der Vergangenheit an. Für den Untertagebau war die Lagerstätte mit Schrägschächten ausgerichtet. Als Abbauverfahren wurde ein in Scheiben geführter Querbau mit pfeilerartigem Verhieb angewendet.

Wegen des hohen Gebirgsdruckes waren nur kleine Streckenquerschnitte möglich, die mit Profilstahl oder Rundhölzern abgestützt werden müssen.

Der Rohkaolin wurde durch Sprengarbeit gelöst, mit Kleinschrapper geladen und gleisgebunden in kleinen Förderwagen (Hunte) händisch zu den Schächten geschoben und mittels Schrägaufzug zur Aufbereitu weitertransportiert.

Schwertberger Kaolinzug:

Der Schwertberger Kaolinzug, auch Kaolinbahn Schwertberg oder im Volksmund „Kaoline“ genannt, war die Werksbahn der Kaolin-Montan-Industrie-Gesellschaft (Kamig AG), die von Schwertberg (Österreich) entlang des Flusses Aist ins Josefstal (Aisttal) führte.

Die 1923 eingerichtete, 3,8 Kilometer lange Werksbahn mit einer Spurweite von 600 Millimeter führte vom Bahnhof in Schwertberg zur Aufbereitungs- und Verladeanlage in Josefstal und wurde 1981 stillgelegt. Die Eisenbahnstrecke verlief fast durchgehend entlang der Aisttalstraße und passierte das Schloss Schwertberg. An die Stelle der Bahn trat ein Rohrleitungssystem, mit dem geschlämmtes Kaolin direkt zur Aufbereitungsanlage nach Aisthofen gebracht wurde.

Die Kamig AG erwarb 1930 von der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik die letzte dort erzeugte Lokomotive, eine feuerlose Dampfspeicherlokomotive. Die Lokomotive befindet sich im Eisenbahnmuseum Schwechat.

Was ist nun Kaolin und wofür wird es verwendet?

Kaolin, auch als Porzellanerde, Porzellanton oder in der Apotheke als Bolus Alba bezeichnet, ist ein feines, eisenfreies, weißes Gestein, das als Hauptbestandteil Kaolinit, ein Verwitterungsprodukt des Feldspats, enthält. Weitere Bestandteile sind verschiedene andere Tonminerale und unzersetzte Feldspatteilchen.

Kaolin wird hauptsächlich in der Papierindustrie (ohne Kaolin wäre ein Blatt Papier wie ein Löschblatt), Ziegelindustrie, Porzellanfabrikation, Keramik- und Feuerfestindustrie, Farben und Lacke verwendet..

Mit diesen Eindrücken verließen wir das Schaubergwerk und machten uns wieder auf den Weg nach Bad Zell. Da es in der Zwischenzeit zu regnen begonnen hatte, verzichteten wir auf einen Spaziergang und Zum Abschluss dieser  Wallfahrt besichtigten wir die römisch-katholische Pfarrkirche Bad Zell. Anschließend ging es nach Linz zurück, wo diese gelungene Herbstwallfahrt ihr Ende nahm.

Ein großes Danke gilt den Begleitpersonen der Blinden und Sehbehinderten. Ohne ihnen wären solche Unternehmungen nur sehr schwer durchzuführen.

Ein Danke geht auch an Alois, unser Busfahrer der Firma Hehenberger, der uns sicher durch die Gegend chauffierte und auch wieder nach Hause brachte.

Und natürlich ein großes Danke für die Arbeit von Monika Aufreiter und ihr Team.

© Oktober 2022 by Gerhard Hojas

Bergtour des OÖ Blindensportclubs am 23.07.2022 im Herzen des Nationalparks Kalkalpen

Bei angenehmen Wetter ging es am Samstag, 23.07.2022 zu einer Bergtour des Oberösterreichischen Blindensportclubs. Um 07:00 Uhr ging es in Linz los und die Anreise führte die Gruppe per Autos Richtung Süden. Das Ziel war der Parkplatz Jagahäusl auf 641 Meter Seehöhe im Bodinggraben in der Nähe von Molln. Das Jagahäusl im Bodinggraben liegt in einem der schönsten Talschlüsse im Nationalpark Kalkalpen.

Vom Wasser verursachte Auswaschungen im Gestein – so genannte Bottiche (Volksmund „Bodinge“) – prägen die Schluchtlandschaft. Und so kam der Bodinggraben zu seinem Namen.

Beim Aussteigen aus den Fahrzeugen konnte man sofort das angenehme und herrliche Rauschen der „krummen Steyrling“ vernehmen. Dieser Fluss ist ein östlicher Nebenfluss der Steyr. Sie entspringt im Sengsengebirge nordöstlich von Windischgarsten im Gemeindegebiet von Rosenau am Hengstpaß. Durch ein nur dünn besiedeltes Tal fließt sie in nordwestlicher Richtung bis nach Molln, wo sie von rechts in die Steyr mündet. Der Fluss wird unter anderem von Bach- und Regenbogenforellen sowie Äschen besiedelt. Außerdem wird schon über viele Jahrzehnte das Energiepotenzial des Flusses in mehreren Stufen von nahegelegenen Betrieben mittels Francis-Turbinen zur Stromerzeugung genutzt.

In dieser idyllischen Landschaft stießen weitere Teilnehmer der Wanderung zur Gruppe und so konnte die Tour in einem der schönsten Ecken des Nationalparks Kalkalpen gutgelaunt starten.

Einige Minuten war die Gruppe gemeinsam unterwegs und folgten dem Straßenverlauf Richtung Schaumbergalm, dann trennten sich ihre Wege. Eine Wandergruppe zweigte nach links in ein etwas anspruchvolleres Gelände ab. Dieser ziemlich steile Waldhang führte die Gruppe in Serpentinen nach oben zum Trämpl. Der Weg war doch etwas anspruchsvoller mit einigen Passagen mit höheren, steinigen Stufen, Wurzeln und sogar mit einer Seilgesicherten Strecke.

Der letzte Anstieg zum Trämpl auf 1424 m Seehöhe ist steil und mit schroffem Gestein versehen. Man wird aber mit einem herrlichen Panoramablick über das Reichraminger Hintergebirge und Sengsengebirge belohnt. Obwohl am Gipfel des Trämpl viel Platz vorhanden ist, muss man aufpassen, da es auf einer Seite des Gipfelkreuzes doch extrem steil nach unten geht. Nachdem die Gipfelgruppe die Aussicht genossen hat, alle Fotos geschossen wurden und der Eintrag im Gipfelbuch vorgenommen wurde, ging es nach unten, zur Schaumbergalm.

Der Trämpl liegt als Felsklotz wie eine Kugel auf einem Gugelhupf. Er hat keine Verbindung zum Untergestein. In einigen tausend Jahren wird er wahrscheinlich im Tal landen.

Die zweite Gruppe wählte die leichtere Route und machte sich auf den

langgezogenen Serpentinen der Forststraße in Richtung der bewirtschafteten Schaumbergalm auf. Da es im Tal sehr schwül war, war man nach einigen Minuten schon durchgeschwitzt. Aber je weiter man noch oben kam, wurde die Luft angenehmer und kühler. Und auch die Aussicht wurde immer grandioser. Es bot sich ein schöner Ausblick in den Bodinggraben und auf die gegenüberliegende Zaglbauernalm. Zwischendurch gab es auch immer wieder etwas Kräuterkunde. Bald kam man auf das Weidegebiet der Schaumbergalm. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf den Steyrsteg, das Sengsengebirge mit dem Hohen Nock und den Kleinen Größtenberg.

Die Ankunft der Gruppe bei der Hütte wurde musikalisch begleitet vom Gebimmel der Kuhglocken des Weideviehs auf den Almwiesen. Die Tiere, etwa 70 Stück genießen die Sommerfrische auf der Schaumbergalm auf 1150 Meter Seehöhe.

Die Schaumbergalm gilt als eine der schönsten Almen im oberösterreichischen Alpenvorland. Sie liegt inmitten des Nationalparks Kalkalpen zwischen dem Größtenberg (1.724 Meter) und dem Trämpl (1.424 Meter)

Die müden Wanderer machten es sich bei der Hütte bei einer kleinen Jause bequem und warteten auf die Gipfelstürmer von der anderen Gruppe. Was auch hier nicht fehlte, war das angenehme Rinnen des Gebirgswassers in einem Wasser- oder Brunntrog. Auch die Getränke waren im Trog zum Kühlen eingelagert. Nachdem auch die andere Gruppe eingetroffen war, gönnten auch sie sich eine Rast mit einer kleinen Jause und nachdem die Getränkeflaschen mit dem Bergwasser gefüllt waren, machte man sich auf dem Rückweg zum Jagahäusl. Diesmal marschierten alle auf der Forststraße talwärts.

Beim Jagahäusl gab es dann eine längere Rast und man konnte die wunderbare und ruhige Gegend auf sich wirken lassen. Man muss sich bewusst sein, dass man in solchen Gegenden mit Strom sparsam umgeht und man sicher keinen Empfang am Smartphone hat. Deshalb sollte man seine Wanderkarten offline speichern und sich bewusst sein, dass nur der Euronotruf funktioniert.

Auch diese, vom OÖ Blindensportclub, toll organisierte Bergtour ging einmal zu Ende und die Teilnehmer machten sich auf ihre Wege nach Hause.

Ein großes Danke geht an die Begleiter und Organisatoren dieser Touren. Ohne deren Erfahrungen und sozialen Engagement wäre es für Blinde und Sehbehinderte nicht möglich, solche wunderbaren Erfahrungen zu sammeln und kennen zu lernen. Und man hat mit dieser Unterstützung immer das Gefühl, sicher Unterwegs zu sein.

Natürlich freuen sie sich schon auf die nächsten Touren.

© Juli 2022 by Gerhard Hojas

Ein Rundgang mit Blinden, Sehbehinderten und Begleitpersonen am HBF Linz

Nach fast genau 3 Jahren war es wieder so weit. freiraum-europa und die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs führten gemeinsam eine Führung für Blinde, Sehbehinderte und dessen Begleitpersonen am Hauptbahnhof Linz durch.

Eine ansehnliche Gruppe traf sich an einem Mittwochnachmittag bei der Säule mit dem Blindenlogo und harrte der Dinge, die auf sie zukommen werden. Hier befindet sich auch der Infopoint der ÖBB sowie die vier Lifte, die in die obere Ebene und nach unten zur Straßenbahn führen.

Der HBF Linz besteht aus 3 Ebenen. Die erste Ebene ist der Haupteingang mit dem Bahnhofsvorplatz und den Taxiständen. Hier befindet sich auch der Terminaltower. Mit 98,5 Metern, nach dem Mariendom, das zweithöchste Gebäude in Linz. In der untersten Ebene befinden sich die Straßenbahnhaltestellen der Linz AG. Und in der mittleren Ebene spielt sich am HBF Linz alles ab.

Der Bahnhof Linz ist komplett barrierefrei. Man kommt entweder auf Stiegen, Rolltreppen oder Liften an sein gewünschtes Ziel.

Es gibt einige wichtige Einrichtungen, die ein Bahnhof unbedingt haben soll. Darunter fallen ganz besonders die Einrichtungen zum Erwerb der Fahrkarten. Am HBF Linz kann man sich die Fahrkarten in der Kassenhalle der ÖBB, beim Westshop der Westbahn und in den Trafiken für FlixBus und den Linz AG Linien holen.

In der Kassenhalle der ÖBB gibt es ein besonderes Service für Blinde und Sehbehinderte. Ungefähr 2 Meter nach dem Eingang befindet sich eine taktile Auffanglinie. Die „gekennzeichnete“ Blinde oder Sehbehinderte Person braucht bei dieser Linie nur warten und wird von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern der Bahn abgeholt und auch wieder nach draußen begleitet. Dieses Service funktioniert hervorragend. Eine weitere Möglichkeit, als Blinde oder Sehbehinderte Person an eine Fahrkarte zu kommen, sind die 6 Fahrscheinautomaten in der Halle direkt beim Infopoint. Alle Fahrscheinautomaten der ÖBB sind mit einer taktilen Telefonnummer und einer Automatennummer beschriftet. Diese Hinweise sind auch in Blindenschrift vorhanden. Die Blinde oder Sehbehinderte Person ruft unter der angegebenen ‚Telefonnummer an, gibt die Automatennummer und das Fahrziel bekannt und das Servicepersonal der Bahn bedient diesen Automaten. Nachdem man bezahlt hat, wird die Karte ausgedruckt. Das funktioniert auf allen Bahnhöfen der ÖBB. Einer dieser Automaten ist für Menschen im Rollstuhl und für kleinwüchsige Menschen tiefer gesetzt.

Man soll sich überlegen, wo man sich Fahrkarten kauft. Wer die Möglichkeit hat, soll sich die Karten entweder am Computer oder am Smartphone per App kaufen. Das kann einen großen Preisunterschied ausmachen. Für eine Fahrt nach Graz hätte ich in einer Trafik 25 Euro bezahlt, über die App am Smartphone hat mir die Fahrt nur 9 Euro gekostet.

Eine weitere wichtige Einrichtung für Blinde und Sehbehinderte sind die Bankomaten mit Sprachausgabe. Es befinden sich fünf Stück davon im und beim Bahnhof. Auf der Seite der Lifte oder der Kassenhalle befindet sich eine taktile Bodeninformation (TBI) die mich in westliche Richtung zum Spar führt.  Auf dieser Seite befindet sich das Foyer der Sprdabank. Hier befinden sich zwei Bankomaten mit Sprachausgabe.  Die Funktionsweise wurde mit einem angeschlossenen Lautsprecher demonstriert. Da bei der Eingabe die Pin nicht gesprochen wird, konnte sogar ein Geldbetrag abgehoben werden.

Anmerkung: Der kleine Lautsprecher in Form eines Fasses war bereits 2015 bei der Anton Bruckner Sinfoniewanderung von Ansfelden nach St.Florian dabei. Und bei jeder Stadion erklangen die entsprechenden Stücke von Bruckner.

Auch das AMS (Arbeitsmarktservice) hat im Hauptbahnhof eine Außenstelle. Außer einer Beratung kann man alle sonstigen Services in Anspruch nehmen. Arbeitssuche, Bewerbungen schreiben, Lebensläufe und andere Dokumente kontrollieren lassen.

Auf der westlichen Seite, beim Spar, befindet sich ein Zugang zu den Bahnsteigen. Hier befinden sich die Zugänge mit den Rolltreppen. Außerdem findet man hier auch einen Wartebereich mit Sitzmöglichkeiten.

Wir gingen von dieser Seite bei den Bahnsteigen 5 und 6 zurück zum östlichen Zugang. Hier befinden sich die Lifte. Auf dieser Seite befinden sich bei der Stiege auch sehr tiefhängende Ankunfts- und Abfahrtsmonitore mit sehr großer Schrift. Ebenfalls befinden sich auf dieser Seite die Notrufsäulen. Helmut erklärte uns bei den Handläufen die Bedeutung der taktilen Schriftzeichen. Jedenfalls erkennt man an dieser Beschriftung für die Blinden und Sehbehinderten, in welcher Richtung man zur Bahnhofshalle kommt.

Beim Zugang zu den Bahnsteigen auf der östlichen Seite befindet sich der Westshop der Westbahn und zwei weitere Geldautomaten mit Sprachausgabe. Diese Automaten werden von der Raika betrieben und sind mit NFC-Lesern ausgestattet. Ich persönlich finde diese Automaten für Blinde und Sehbehinderte zum Abheben sicherer, da doch immer Personal von der Westbahn in der Nähe ist. Beim Westshop können Blinde und Sehbehinderte Linzbesucherinnen und Linzbesucher kostenlos einen Funkhandsender abholen.

Ebenfalls auf der östlichen Seite befindet sich eine WC-Anlage mit einem Behinderten-WC, dass man mit dem Euro-Key aufsperren kann. Außerdem befindet sich auch ein Rufknopf bei der Tür. Falls man einmal den Schlüssel vergessen hat.

Gegenüber der WC-Anlage befinden sich die Schließfächer, die aber für Blinde nicht barrierefrei sind.

Wenn man hier weitergeht kommt man zum Busterminal, zu den Bahnsteigen 1, 2, 21 und 22 sowie zum Zugang zur Tiefgarage mit sehr vielen Behindertenparkplätzen. Wenn man hier mit einem Taxi ankommt, ist man sofort in der Bahnhofshalle und man erspart sich sehr viel Zeit. Hier sind auch Ankunfts- und Abfahrtsmonitore mit sehr großer Schrift montiert. Hier befinden sich weitere Schließfächer, die ebenfalls für Blinde und Sehbehinderte untauglich sind.

Vor dem Zugang zu den WC-Anlagen und den Schließfächern befindet sich links ein McDonalds. Daran kann man sich orientieren, dann kommt man auch zur Stiege und den Rolltreppen für die Straßenbahnhaltestelle Richtung Stadteinwärts.

Ebenfalls kommt man hier entlang der TBI zur Kärntnerstraße. Links befindet sich die People Bar und rechts das seit 2015 geschlossene Lokal Drehscheibe. Nach

den automatischen Türen steht man vor dem Lift, der Stiege oder den Rolltreppen  um zum Landesdienstleistungszentrum (LDZ) oder zur Bushaltestelle Kärntnerstraße der Linz AG Linien zu gelangen.

Wenn man sich hier am unteren Ende bei der Stiege und den Rolltreppen befindet, hat man die Möglichkeit zu den Straßenbahnhaltestellen in beide Fahrtrichtungen zu gelangen. Es befinden sich links und rechts Türen, die zu einer Stiege und dann in den Haltestellenbereich führen. Das hat den Vorteil, wenn es zum Schienenersatzverkehr kommt, kann man von der Bushaltestelle Kärntnerstraße direkt zu den Straßenbahnhaltestellen gelangen und man muss nicht durch die Bahnhofshalle. Und man erspart sich sehr viel Zeit. Wenn man von der Bushaltestelle Kärntnerstraße kommt und man fährt mit der Straßenbahn Richtung Traun oder Auwiesen, muss man den rechten Stiegenabgang nehmen. Man kommt dann ans Ende der Straßenbahn.

Man kann von dieser Seite auch die Kärntnerstraße unterqueren und kommt zum Lift oder zur Stiege Richtung Böhmerwaldstraße und ist direkt bei der Bushaltestelle Kärntnerstraße Richtung Froschberg. Man erspart sich dadurch die Querung der starkbefahrenen Kärntnerstraße.

So fuhren wir mit der Rolltreppe nach oben und standen vor dem Landesdienstleistungszentrum (LDZ). Von dieser Stelle erreicht man die einige Meter entfernte Bushaltestelle Kärntnerstraße, die bei einem Schienenersatzverkehr angefahren wird. Ebenfalls kommt man von hier zum Wissensturm, zum Hotel Ibis und zum Hotel zur Lokomotive. Direkt beim Wissensturm befindet sich die Haltestelle von FlixBus. Weiters befindet sich hier die Kreuzung Kärntnerstraße – Postzufahrt. Diese Kreuzung ist mit einer ATAS ausgestattet. Wenn man sich genau in die entgegengesetzte Richtung bewegt kommt man nach einigen Metern zur Kreuzung Kärntnerstraße – Buszufahrt LDZ. Hier fahren die Busse in das Busterminal. Auch als Fußgänger kommt man hier zum Busterminal. Ebenfalls ist diese Kreuzung mit einer ATAS ausgestattet. Weiters kommt man von hier in wenigen Minuten zum Volksgarten und zum Musiktheater.

Der Aufgang zum Eingang des LDZ ist imponierend. Die breite und lange Stiege, die zwei langen Rolltreppen und der Lift locken die Kunden und Gäste zum Hochkommen ein. Der Blickpunkt ist die Schlange aus Metall, die sich auf der Stiege schlängelt. Das war auch das Ziel. Diese Schlange wurde genau über einer TBI aufgestellt, wodurch dieses logischerweise unterbrochen wurde. Diesbezüglich war am Tag der Sehbehinderung 2018 ein Bericht in den OÖ Nachrichten. (Drüberspringen kann ich nicht!). Weder das Land OÖ noch der Künstler haben darauf reagiert. Es ist noch nicht so lange her, da konnte man diesem Bereich jederzeit betreten. Da die Menschen hier aber ihren Mist nicht mitgenommen haben und dementsprechend alles verdreckt und vermüllt wurde, wurde der Zugang mit einem Glasverbau verkleidet und man kann nur mehr zu dem Öffnungszeiten diesem Bereich betreten.

Vom LDZ kommt man wieder direkt zum östlichen Eingang beim Bahnhof.  Hier befindet sich der fünfte Bankomat mit Sprachausgabe. Er ist im Außenbereich bei der Hypo angebracht. Kann ich aber nicht empfehlen, da hier doch einige zwielichtige Gestalten herumlaufen. Links kommt man wieder zum Busterminal und rechts geht es zum Eingang in das Bahnhofsgebäude. Auf dieser Seite, beim Restaurant „Stellwerk“, früher war hier das Cafe Paris, befindet sich der östliche Eingang in das Bahnhofsgebäude auf der oberen Ebene. Hier findet man wieder eine TBI, die mich zu den Liften führt. Da auf dieser Ebene kein geschlossener Boden vorhanden ist, kann man auf die untere Ebene blicken. Es ist alles mit einem Geländer umgeben. An diesem Geländer kann man sich gut orientieren und sich mit einer Hand am Geländer entlang führen lassen.

Auf meine Frage: „Wer weiß, warum dieses Geländer „ballig“ ist?“, gab es keine Antwort. Weil sie mit „ballig“ nichts anfangen konnten. „Bauchig“ wurde dann verstanden. Ich kenne „ballig“ seit meiner Lehrzeit als Maschinenschlosser und da war „bauchig“ kein Fachbegriff. Der Grund des bauchigen Geländers ist ganz einfach. Man kann darauf nichts abstellen und somit kann auch nichts auf die darunter befindlichen Personen fallen.

Auf dieser Seite beim Restaurant befindet sich das zweite Behinderten-WC.  Man geht vom Eingang bis zur gegenübeliegenden Wand. Links befindet sich eine Tür mit dem Zeichen „Eintritt verboten“ und da muss man rein. In diesem Bereich befanden sich einmal ein Sexshop und ein Wettbüro.

Wenn man sich rechts weiterbewegt, mit der Hand am bauchigen Geländer, kommt man zur ersten Auffanglinie für die beiden Lifte in die mittlere Ebene und zur Straßenbahnhaltestelle Stadteinwärts. Die nächste Auffanglinie zeigt mir die beiden Lifte für die Straßenbahnhaltestelle Richtung Süden und Traun an.

Anmerkung: taktile Bodeninformationen führen mich bei Liften immer zu den Rufknöpfen und bei Stiegen immer zu den Geländern. Wenn alles fachmännisch ausgeführt wurde.

Jetzt kann man schon das Blumengeschäft riechen. Hier befindet man sich in der Mitte der Bahnhofshalle in der oberen Ebene. Nach rechts kommt man zum Haupteingang und zum Bahnhofsvorplatz, wo die zwei Löwen aufgestellt sind. Weiters führen hier zwei Stiegen in die mittlere Ebene. Ebenfalls gibt es hier zwei Rolltreppen.  Wenn man das Gebäude betritt, führt die linke Rolltreppe nach unten und ich bin genau bei der Kassenhalle, oder dort, wo unsere Führung begann. Die gegenübeliegende Rolltreppe führt von unten nach oben.

Genau gegenüber des Haupteinganges befindet sich ein Warteraum für die ÖBB-Kunden. Dieser Raum ist sehr ruhig und angenehm. Er ist um einiges gemütlicher, als der Wartebereich in der mittleren Ebene auf Höhe des Spar. Dieser Warteraum ist auch an eine TBI angebunden.

Wenn man jetzt weitergeht, muss man sich am Geländer orientieren. Das soll aber kein Problem sein, da keine Stolperfallen im Weg sind. So könnte man die obere Ebene problemlos umrunden. Jedenfalls kommt man an einem Frisörgeschäft und einer Apotheke vorbei. Am Ende auf der westlichen Seite befindet sich links das Fundbüro der ÖBB. Hier kann man die Fundsachen, die man in den Zügen oder im Bahnhofsgebäude gefunden hat, abgeben. Andere Fundsachen muss man zum Wissensturm bringen.

An dieser Stelle sollte man aufpassen, da sich hier auch ein Zugang zur Polizeiinspektion befindet. Da können die Einsatzkräfte schon mit einem „Hurra“ herausstürmen.

Auf dieser Seite befand sich auch einmal eine Filiale der Spardabank. Genau darunter befindet sich der Supermarkt Spar. Und hier befindet sich auch der westliche Aus- und Eingang zum Bahnhof. Wenn man hier vor das Gebäude tritt, kommt man links zum Terminaltower mit dem Finanzamt und der Pensionsversicherungsanstalt. Weiters kommt man zum Postamt.

Ebenfalls, nur einige Meter entfernt, befindet sich der Eingang zur Polizeiinspektion. Die Tür ist links und rechts mit schweren und dicken Säulen abgesichert. Der Grund ist eigentlich sehr simpel. Wenn Passanten hier vorbeikommen, müssen sie der Tür weit ausweichen. Und wenn die Polizei bei einem Einsatz die Tür schnell aufreißen muss, kann sie niemanden treffen. Logischerweise muss die Tür nach außen aufgehen.

Anmerkung: Bei meiner Tätigkeit in der Erwachsenenbildung war ich auch sehr lange in der Muldenstraße tätig. Dieser alte Vierkanter hat sehr viele schmale Gänge und alle Türen gehen nach außen auf. Bei einer Pause riss ein Teilnehmer die Tür auf und man hörte nur mehr ein krachen. Einige Personen standen verdattert herum und einer lag wie ein Käfer am Boden. Neben meinem EDV-Raum befand sich die Übungsfirma und die wurde gerne von ausländischen Schulungseinrichtungen besucht. Der Käfer am Boden war der Gewerkschaftsboss von Moskau. Unser Betriebsrat ist damals viele Tode gestorben. Damals ist der Begriff „Getürlt“ entstanden und hat sich bis heute gehalten. Und damit bei der Polizeiinspektion beim Bahnhof niemand „Getürlt“ wird, ist die Tür abgesichert.

Wenn man vom westlichen Zugang bei der TBI nach rechts geht, kommt man zu einem sehr großen Aufmerksamkeitsfeld. Bei diesem Feld steht das erste Taxi beim Haupteingang. Hier befindet sich auch eine Notrufsäule.

Somit sind wir wieder beim Haupteingang und an Ende der Führung angelangt.

Diese Führung war auch eine gute Gelegenheit, sich kennenzulernen. Schließlich haben sich hier verschiedene Einrichtungen getroffen um gemeinsam vielleicht etwas neues kennenzulernen. Waren doch freiraum-europa, die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs, die Blindenpastoral, das RISS und Mitglieder des BSV vertreten.

Da wir uns auch als Botschafter der Blinden und Sehbehinderten verstehen, gab es anschließend auch einen gemütlichen Abschluss in der People Bar. Da in diesem Lokal oft Blinde und Sehbehinderte verkehren, ist hier der Umgang mit dieser Gruppe für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kein Problem. Das gilt auch für das Stellwerk oder die Bäckerei Kandur. Auch hier sind Blinde und Sehbehinderte als Brückenbauer unterwegs. Nur so kann man die Öffentlichkeit sensibilisieren. Die Blinden und Sehbehinderten müssen zu den Menschen gehen und nicht umgekehrt. Wir wollen doch etwas von ihnen.

Ich werde bei meinen Veranstaltungen dieses Konzept beibehalten. Es funktioniert sehr gut.

Wir bedanken uns bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Veranstaltung und hoffen, es hat ihnen genauso viel Spaß gemacht wie uns.

© Juli 2022 by Gerhard Hojas

Wallfahrt zur heiligen Ottilie am Kollmitzberg im Mostviertel am 11.06.2022

Am Samstag, 11.06.2022 war es wieder so weit. Eine Gruppe Wallfahreinnen und Wallfahrern der Blindenpastoral Linz unter der Leitung von Monika Aufreiter machte sich auf dem Weg nach Amstetten in Niederösterreich. Das genaue Ziel war die Kirche am Kollmitzberg der Heiligen Ottilie.

Um 08:00 Uhr ging es mit dem Reisebus der Firma Hehenberger und der beliebten Busfahrerin Renate, vom Treffpunkt beim Stellwerk Café Bistro am HBF Linz los. Beim Bahnhof Amstetten wurde ein kurzer Stopp eingelegt, da 4 weitere Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus Richtung Wien kommend im Bus zustiegen. Darunter auch die Leiterin des Blindenapostolats Österreich, Henriette Etzenberger.

Bei der Ankunft in Kollmitzberg wurden wir schon vom Leiter des Blindenapostolats St. Pölten, Heinz Kellner und von Hermine Mittermair erwartet.

Etwas zu Kollmitzberg:

Kollmitzberg liegt in der Marktgemeinde Ardagger an der Moststraße und gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte weit und breit. Man genießt hier nahezu freie Sicht in alle Himmelsrichtungen – vom Schneeberg bis zum Traunstein und über das Donauland bis weit ins böhmische Massiv. Der 469 m hohe Berg ist ein Ausläufer des böhmischen Massivs auf dem rechten Donauufer. Verschwommene Verwallungen zeigen, dass der Kollmitzberg als Ganzes einmal eine Wallburg gewesen sein dürfte (laut Bodenforschungen des Bundesdenkmalamtes). Auch die Kirche war einst eine Wehrkirche. Ihr Turm hat 2 m dicke Mauern. Auf gut übersichtlichen Plätzen hatte man früher Beobachtungsstände, die dazu errichtet waren, Feinde so früh wie möglich zu erkennen.

Um 09:45 Uhr wurde in der Wallfahrtskirche mit unserem Blindenseelsorger Franz Lindorfer die Heilige Messe gefeiert. Hier gilt ein besonderer Dank Herrn Reinhard Amon.  Er ist kurzfristig als Organist eingesprungen und hat mit seinem fabelhaften Orgelspiel alle Anwesenden erfreut.

Anschließend erklärte Hermine Mittermair die Geschichte der Wallfahrtskirche und zur heiligen Ottilie, die Schutzpatronin der Sehbehinderten und Blinden.

Die weithin sichtbare Wallfahrtskirche zur Heilligen Ottilie am Kollmitzberg in der Marktgemeinde Ardagger im Bezirk Amstetten wurde 1260 erstmals erwähnt und gilt bereits seit dem Mittelalter als beliebte Pilgerstätte. Sie ist die einzige der heiligen Ottilie geweihte römisch-katholische Wallfahrtskirche in Österreich und gehört zum Dekanat Amstetten in der Diözese St. Pölten.

Die Kirche hat ein gotisches Presbyterium mit Maßwerkfenstern und Netzrippen sowie einem Sakramentshäuschen und einer Ottilien-Statue. Seit 1691 finden Wallfahrten zur heiligen Ottilie statt, die besonders bei Augenleiden angerufen wird.

Etwas zur Ausstattung der Kirche:

Ottilienaltar:

Gegenüber dem Südeingang befindet sich der Ottilienaltar mit einer geschnitzten, vergoldeten, spätgotischen Sitzplastik der Kirchenpatronin entstanden um 1500. Sie zeigt die Schutzpatronin gegen Augenleiden mit ihrem Attribut, der geöffneten Bibel mit einem Augenpaar. Wahrscheinlich war die Figur Teil eines größeren gotischen Flügelaltars, welcher aber in der Barockzeit abhanden kam.

Deckenbilder:

Die Deckenbilder im Langhaus stammen vom Wiener Maler Franz Pitza. Sie wurden im Jahr 1955 geschaffen und zeigen Szenen aus dem Leben der hl. Ottilia.

Sakramentshäuschen:

Die Schmiedeeisentür des 6 m hohen Sakramentshäuschens an der nördlichen Chorwand zeigt die Jahreszahl seiner vermutlichen Entstehung 1492. Es diente zur Aufbewahrung der geweihten Hostien, verlor aber dann seine Funktion im Zuge der liturgischen Neuordnung im Konzil von Trient.

Die heilige Ottilie:

Die heilige Ottilia lebte vor rund 1300 Jahren im Elsass. Sie wurde blind geboren – was damals wohl ein noch schlimmeres Schicksal als heute bedeutete. Im Augenblick ihrer Taufe soll sie dann aber, so heißt es, auf wunderbare Weise ihr Augenlicht erlangt haben. Später wurde Ottilia Äbtissin und stand zwei Klöstern vor. Der Kult der inzwischen Heilig gesprochenen Ottilia als Helferin bei Augenleiden war im Mittelalter vor allem in Süddeutschland weit verbreitet.

Die Legende berichtet, dass ihr als gewalttätig bekannter Vater seine blind geborene Tochter Odilia töten lassen wollte, die Mutter Bethsvinda sie aber retten konnte und durch eine Amme in das Kloster Palma – wohl das heutige Baume-les-Dames am Doubs – bringen ließ. Dort wurde Odilia das Augenlicht geschenkt, als der durch einen Engel zu ihr gewiesene Wanderbischof Erhard von Regensburg sie

Auch dem Ottilienwasser, das auf dem Kollmitzberg entspringt, wird eine heilende Wirkung zugesprochen, die vor allem Augenleiden lindern soll.

Nach diesen interessanten Einblicken und Eindrücken machten wir uns  bereit zum Abgang zum Augenblickeweg.

Der Kollmitzberg selbst stellt aufgrund seiner weiträumigen Sichtbarkeit einen regionalen Blickpunkt sowie einen Aussichtspunkt dar, der ein 360 Grad-Panorama bietet.

Vor diesem Hintergrund wurde der „Augenblicke“-Themenweg angelegt. In acht Stationen sind die Besucher eingeladen, auf dem Kollmitzberg besondere Augenblicke zu erleben. Bei der ersten Station in der Wallfahrtskirche geht es um den „Blick ins Innere“. Zweite Station ist der „Donaublick“ mit Panorama zum Donautal, Machland und Strudengau, gefolgt vom „Blick nach oben“ auf der Bergkuppe des Kollmitzbergs: ein idealer Ort, um das Wetterphänomen Wind genauer zu erforschen.

Nächste Station ist der „Heilende Augen-Blick“ am Augenbründl der Heiligen Ottilia in der Nähe des Feuerwehrhauses. Jedenfalls warteten auf uns noch folgende Blicke: „Alpenblick“, „Seitenblick“, „Blick nach unten“ und „Blick zurück“. Entlang des Weges gab es viele Bänke zum Entspannen sowie Fernrohre, um das Rundum-Panorama in vollen Zügen genießen zu können.

Weniger beschaulich, aber dafür sehr unterhaltsam geht es am Kollmitzberg an einem Wochenende im September zu: dann findet der traditionsreiche Kollmitzberger Kirtag mit knapp 300 Ausstellern und über 30.000 Besuchern statt! Übrigens: der Kirtag dauerte im 17. Jahrhundert bis zu 14 Tage. Unter anderem kamen an die 100 Schuster aus dem ganzen Land, boten ihr Schuhwerk an und kauften Rohleder von Händlern. Aus dieser Zeit stammt der Begriff „Schusterkirtag“. Eine spezielle Schuh-Kunstinstallation am Rand des Themenweges erinnert daran.

Jetzt hatten wir uns eine gemütliche Rast und ein gutes Mittagessen im Gasthof zur Donaubrücke verdient. Dieser befindet sich mitten im malerischen Donautal, an der Donaubrücke, welche das Mostviertel mit dem unteren Mühlviertel verbindet. Von hier kann man den unvergesslichen Blick auf die Stadt Grein und das Schloss Greinburg genießen. Auch führt der Donauradwanderweg Passau – Wien direkt hier vorbei.

Was haben „Grüne Hoyerswerder, Frühe Schweizerbergamotte, Grüne Magdalene, Kleine Muskateller, Herzogin von Angouleme oder Stuttgarter Gaishirtle“ gemeinsam? Sie sind, wie die „Müskierte Pomeranzenbirne“ alles Birnensorten. Das konnten wir alles nach unserer Rast lernen.

Da wir uns im Zentrum der niederösterreichischen Moststraße befanden, war unser nächster Programmpunkt das MostBirnHaus. Hier erfuhren wir alles über die Birne. Von der Blüte bis zum fertigen Produkt konnten wir alle Schritte miterleben. Aber auch das Leben mit der Birne wurde uns kurzweilig und interessant nähergebracht.

In der Ausstellung eingebunden ist auch das „God’n Haus“.

Im Mostviertel nahmen die God’nleute (Taufpaten) traditionellerweise eine wichtige Rolle im Familienleben ein. Sie standen dem Täufling in vielen Lebensfragen zur Seite und warfen ein achtsames Auge auf das Kind. Am God‘ntag wurden Bekannte und Verwandte eingeladen und es gab immer nur besonderes Geschirr, Most und Essen.

Auch uns hat die God’n zum geselligen God‘ntag in ihr kleines Häuschen eingeladen. Der Tisch war gedeckt und man hatte das Gefühl, dass im nächsten Augenblick die komplette Verwandtschaft auf Besuch zur God’n kommt. Jedenfalls war es ein faszinierender Besuch in der Vergangenheit.

Ebenso der Besuch im Mostkeller. Man musste eine schmale und steile Treppe hinuntersteigen. Und dabei, wie es früher so war, den Kopf einziehen. Dann stand man in einem wunderbaren gemauerten Gewölbe. Es war alles vorhanden. Die Mostfässer, die Mostflaschen und alles, was in solchen Räumlichkeiten vorkommen muss. Was ich persönlich nicht fand, war eine Mostpippn oder Gärgläser. Aber was sofort in die Nase Stach, war der typische Geruch solcher Keller. Den vergisst man sein Leben nie mehr.

Anschließend gab es eine Birnenmostverkostung und natürlich auch eine Saftverkostung in der „Spezerei“.

„Spezerei“ ist ein heute kaum gebräuchlich aus dem Mittelhochdeutschen stammender Begriff für Gewürzwaren. Er wurde auch für Lebensmittel- oder Gemischtwarenläden verwendet.

Zum Abschluss des Tages besuchten wir noch das Stift Ardagger. Ob die spätromanische Architektur, der einzigartige Kreuzgang, die unterirdische Säulenkrypta oder das Margaretenfenster, das bedeutendste Glasgemäldefenster der Romanik, dieses Stift ist ein vielfältiger Genuss und immer einen Besuch wert.

Auch diese Wallfahrt hatte einmal ein Ende und so kamen wir, zwar etwas müde und erschöpft, Samstag abend pünktlich beim HBF Linz an.

Es war ein gelungener und lehrreicher Tag. Der ohne der Organisation und Leitung von Monika Aufreiter, so nicht möglich gewesen wäre. Ein Danke an Franz Lindorfer für seine Messen, die immer zum Nachdenken anregen. Auch ein Danke an Reinhard Amon für sein tolles Orgelspiel. Und ein besonderer Dank gilt Hermine Mittermair für ihre Führungen und Erklärungen, die maßgeblich am Gelingen des Tages beitrugen. Ebenfalls ein Danke an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus St. Pöten und Wien, die sich den Oberösterreichern anschlossen.

Und natürlich ein großer und besonderer Dank an die Begleitpersonen. Ohne denen wären solche Unternehmungen nicht möglich. Natürlich darf man Renate, unsere Busfahrerin nicht vergessen, auch ihr ein Danke.

Bei der Recherche für diesem Bericht bin ich auf das „MostWiki“ gestoßen.

Link zum MostWiki: https://www.mostwiki.at/

© Juni 2022 by Gerhard Hojas